Demografie 2

Cards (18)

  • Haushalt = Verbindung von Personen aufgrund gemeinsamen Wohnens & Wirtschaftens
  • Familie = dauerhaft angelegte Verbindung von Personen mit eigenen (bzw. Stief- oder Adoptiv-) Kindern; d.h. Eltern-Kind-Gemeinschaft
  • Lebensform = Art des alltäglichen Zusammenlebens von Personen nach Maßgabe von…
    • Haushaltsgröße: Ein- vs. Mehrpersonenhaushalte
    • Generationenzusammenhang: Ein-, Zwei-, Dreigenerationenhaushalte
    • Elternschaft: Versorgung von (eigenen, minderjährigen) Kindern ja/nein
    • Institutionalisierung von Intimität: Partnerlos, LAT („Living-apart-together“), NEL („Nicht-Eheliche Lebensgemeinschaft“), Lebenspartnerschaft, Ehe
    • Geschlecht
    • z.T. Familienstand: ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet
    • z.T. Erwerbsstatus: vollzeit-, teilzeit-, nicht erwerbstätig
    • z.T. Alter
  • Lebensformen
    • familial vs. nicht-familial
    • z.T. haushaltsübergreifend (multilokal)
    • Variation im Lebensverlauf: Querschnittperspektive: Je nach Altersgruppe unterschiedliche Verteilungen; Längsschnittperspektive: Zeitpunkt und Dauer des Erlebens spezifischer Lebensformen variieren zwischen Individuen
    • Untersuchungseinheit beachten! Personen vs. Haushalte
  • Ungleichheitsrelevanz
    • Ressourcen-Pooling; Spezialisierung von Haushaltsmitgliedern
    • Kosteneinsparungen durch gemeinsames Wirtschaften
    • Rechtlicher Status (z.B. Steuern, Sorge- und Unterhaltspflichten)
  • Haushaltsgrößen im Zeitvergleich
  • Lebensformen in Deutschland 2018
  • Entwicklungstrends von Lebensformen
    • Pluralisierung = zunehmende distributive Vielfalt von Lebensformen
    • Ehen sind rückläufig, bleiben aber die dominante Lebensform
    • Bedeutungsgewinn nichtehelicher Lebensgemeinschaften (Kohabitation) seit 1980ern (als „Probe-Ehe“ oder eigene Lebensform)
    • Aufschub von Heirat & Familiengründung im Lebenslauf, v.a. bei Höhergebildeten (Lebensphase der Postadoleszenz)
    • Entkopplung von Heirat und Familiengründung (uneheliche Kinder)
  • Entwicklungstrends von Lebensformen
    • Zunahme von Alleinerziehenden (Frauenanteil 88%)
    • Zunahme von Stieffamilien
    • Zunahme gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften (ca. 1% aller Personen mit Partner*in im HH)
    • Leicht rückläufige Bindungsquote (Partnerschaften ≥1 Jahr)
    • Anstieg der Scheidungsziffer mit leichter Trendwende: ca. 35% der Ehen
    • Europäischer Vergleich: Kohabitation, uneheliche Kinder und Scheidungen v.a. in Skandinavien & Frankreich, weniger in Süd- & z.T. Osteuropa
  • Fertilität = Gesamtheit des Geburtenverhaltens, d.h. Zahl und Timing der Geburten von Frauen (und Männern)
  • Fertilität
    Periodenspezifische Betrachtung (Bezug: Kalenderjahr):
    • Altersspezifische Geburtenziffer = Geburten der Frauen im Alter X pro 1000 Frauen des Alters X im Jahr Y
    • Zusammengefasste Geburtenziffer (TFR = „total fertility rate“) = Summe der altersspezifischen Geburtenziffern der Altersgruppen 15-45 J.
  • Fertilität
    Kohortenspezifische Betrachtung (Bezug: Lebensverlauf)
    • Kohortenfertilität (CFR = „cohort fertility rate“) = Endgültige durchschnittliche Kinderzahl eines Geburtsjahrganges von Frauen in deren Lebensverlauf, d.h. am Ende des gebärfähigen Alters
  • Empirische Entwicklungen in DE:
    • Altersspezifische Geburtenziffern: Im hist. Vergleich findet ein Aufschub der „durchschnittlichen Geburt“ im Lebensverlauf der Mütter statt: Die meist. Kinder werden heute im Alter von 31 geboren, in den 1970 im Alter von 26-27
    • Total Fertility Rate: Seit fast 100 Jahren liegt die Geburtenziffer unter dem Bestandserhaltungsniveau, das die Elterngeneration quantitativ reproduzieren würde (heute: 2,1 Kinder je Frau). Ausnahme: „golden age of marriage“ (1950/60 Jahre). Seit Mitte 1970: TFR in WestDE relativ stabil bei 1,4; DDR bzw. Ostdeutschland schwankt stark
  • Empirische Entwicklungen in Deutschland
    • Kohortenfertilität: Für die Frauen der Geburtskohorten um 1970 liegt die endgültige Kinderzahl bei etwa 1,5.
    • Kinderzahl: Auffällig ist die Zunahme der Kinderlosigkeit. In den Kohorten um 1970 bleiben ca. 23% der Frauen kinderlos – im Westen (24%) mehr als im Osten (15%). Im Westen ist Kinderlosigkeit umso verbreiteter, je höher die Bildung einer Frau ist.
    • Welt: Abgesehen von Afrika nähert sich die TFR in allen Kontinenten dem Wert 2.
  • Erklärung der Fertilitätsmuster
    Theorien rationalen Handelns führen Kosten und Nutzen von Kindern als Erklärung der Fertilitätsmuster an:
    • Einkommens- und Sicherheitsnutzen ist für Eltern in Wohlfahrtsstaaten geringer; es überwiegt der Konsumnutzen („Freude“)
    • Direkte Kosten von Kindern -> Bei wirtschaftlicher Unsicherheit ist die Fertilität niedrig
    • Opportunitätskosten der Elternschaft -> Arbeitslosigkeit der Frau begünstigt Geburten
  • Erklärung der Fertilitätsmuster
    Institutionelle Erklärungen führen familienpolitische Maßnahmen an:
    • Die Richtung der Effekte von Einkommen und Bildung der Frau variiert je nach Länderkontext, d.h. nach der Unterstützung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie (De-/Familialismus) → Frauenerwerbstätigkeit ist ähnlich hoch, aber Fertilität unterschiedlich: Skandinavien vs. DE & AT
  • Erklärung der Fertilitätsmuster
    Kulturelle Erklärungen führen vorherrschende Werte und Normen an:
    • Religiosität begünstigt Geburten; Ehen sind kinderreicher als andere Lebensformen
    • Sozialisation von Familien- vs. Karrierepräferenzen
  • Erklärung der Fertilitätsmuster
    • Netzwerktheoretische Erklärung: Soziale Ansteckung beim Übergang zur Erstelternschaft
    • Praxistheorie stellt Rationalität in Frage und betont paardynamische Interaktion des Kinderkriegens, liefert aber keine Erklärung für o.g. Fertilitätsmuster