bio

Cards (553)

  • Systematik der Bakterien und Archaea:
    • Untersuchung der Diversität von Organismen und ihrer Verwandtschaftsbeziehungen
    • Beinhaltet Taxonomie und Phylogenie
  • Taxonomie:
    • Wissenschaft der Identifizierung, Klassifizierung und Nomenklatur von Organismen
  • Phylogenie:
    • Evolutionäre Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Organismen
  • 1978: Erste systematische Untersuchung phylogenetischer Beziehungen durch Carl R. Woese
    • Messung der evolutionären Beziehung anhand von Sequenzunterschieden in der ribosomalen RNA (rRNA) der kleinen Untereinheit des Ribosoms (16S/18S rRNA)
  • Warum rRNA?
    • Universell vorhanden
    • Funktionell konstant
    • Ausreichend konserviert (nur langsame Veränderung)
    • Ausreichend lang für Einblick in Verwandtschaftsbeziehungen
  • Geschichte der Kategorisierung von Organismen:
    • Zu Zeiten von Aristoteles: Pflanze oder Tier
    • 1735: Carl von Linné führt formales System der Klassifizierung in zwei Reiche ein: Plantae und Animalia
    • Im 19. Jh.: Carl von Nägeli schlägt vor, Bakterien und Pilze in das Pflanzenreich zu klassifizieren
    • Ernst Haeckl schlägt das Reich der Protisten vor (Bakterien, Protozoen, Algen, Pilze)
  • Änderung der Kategorisierung von Organismen:
    • 1937 Einführung des Begriffs "Prokaryoten", 1968 Vorschlag von Robert Murrays das Reich der Prokaryotae
    • 1969 Vorschlag von Robert Whittakers des 5-Reiche-Systems zur Klassifizierung
  • Nomenklatur:
    • Eindeutige Bezeichnung nötig für wissenschaftlichen Namen des Organismus
    • Binäres System: Jeder Organismus trägt zwei Namen (Gattungsname - Escherichia, Speziesname - coli)
  • Einteilung:
    • Bisher ca. 450.000 unterschiedliche Organismen identifiziert (Bakterien + Eukaryoten)
    • Definition prokaryotischer Spezies: Gruppe von Stämmen mit hoher Sequenzidentität in der 16S rRNA
  • Taxonomische Hierarchie:
    • Spezies, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse, Phylum, Domäne
  • Methoden zur Klassifizierung von Mikroorganismen:
    • Biologisches Spezieskonzept
    • Kombination von phänotypischen, genotypischen und phylogenetischen Daten
  • Evolutive Beziehungen der Mikroorganismen:
    • Analyse über Sequenzhomologie
    • Orthologe und Paraloge Gene
    • Genotypische Analyse der 16S rRNA
  • Phylum Euryarchaeota:
    • Gruppen mit unterschiedlicher Physiologie
    • Methanogene, extrem anaerob
    • Anaerobe Atmung: CO2 + 4 H2 => CH4 + 2 H2O
    • Beispiel: Thermoplasma
  • Systematik der Archaea:
    • Phyla: Crenarchaeota, Euryarchaeota, Nanoarchaeota, Korarchaeota, Thaumarchaeota
  • Archaea:
    • Acidophilste aller Prokaryoten: Picrophilus (vermögen bei pH 0.06 zu wachsen)
    • Euryarchaeota:
    • Ordnung: Thermococcales
    • Thermococcus Topt = 85-90 °C
    • Pyrococcus:
    • Heterotroph anaerob
    • Wächst optimal bei 100°C
    • Oxidiert Proteine, Stärke oder Maltose
    • Reduziert S° zu H2S oder H+ zu H2
    • Phylum: Crenarchaeota
    • Beispiel: Acidophile hyperthermophile Archaea - die Sulfolobales
    • Wächst in schwefelreichen geothermisch erhitzten Regionen bei Temperaturen von bis zu 90°C und bei pH-Werten von 1-5
    • Aerob, chemolithotroph
    • Oxidation von H2S oder S0 zu H2SO4
  • ASGARD Archaeen und Eukaryoten:
    • Große Ähnlichkeit zu Eukaryotenzellen
    • Ähnlichkeiten in DNA Replikations-, Transkriptions- und Translationssystemen
    • Enthalten Proteasom, Exosom, Ubiquitin-Modifikationssystem
    • ESCRT-Maschinerie
    • Mikrofilamente und Mikrotubuli als erste Bausteine eines Zytoskeletts
    • Kleine GTPasen als Regulatoren der eukaryotischen Transportmaschinerie
    • Zeitliche Abläufe der Eukaryogenese sind schwierig zu bestimmen, aber den Gengehalt der letzten ASGARDarchaeellen/eukaryotischen Vorläuferzelle zu bestimmen ist eher möglich
  • Bacteria:
    • Ca. 80 bekannte Phyla bei den Bacteria
    • Phylum: Proteobacteria
    • Größtes Phylum mit der größten metabolischen und morphologischen Vielfalt
    • Unterteilung in sechs verschiedene Klassen
    • Phototrophe Purpurbakterien:
    • Zwei Gruppen:
    • Purpurschwefelbakterien:
    • Nutzen H2S als Elektronendonator
    • Massenentwicklung bei hohen H2S Konzentrationen
    • Purpur-Nicht-Schwefelbakterien:
    • Können auch H2S in geringen Konzentrationen nutzen
    • Benutzen überwiegend organische Verbindungen als Elektronendonator
    • Nitrifizierende Bakterien:
    • Können chemolithoautotroph wachsen
    • Benutzen NH3 oder NO2- als Elektronendonator
    • Pseudomonaden:
    • Chemoorganotroph, Abbau vieler verschiedener komplexer organischer Verbindungen
    • Obligater Atmungsmetabolismus (aerob oder anaerob)
    • Essigsäurebakterien:
    • Acetobacter und Gluconobacter
    • Obligat aerob, zur Herstellung von Essig verwendet
  • Pathogene Proteobakterien:
    • Beispiele: Neisseria gonorrhoeae, Rickefsia rickefsii, Rickefsia prowazekii, Salmonella, Cholera
    • Übertragung durch Läuse, Zecken, Lebensmittel, Wasser
    • Fast alle sind obligate intrazelluläre Parasiten
  • Gram-positive Bakterien:
    • Nichtsporulierende Firmicutes:
    • Gruppe der Milchsäurebakterien
    • Homofermentative Milchsäurebakterien produzieren Milchsäure als einziges Fermentationsprodukt
    • Heterofermentative bilden neben Laktat auch Ethanol und CO2
    • Endosporenbildende Firmicutes:
    • Bekannte Gattungen: Clostridium, Bacillus
    • Können Endosporen ausbilden, um ungünstige Lebensbedingungen zu überstehen
  • Anaerobe Bakterien:
    • Vor allem im Boden vorhanden
    • Können Endosporen bilden, um ungünstige Lebensbedingungen zu überstehen
    • Fermentieren (Buttersäuregärung)
    • Bekannte Gattung: Bacillus (aerobe Lebensweise), auch im Boden vorhanden
  • Mollicutes:
    • Relativ kleine Organismen ohne Zellwand (Zellwand vermutlich sekundär verloren)
    • Bekannte Gattung: Mycoplasma
    • Viele pathogene Organismen, die in Tieren oder Pflanzen vorkommen
    • Kann aufgrund des Fehlens einer Zellwand 0,2 µm Filter passieren; verursacht manchmal Probleme bei Zellkulturen
  • Actinobacteria:
    • Wichtige Gattung: Corynebacterium
    • Aerobe, unbewegliche stäbchenförmige Organismen
    • Dicke säurefärbbare Zellwand mit Mycolsäuren und phenolischen Glycolipiden
    • Bilden charakteristische V-förmige Zellen aufgrund einer Schnappbewegung (Zellwand aus 2 Schichten aufgebaut)
    • Wichtige Gattung: Propionibacterium
    • Werden bei der Hartkäseherstellung, z. B. Emmentaler, verwendet
    • Wachsen fermentativ, z. B. im Darm oder Pansen von Wiederkäuern (Propionsäuregärung)
    • Vergären Zucker oder Laktat; Bildung von Propionsäure, Acetat und CO2 (für die Löcher im Käse verantwortlich)
    • Weitere wichtige Gattungen: Streptomyces, Actinomyces, Nocardia
    • Bilden myzelartige Strukturen
    • Ältere Kolonien bilden Luftmyzel mit Sporen über der Oberfläche der Kolonie
    • Bilden viele Antibiotika als Sekundärmetabolite
  • Phylum: Cyanobacteria
    • Wichtige Gattungen: Anabaena, Synechococcus, Oscillatoria
    • Ökologisch und morphologisch heterogene Gruppe oxygener, phototropher Bakterien (früher Blaualgen)
    • Verantwortlich für die Sauerstoffanreicherung der Atmosphäre
    • Bereiteten den Weg für die Evolution der Eukaryoten, deren Atmung von Sauerstoff abhängt
  • Phylum: Chlamydia
    • Wichtige Gattung: Chlamydia
    • Relativ kleine Gram-negative kokkoide Zellen, die als Elementarkörperchen (infektiöse Form) oder als Initialkörperchen (Vermehrungsform) vorliegen können
    • Obligate intrazelluläre Parasiten, die beim Menschen Atemwegs- und Geschlechtskrankheiten verursachen
  • Phylum: Planctomyces
    • Wichtige Gattungen: Planctomyces, Pirellula, Gemmata
    • Kein Murein, stattdessen S-Schicht mit cystein- und prolinreichen Proteinen
    • Aquatisch, mehrere Zellen sind über S-Del (aus Proteinen) miteinander verbunden, was Anheftung ermöglicht
    • Besitzen Ausstülpungen der Plasmamembran, nicht membranumgebene Strukturen im Zellinneren
  • Phylum: Grüne Schwefelbakterien
    • Wichtige Gattung: Chlorobium
    • Nicht bewegliche, strikt anaerobe phototrophe Bakterien
    • Verwenden H2S als Elektronendonator, Oxidation zu elementarem Schwefel außerhalb der Zelle
    • Chlorosomen enthalten hohe Konzentrationen an Bakteriochlorophyll c, d und e
    • Können bei sehr geringen Lichtintensitäten wachsen
  • Phylum: Spirochäten
    • Wichtige Gattungen: Spirochaeta, Treponema, Borrelia
    • Schraubenartig bewegliche, dicht zusammengedrehte, biegsame Bakterien
    • Besitzen Endoflagellen im periplasmatischen Raum entlang des Protoplasmazylinders
    • Teilweise pathogene Organismen wie Treponema pallidum (Syphilis) und Borrelia burgdorferi (Lyme)
  • Phylum: Deinococci
    • Wichtige Gattungen: Deinococcus, Thermus
    • Thermus aquaticus (Taq DNA-Polymerase wird in der PCR verwendet)
    • Deinococcus radiodurans ist ein extrem strahlenresistentes Bakterium
    • Gram-positiver Kokkus mit zusätzlicher äußerer Membran
    • Zellen sind rot gefärbt durch Carotinoide, die zur hohen Strahlenresistenz beitragen
    • Spezielle Genomanordnung ermöglicht effektive Reparatur eines fragmentierten Genoms durch Austausch mit benachbarter Zelle
  • Phylum: Grüne Nicht-Schwefel-Bakterien
    • Wichtige Gattung: Chloroflexus
    • Filamentöse anoxygene phototrophe Bakterien
    • Meist thermophil, phylogenetisch relativ ursprünglich
    • Ähnliche Pigmente und Chlorosomen wie bei Chlorobium
    • Können im Dunkeln auch aerob wachsen
  • Phylum: Thermotoga
    • Hyperthermophile Bakterien mit Wachstumsoptimum bei über 80 °C
    • Wichtige Gattung: Thermotoga
    • Wächst heterotroph in heißen Quellen
    • Stäbchenförmiges Bakterium, von einer scheidenförmigen Hülle (Toga) umgeben
    • Enthält ca. 20% archaeelle Gene durch horizontalen Gentransfer
  • Phylum: Aquifex
    • Hyperthermophile Bakterien mit Wachstumsoptimum bei über 80 °C
    • Wichtige Gattung: Aquifex
    • Wächst chemolithoautotroph, kann bis 95 °C wachsen
    • Mikroaerophil: Knallgasbakterium H2 + ½ O2 => H2O
  • Konzepte der Phylogenetischen Systematik:
    • Phylogenetisches System und Rekonstruktion von Willi Hennig
    • Peter Ax betonte Striktheit im System, aber siehe „Das System der Metazoa“ für konsequente Umsetzung von Hennings System
    • Schwierigkeiten bei der Integration von Zeit in phylogenetische Studien
    • Unterscheidung zwischen Monophylie, Paraphylie und Polyphylie
    • Monophyletische Gruppen sind inklusive und damit valide
    • Paraphyletische und polyphyletische Gruppen sind keine gültigen monophyletischen Gruppen
    • Beispiel: Die Aussage „Reptilien sind paraphyletisch“ ist falsch, da sie als solche erkannt wurden
    • Paraphylie und Polyphylie können nur anhand von Merkmalen und nicht anhand von Verzweigungsmustern unterschieden werden
  • Gruppe Metazoa:
    • Porifera + Trichoplax + Cnidaria + Ctenophora + Bilateria
    • Autapomorphien: Vielzelligkeit, Zell-Zell-Kontakte, Extrazelluläre Matrix, Verankerung der Zellen auf ECM, apikal-basale Achse der Zellen
  • Zell-Zell-Kontakte in biologischen Systemen:
    • Tight Junctions (Tight Junctions)
    • Hemidesmosomen für die Verankerung der Zellen auf der extrazellulären Matrix (ECM)
    • DisDnkte apikal-basale Achse der Zellen
  • Geschlechtliche Fortpflanzung mit Anisogameten (Eier, Spermien)
    • Meiose
    • Zygote, Embryogenese, Furchung (Zellteilung durch Abschnürung bei Beginn der Embryogenese)
  • Grundmuster des Lebenszyklus:
    • Ei, Zygote
    • Fortpflanzung: Meiose, 4 Spermien, Ei mit 3 Polkörperchen
    • Formerhaltung: Septate Junctions, Focal Junctions, ECM
  • Porifera (Schwämme):
    • Rekonstruktion der frühen Evolution der Metazoa und Gewebsevolution
    • Ausdifferenzierte Zellen werden zu "Stammzellen" umfunktioniert
    • Keine Alterungserscheinungen, sehr regenerationsfähig
  • Porifera (Schwämme):
    • Ökologisch wichtig als Filtrierer und Anzeiger von Umweltbedingungen
    • Verschiedene Zelltypen: Choanocyten, Endopinacocyten, Ektopinacocyten, Archaeocyten/Amoebocyten, Sclerocyten
    • Zell-Zell-Kontakte: Septate Junctions
    • Lebenszyklus mit Larven (durch Strömung getrieben auf der Suche nach Habitat)
  • Cnidaria + Ctenophora + Bilateria:
    • 2 Zelllagen (Epithelien): Epidermis, Gastrodermis
    • Gastrovaskularsystem für die Verteilung der Nährstoffe
    • Körperachsen, sensorische Zellen, Nervenzellen, Epithelmuskelzellen
    • Gap Junctions für die Weiterleitung
    • Gastrulation (Embryonalentwicklung)
  • Cnidaria (Nesseltiere):
    • 2 Zelllagen, differenzierte Zelltypen
    • Gastrovaskularsystem, "Skelett", Lokomotion, Nahrungsaufnahme durch Cniden
    • Planula-Larve