Die Interpretation ist die Weiterführung der Analyse. Sie nutzt die Beobachtungen der Analyse und geht aber auch darüber hinaus.
Die Interpretation führt der Analyse Deutungen hinzu in dem sie die Analyseergebnisse mit anderem Wissen verknüpft, wie beispielsweise Wissen über den Autor, eigenen Erfahrungen oder andere Bücher.
Analyse stammt aus dem Griechischen und bedeutet ins Deutsche übersetzt Auflösung.
Zentral in einer Analyse sind Textinhalt, Sprache, Form und Gestaltung.
Die Interpretation versetzt die Erkenntnisse der Analyse in einen grösseren Zusammenhang.
Analysen sind objektiver als Interpretationen. Eine Interpretation ist eher eine persönliche Sichtweise.
In der Analyse wird eher analysiert wie ein Text gestaltet ist. In der Interpretation wird analysiert warum ein Text genau so gestaltet wurde.
Interpretieren bedeutet: nach den Gestaltungsmittel eines literarischen Textes fragen.
Die Aufgabe der Interpretation muss es sein, die literarischen Merkmale des Werkes zu zeigen und zu begreifen, was sie leisten.
Die Kommunikationssituation literarischer Werke enthält drei Beteiligte: Autor, Leser und Text.
Ein Ansatz der Interpretation geht von dem Autor aus: Der Autor ist der Urheber (Produzent) des literarischen Werkes. Er schreibt immer dann für ein Publikum, wenn er beabsichtigt, das Werk zu veröffentlichen. Sein Interesse ist also, so zu schreiben, dass das Werk dem entspricht, was er sich vor genommen hat. Das Interesse des Autors ist, dass sein Werk nach der Veröffentlichung eigenständig ist, so dass er es nicht noch nachträglich erklären muss.
Der Autor hat sein Interesse am Text, sonst würde er kein literarisches Werk schreiben
Die Leser haben Interesse am Text, sonst würden sie kein literarisches Werk lesen
Im Unterschied zu Sachtexten sind literarische Texte fiktional
Literarische Texte transportieren in erster Linie keine Botschaft
Die Art und Weise, wie literarische Texte etwas transportieren, ist ihr wesentliches Merkmal
Textinteresse
Der Leser fragt, welche ästhetischen Mittel vorliegen und was sie bewirken
Will man nur die Geschichte inhaltlich verstehen, sich von der Spannung mitreissen lassen, interpretiert man den Text noch nicht literarisch
Bei der Interpretation kann man auch vom Leser ausgehen: Die Leser sind die Empfänger (Rezipienten) des literarischen Werkes. Ihre Interessen sind denen des Autors entgegengesetzt. Die Leser wollen sich unterhalten lassen, etwas lernen usw. Sie wollen vom Text in irgendeiner Weise profitieren.
Wann immer man einen Text liest, weist man ihm einen Sinn zu, weil man immer versucht zu verstehen und dem Text eine Aussage zu entnehmen. Es ist also nicht die Frage, ob man interpretiert oder nicht, sondern die Frage, wie bewusst man das tut.