Sitzung 2 23.04.24

Cards (31)

  • Verfügbarkeit eines Angebots determiniert nicht die Nutzung
    —> Bevor Medien eine Wirkung auslösen können, müssen sie genutzt werden
    —> Nutzung ist Bedingung für Wirkung
  • Präkommunikative Phase:
    Medienauswahl:
    Motive, Bedürfnisse, Gewohnheiten, die der selektiven Nutzung von Medieninhalten zugrunde liegen
  • Kommuninkative Phase:
    Medienrezeption:
    • Emotionale und kognitive Prozesse bei der Verarbeitung und Interpretation von Medieninhalten
  • Postkommunikative Phase: Medienwirkung:
    • Integration von Medieninhalten in den Alltag une das Weltbild des/r Nutzerin, Anschlusskommunikation
  • Persönlichkeitsvariablen:
    • z.B. extrovertierte, gesellige Menschen geben eine Präferenz für energetische, rhythmische Musik an
    • Need for Cognition (= Tendenz eines Individuums, gerne nachzudenken)
  • Gewohnheit:
    • Form der Automatik in der Reaktion, die sich entwickelt, wenn Menschen Ahndlungen unter stabilen Umständen wiederholen
    • Großer Teil der Mediennutzung ist gewohnheitsmäßig
  • Konstistenztheorien:
    • Warum wählen Rezipientinnen zu ihren Voreinstellungen passende (konstistente) Medienangebote aus?
    • Vor allem um Journalistische/politische Medieninhalte (Information)
  • Balance Theorie (Konstistenztheorien)
    • Grundannahme: Menschen streben nach Konsistenz in Einstellungen, Verhalten & sozialer Konstellation —> eigene Einstellung im Einklang mit anderen Personen
    • bei Unterschied/Diskrepanz entsteht Spannung/Ungleichgewicht
    • Terminologie:
    • P: Eigene PErson
    • O: Andere Person
    • X: Einstellungsobjekt
  • Balance Theorie:
    • Konsistenzen sind stabil
    • Inkonsistenzen erfordern eine Veränderung der Beziehung:
    • Umbewertung der Beziehung zur anderen Person
    • Umbewertung der Beziehung zum Umweltobjekt
  • Theorie der kognitiven Dissonanztheorie
    • Fokus auf eine Person, deren Einstellung und Verhalten
    • Annahme: Sich widersprechende Einstellungen & Verhalten lösen Dissonanz aus (Will vermieden werden)
    • Fragen
    • Warum haben Menschen widersprechende Einstellungen und Verhalten?
    • Wie lösen Menschen Dissonanzen?
  • Dissonanz liegt vor, wenn eine Einstellung nicht dem Verhalten entspricht
  • Quellen der Dissonanz:
    • Logische Inkonsistenz (P. denkt: Eigentum muss geschützt werden. P. denkt auch: Ein paar Filmchen runterladen schadet niemandem.)
    • Kulturelle Normen (In Europa ist es meist dissonant, mit Fingern zu essen.)
    • Konflikt hierarchischer Kognitionen (Ich mag eine Partei, nicht aber den Kandidaten.)
    • Eine neue Erfahrung widerspricht vergangener Erfahrung (Karl ist immer pünktlich. Aber heute warten wir schon seit 15 Minuten auf ihn.)
  • Lösungsstrategien zur DIssonanzreduktion:
    • Ideale Lösung:
    • Einstellung ändern
    • Verhalten ändern
    • Problem: Beides häufig nicht möglich
  • Lösungsstrategien zur DIssonanzreduktion:
    • Alternative „Lösung“:
    • Konsonanten Einstellung/Kognition hinzunehmen
    • Umdeutung: Dissonanz in Frage stellen
    • Vermeidung: Dissonante Kognition ignorieren
    • Nicht an Logik orientieren, sondern an Umfeld
  • Theorie der kognitiven Dissonanz
    • Die durch dissonante Medienbotschaften hervorgerufene Dissonanz wächst mit:
    • der Bedeutung der Kognition oder Handlung für das Individuum (Dissonanz zu starken Meinungen)
    • Un der Menge dissonanter Botschaften
  • Theorie der kognitiven Dissonanz
    • Ausnahmen: Die Tendenz, Dissonanz zu reduzieren (also auch: selektives Informationsverhalten) tritt nicht auf bei:
    • Sehr schwacher Dissonanz
    • Sehr starker Dissonanz (hier ist Vermeidung kein ausreichendes Instrument zur Dissonanz-Verringerung
  • Theorie der kognitiven Dissonanz + Medienkonsum
    • Dissonanz durch Medienkonsum: Aufnahme von Medienbotschaften, die unseren Kognitionen/Handlungen widersprechen
    • Auch die Aufnahme dissonanter Medienbotschaften wird gemieden
  • Theorie der kognitiven Dissonanz + Medienkonsum
    • Dissonante Medienbotschaften werden nur aufgenommen:
    • Versehentlich (Accidential exposure)
    • Die Zuwendung erfolgte aus ganz anderem Grund (Exposure on an irrelevant Basis)
    • Durch Zwang (Forced exposure)
    • Durch soziale Interaktion (Interaction with other people
  • Medienkonsum und kognitive Dissonanz
    • Aus den Annahmen der Theorie kognitiver Dissonanz folgt:
    • Vermeidung dissonanzsteigernder Medienbotschaften
    • Gezielte Zuwendung zu konsonanzsteigernden Medienbotschaften
  • Phasen der Selektion:
    Präkommunikative Phase: selektive Zuwendung (selektive exposure)
    Kommunikative Phase: selektive Wahrnehmung (selektive perception)
    Postkommunikative Phase: selektive Erinnerung (selektive retention)
  • Medienkonsum und kognitive Dissonanz – Einschränkungen
    • Sind Menschen nun immun gegen Medienwirkung
    • Würden wir nur aus dem Bestreben nach Konsistenz Medienangebote auswählen (und inkonsistente entsprechend meiden), dann:
    • Könnten Massenmedien keine Einstellungsänderungen sondern nur eine Verstärkung bereits vorhandener Einstellungen bewirken (Verstärker-These)
  • Zusammenfassung zu Medienselektion und
    kognitiver Dissonanz
    • Kognitive Dissonanztheorie beschreibt viele Situationen gut, ist ein wertvoller Ausgangspunkt
    • Vor allem die Strategien zur Lösung der Dissonanz erklären menschliches Verhalten
    • Meistens ist die Situation aber komplizierter
    • Menschen halten auch viele widersprüchliche Einstellungen aufrecht
    • Wir funktionieren nicht rein nach Theorie
    • Häufig erklären Gruppenphänomene Verhalten besser (Stichwort: Koorientierung, Konformismus, Tribalismus)
  • User-and-Gratification-Ansatz (UGA)
    Anknüpfung an konsistenz-/dissonanzgeleitete Selektion
    • Der User-and-Gratifications-Ansatz erklärt auch die selektive Zuwendung zu Medienangeboten
    • Aber:
    • Er erklärt ein größeres Spektrum an Mediennutzung
    • Er erklärt ein größeres Spektrum an Zuwendungsgründen
    • Er möchte jede denkbare (bewusste) Motivation für die Zuwendung zu jeglicher Art von Medienangebot konzeptionell erfassen
  • UGA Grundkonzept 1.
    • Menschen haben Bedürfnisse.
    • Diese Bedürfnisse sind ihnen bewusst.
    • Menschen sind aktiv und handeln zielgerichtet (bedürfnisorientiert).
    • Menschen können über ihre Bedürfnisse und Handlungen Auskunft geben.
    • UGA ist ein handlungstheoretischer Ansatz
  • UGA Kategorisierung von Nutzungsmotiven
    • Versuch, die vielfältigen Gründe der Medienzuwendung zu verdichten
    • Diese Motive können sich beziehen auf:
    • Medieninhalte selbst
    • Akt der Mediennutzung
    • Sozialen Kontext der Mediennutzung
  • UGA Motivkategorien:
    • Unterhaltung: emotionale Motive: Realitätsflucht, Entspannung, ästhetischer Genuss, Zeit füllen, Ausleben von Emotionen, sexuelle Stimulation
    • Soziale Beziehungen: soziale Motive: soziale Perspektivübernahme, Zugehörigkeitsgefühl, Gesprächsstoff, Gesellligkeitsersatz, Rollenhilfe, Kontakterleichterung
    • Identität: Indentitätsmotive: Bestätigung persönlicher Werte, Rollenvorbilder, Identifikation mit Anderen, Selbstreflexion, Selbstfindung
    • Information: kognitive Motive: Orientierung in der Umwelt, Ratsuche, Neugier, Lernen, Gefühl der Sicherheit durch Wissen
  • UGA Motivkategorien nach Conway & Rubin (1991)
    • Information
    • Unterhaltung
    • Entspannung
    • Zeitvertreib
    • Status
    • Eskapismus
  • UGA Nutzungsmotiv-Skala für Binge Watching von Serien (Flayelle et al., 2019)
    • Coping/Escapism
    • Enrichment
    • Emotional enhancement
    • Social
  • Wiederholung: Prämissen des U&G-Ansatzes:
    • Das Publikum ist aktiv und nutzt Medien zielgerichtet, aufgrund seiner Erwartungen, Bedürfnisse und Motive.
    • Potentielle Medienwirkungen werden durch die Selbstbestimmung der Rezipient:innen begrenzt, da dieser über die Nutzung entscheidet.
    • Medien konkurrieren untereinander und mit anderen funktionalen Alternativen der Bedürfnisbefriedigung.
    • Menschen sind sich ihrer Bedürfnisse und Motive hinreichend bewusst, um Auskunft darüber geben zu können.
  • Kritik am U&G-Ansatz
    • Annahme der Bewusstheit und Artikulationsfähigkeit von Rezipient:innen in Bezug auf ihre Bedürfnisse: Motive für menschliches Verhalten sind nicht immer bewusst.
    • Annahme des aktiven Publikums: Mediennutzung verläuft häufig habitualisiert (d.h. ohne bewusste Entscheidungsprozesse) und Verhalten nicht immer rational.
    • Zirkularität: Von der Mediennutzung wird auf Bedürfnisse geschlossen, ohne zu berücksichtigen, dass Medien neue Bedürfnisse schaffen können.
    • (Theorielosigkeit: keine Fundierung durch Motivations-Theorie)
    • (siehe auch weitere Kritik später)
  • Kritik an handlungstheoretischen Konzepten der
    Medienauswahl insgesamt
    • Willentliche Kontrolle des Medienkonsums
    • Medienauswahl ist eher das Resultat unbewusster sozialer Lernprozesse.
    • Unterschiedliche Bedürfnisstrukturen sind durch Soziodempgraphie bedingt
    • Mediennutzung als Niedrigkostensituation
    • Intuitive/gewohnheitsmäßige Auswahl
    • Nicht-Befriedigung von Bedürfnissen bleibt ohne Konsequenzen