4 Schmerz, Zirkadiane Rythmen

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  • Schmerz
    Ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird
  • Schmerzwahrnehmung
    • Schmerzen bestimmen massgeblich unser Verhalten und unser Handeln
    • Die Innervierung von Schmerzreizen führt zu einer starken Erregtheit
    • Sie dominieren das Denken
    • Unterschiedliche Verhaltensmuster, die den Schmerz beseitigen sollen: Von Pusten, über Hausmittel, bis Schonhaltung, Rückzug und Einnahme starker Schmerzmittel
  • Nozizeption
    Objektive Vorgänge, mit denen das Nervensystem noxische Reize aufnimmt und verarbeitet
  • Noxische Reize
    • Mechanische
    • thermische
    • chemische Reize
    • die das Gewebe potenziell oder aktuell schädigen
  • Schmerzen nach Entstehungsort
    • Physiologischer Nozizeptorschmerz
    • Pathophysiologischer Nozizeptorschmerz
    • Neuropathischer Nozizeptorschmerz
  • Schmerzkomponenten
    • Sensorisch - diskriminative Komponente
    • Affektive Komponente
    • Vegetative Komponente (sichtbar, z.B. Rötung, Schwellung)
    • Motorische Komponente (Flucht- Schutzreflex)
  • Schmerzbewertung
    Kognitive Komponente des Schmerzes
  • Faktoren, die Schmerzbewertung beeinflussen
    • Sozialer Kontext
    • Psychologischer Kontext
    • Frühkindliches Schmerzlernen
  • Nozizeptives System
    Eigenständige Sinnesmodalität, die über ein eigenständiges peripheres und zentrales System vermittelt wird
  • Nozizeptoren
    • Praktisch alle Gewebe des Menschen sind von speziellen Sensoren innerviert
    • Diese werden nur durch gewebeschädigende oder bedrohende Reize erregt (hoher Schwellenwert)
    • Ihre Erregungen löst Schmerzen aus
  • Beispiele Noxischer Reize
    • Mechanische noxische Reize
    • Thermische noxische Reize
    • Chemische noxische Reize
  • Nozizeptoren sind häufig polymodal, d.h. sie reagieren auf unterschiedliche Reize
  • Differenzierung Nozizeptorschmerzen
    • Physiologischer Nozizeptorschmerz
    • Pathophysiologischer Nozizeptorschmerz
    • Neuropathischer Nozizeptorschmerz
  • Plastizität der Nozizeptoren
    1. Bildung von Entzündungsmediatoren
    2. Sensibilisierung von schlafenden/stummen Nozizeptoren
    3. Freisetzung von Entzündungsmediatoren durch erregte Nozizeptoren
  • Schmerzleitung
    • Periphere Schmerzleitung
    • Schmerzleitung im Kopfbereich
  • Verarbeitung noxischer Signale im Gehirn
    • Erzeugung einer bewussten Schmerzempfindung ist von der Aktivierung des Thalamus und seinen Bahnen zum Kortex abhängig
    • Im Schlaf ist die Weiterleitung sensorischer Information vom Thalamus zum Kortex blockiert
    • Vollnarkose hebt die bewusste Wahrnehmung von Schmerzreizen auf
  • Thalamus
    • Nicht nur blosse Umschaltung Schmerzinformation sondern auch Selektion welche Information zum Kortex (Bewusstsein) gelangt
    • Fähigkeit über GABAerge Bahnen Erregungsübertragung zu hemmen
  • Cinguläre Kortex bei chronischen Schmerzen: Ständige Aktivierung führt zu deutlicher Verkleinerung des Areals
  • Nur wenn sich das thalamokortikale System im Wachzustand befindet, empfinden wir Schmerzen
  • Starke Schmerzreize aktivieren das aufsteigende retikuläre System; wir werden aufgeweckt, bleiben wach
  • Vollnarkose
    Hebt die bewusste Wahrnehmung von Schmerzreizen auf
  • Nozizeptive Vorgänge in Primärafferenzen und im Rückenmark werden bei Vollnarkose nicht ausgeschaltet
  • Thalamus
    • Selektiert welche sensorische Afferenzen (u.a. Schmerz) zum Kortex (Bewusstsein) gelangen
    • Fähigkeit über GABAerge Bahnen Erregungsübertragung zu hemmen
  • Ständige Aktivierung des cingulären Kortex bei chronischen Schmerzen führt zu deutlicher Verkleinerung des Areals
  • Cinguläre Kortex bei chronischen Schmerzen
    ständige Aktivierung führt zu Verkleinerung des cingulären Kortex
    Schutz des Gehirns vor der emotionalen Überlast der Schmerzen
  • Ist das Areal des cingulären Kortex verkleinert, kann die Schmerzempfindung nicht mehr gut reduziert werden - Teufelskreis
  • ACC
    Anterior Cinguläre Kortex
  • PFC
    Präfrontaler Kortex
  • Bedeutsame Schmerzen
    Schmerzen, die uns eine Verletzung / Krankheit anzeigen
  • Ohne warnende Schmerzen können Krankheiten lange Zeit unbemerkt bleiben (z.B. bei Krebserkrankungen)
  • Bedeutsame Schmerzen entstehen nicht nur durch eine einfache Aktivierung des nozizeptiven Systems, sondern durch Prozesse des Lernens / Neuroplastizität
  • Lernprozesse können zu fortdauernden Schmerzen führen = chronische Schmerzen
  • Kortikale Lernprozesse
    Typisch ist Assoziation - Schmerz wird mit anderen Erlebnisinhalten in Verbindung gebracht
  • Bei akuten Schmerzen besteht meist eine gute Korrelation zwischen Nozizeption und Schmerz - das Ausmass des Schmerzes wird vom Ausmass der Nozizeption bestimmt
  • Kommt es durch Schmerzempfindung zu Lernprozessen, verliert der Schmerz jedoch mehr und mehr die ursprüngliche Funktion (Warnung vor Gewebeschädigung)
  • Akuter Schmerz
    • Signal- und Warnfunktion
    • Schmerz auf den Ort der Schädigung begrenzt
    • Ausmass des Schmerzes hängt von der Intensität ab
    • Drohende oder bereits eingetretene Gewebeschädigung
    • Nach Beseitigung der Schädigung schnelles abklingen
  • Chronischer Schmerz
    • Lange anhaltend oder immer wiederkehrend (mind. 3-6 Monate)
    • Sinnesphysiologisch, keine eindeutige Beziehung zwischen Ausmass der Organschädigung und Schmerzintensität
    • Loslösung von der zugrundeliegenden Störung/Erregung
  • Chronische Schmerzen: Vorgang
    1. Nervenzellen lernen auf bestimmte Reize zu reagieren (auch auf Schmerzreize)
    2. Häufig erregte Netzwerke von Nervenzellen werden verstärkt - sie können leichter erregt werden
    3. Mit der Zeit werden solche Netzwerke konsolidiert - sie sind aktiv, ohne dass der zugrundeliegende Schmerzreiz vorhanden ist
  • Chronische Schmerzen
    • Eigenes Krankheitsbild mit ausgeprägten Symptomen
    • Gravierende Konsequenzen für den Betroffenen: Bewegungsarmut, Schonhaltungen, Fehlbelastungen, Depressive Verstimmungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, Rückzug aus Beziehungen
    • In einigen Fällen können chronische Schmerzen eine soziale Funktion haben, die der Schmerzbeseitigung im Wege stehen
  • Phantomschmerz
    • Entsteht durch Amputation, bei Patient:innen die vor oder während der Amputation Schmerzen hatten
    • Schmerz wird paradoxerweise gerade im fehlenden Körperteil empfunden
    • Tritt in 40–70% der Fälle im amputierten Glied auf
    • Schmerzen treten häufig unmittelbar nach der Amputation auf und können über ein ganzes Leben quälend stabil bleiben
    • Der Schmerz ist extrem unangenehm, tritt episodenhaft auf und wandert häufig in der fehlenden Extremität von aussen nach Innen
    • Zentrale Schmerzen, da sie auch ohne Afferenzen zum Gehirn bestehen bleiben