Lesen ist mehr als Dekodieren, es ist vor allem Verstehen - eines Wortes, Satzes, Textes usw.
Lesen und Verstehen eines Textes
1. Der Leser verknüpft unentwegt Informationen des Textes mit eigenem Wissen
2. Bedeutung muss immer konstruiert werden, zwischen Wörtern ist immer Platz
Motivation
Konzept von sich selbst, Einstellung gegenüber Lesen ist wichtig für Verstehen
Wortüberlegenheitseffekt: man kann Wörter auch lesen, wenn die Buchstaben nicht in der richtigen Reihenfolge sind
Lesen als Teil der Identität
Wenn man kein Typ ist, der gerne liest, führt das zu fehlender Beteiligung, Motivation und fehlendem Verstehen
Zusammenspiel der Prozessebene (Wissen) und der Subjektebene (Auswirkungen)
Wenn keine Geschichte sich entwickelt, sinkt die Motivation
Wenn man Teil fünf schon gelesen hat und es cool fand, steigt die Motivation
Lesesozialisation
Man wächst ins Lesen hinein
Lesesozialisation bedeutet: Mitgliedschaft in sozialen (Sub-)Systemen wie Familie erwerben
Lesekompetenz wird früh und kontinuierlich durch soziale Interaktionen in verschiedenen lebensweltlichen Feldern gefördert oder gehemmt
Zentrale Weichensteller der Lesesozialisation
Class
Gender
Ethnicity
Zentrale Sozialisationsinstanzen
Familie
Schule
Peers
Zuschreibungen soll man nicht als self-fulfilling-prophecy sehen, Kinder können sich gut durchmogeln
In der Interaktion mit anderen werden Bedeutungs- und Sinnkonstruktion ausgetauscht, z.B. im Vorlesen werden gemeinsame Geschichten konstruiert
Die Schule muss schlechte Lesesozialisationserfahrungen ausgleichen helfen
Literaturlesen
Erfordert spezifische Aufmerksamkeiten und Verstehensstrategien
Literarische Sozialisation setzt sehr früh ein und spielt neben der Schule eine Rolle
Systematisches Lernen, Texte auf bestimmte Art und Weise zu verstehen und einen Wortschatz aufzubauen, findet neben der Schule statt
Interpretation
Dient dem Herstellen von Zusammenhang (Kohärenz) und Relevanz, entspricht der Ästhetik- und Polyvalenzkonvention
Genre-Wissen
Präfiguriert die mentale Haltung und das Set an Lesestrategien, mit denen Leserinnen einem Text begegnen
Nicht "Prototypen", sondern "Familienähnlichkeit" als Unterrichtsprinzip
Faktuale Erzählung
Wirklich Geschehenes, Geschichtsschreibung, auf Fakten basierend
Fiktionale Erzählung
Dichtung, die erzählt was geschehen könnte
Discourse
Abfolge von Zeichen, Erzählrede
Histoire
Abfolge von Ereignissen in der Geschichte, Handlung
Erzählhandlung
Zusammenspiel von Discourse und Histoire
Erzählgrammatik
Verschafft Verständnis über Textgestaltung, kann alles über den gleichen "Kamm" scheren, da es gleichen Strukturaufbau hat
Romanpakt
Lesehaltung ist sogenannter "Vertrag" oder "Pakt" zwischen Autor und Leser:innen, vertraut Autor, egal ob es wahr ist oder nicht, aber vertraut, dass dies wahr ist
Fiktionalitätssignale
Episches Präteritum, Gedanken und Gefühle der Figuren in der 3. Person
Erzählzeit
Wie lange man braucht um etwas zu lesen
Erzählte Zeit
Zeit in der die Geschichte abspielt
Zeitdeckend
Man braucht genauso lange um Text zu lesen, wie lange auch Geschichte spielt
Zeitraffend
Man braucht weniger Zeit um etwas zu lesen, wie es eigentlich abspielt, Dinge werden ausgelassen
Analepse
Rückblick in Vergangenheit
Prolepse
Vorblick/Blick in Zukunft
Ellipse
Auslassung von Erzählung, hilft raffendem Erzählen
Null-Fokalisierung
Ohne Einschränkung des Erzählerblickfelds, Null Einschränkung, können in alle Köpfe schauen
Interne Fokalisierung
Beschränkung auf point of view Figur, kann in eine Figur schauen, gibt es als Ich-, Er-, Sie-Erzähler