6_Hernien

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  • Was ist eine Hernie?
    Ausstülpung des Bauchfells durch eine präformierte/sekundär entstandene Lücke mit/ohne intra-/retroperitoneale Organe zumeist an präformoierten Schwachstellen
  • Was sind die Hauptanteile einer Hernie?
    Bruchpforte, Bruchsack = Peritoneum, Bruchsackinhalt = präperitoneales Fett, Darm/Omentum majus
  • Welche Arten von Hernien gibt es?
    • Leistenhernie
    • Femoralhernie
    • Ventralhernie:
    • kongenital (primär): Nabelhernie, Epigastrische Hernie, Spieglische Hernie
    • Erworben (sekundär): Narbenhernie, Parastomale Hernie
    • Zwerchfellhernie
    • Hiatushernie
  • Was sind Symptome einer symptomatischen Hernie?
    Bruchgeschwulst, Fremdkörpergefühl, Schmerzen (v.a. bei körperlicher Belastung/Heben von Lasten)
  • Was sind Symptome einer eingeklemmten Hernie?
    Starker lokaler Schmerz, Krampfartige Schmerzen, Ileusklinik: Übelkeit & Erbrechen
  • Welche Untersuchungen sind wichtig bei der Diagnostik einer Hernie?
    Anamnese (Schmerzcharakteristik, Vor-OPs, Begeliterkrankungen), Untersuchung (im Stehen & Liegen, Valsalva-Manöver/Aufstehversuch, transskrotale Palpation)
  • Was sind mögliche Komplikationen von Hernien?
    (Kosmetisch störend), aufgehobene Funktion der Bauchdecke, Einklemmungsrisiko, Inkarzeration mit Ileus & Darmgangrän
  • Was sind die Therapieziele bei Hernien?
    Wiederherstellung der Funktionalität der Körperregion
  • Was sind die Begrenzungen des Leistenkanals?
    Mm. Obliquus internus/transversus abdominis, Faszia transversalis, Lig. inguinale, Externusaponeurose
  • Was sind die Inhalte des Leistenkanals bei Männern und Frauen?
    Männer:
    • D. deferens
    • A./vv testiculares
    • R. genitalis N. genitofemoralis
    • M. cremaster

    Frauen:
    • Lig. teres uteri
  • Was sind die Merkmale indirekter Leistenhernien?
    mehr Männer, angeboren/erworben, lateral der epigastrischen Gefäße
  • Was sind die Merkmale direkter Leistenhernien?
    Meist erworben, Ausstülpung Peritoneum & Fascia transversalis in Fossa inguinalis medialis, medial der epigastrischen Gefäße
  • Was sind die Merkmale von Schenkelhernien?
    Meist erworben, mehr Frauen, durch Canalis femoralis im medialen OS, medial der Lacuna vasorum
  • Was sind die verschiedenen Hernientypen und ihre Versorgungsmethoden?
    • Asymptomatische Hernie: Watch and Wait oder OP (laparoskopisch)
    • Symptomatische Leisten- oder Skrotalhernie: Elektive OP (Lichtenstein, ggf. laparoskopisch)
    • Eingeklemmte Leistenhernie: Reposition + Dringliche Operation (Lichtenstein, ggf. Laparoskopisch)
    • Inkarzerierte Leistenhernie: Notfalloperation mit Reposition & Hernienversorgung (Nahtverfahren/Lichtenstein/Laparotomie)
    • Inkarzerierte Femoralhernie: Notfalloperation (mod. Lichtenstein/Rutkow, Plug and Patch/Laparoskopisch)
  • Was ist das Operationsprinzip nach Lichtenstein?
    Abtragung des Bruchsack, Verstärkung des Leistenkanals durch offene Netzanlage
  • Was ist das Operationsprinzip bei TAPP?
    Laparoskopie, Inzision des Peritoneum, Reposition des Bruchsacks & Netzeinlage präperitoneal
  • Was sind postoperative Komplikationen nach einer Hernienoperation?
    Hämatome, Serome, Hodenschwellung/Hodenatrophie, chronische Schmerzen, Infektionen
  • Was sind die Entscheidungspunkte bei der Auswahl des Versorgungsverfahrens?
    • Alter
    • Lebenssituation
    • Biomechanik der Bauchwand
    • Infektionssituation
    • Komorbiditäten
  • Was ist eine epigastrische Hernie?
    Schwachstelle in der Linea alba
  • Was ist eine Nabelhernie?
    Physiologischer Durchtritt der Nabelschnurgefäße in der Embryonalzeit
  • Was ist eine Rektusdiastase?
    Auseinanderweichen der Linea alba >2cm
  • Was sind die Symptome einer Rektusdiastase?
    Meist asymptomatisch, dysfunktionelle Bauchmuskulatur/Rumpfinstabilität
  • Was ist die Indikation zur Versorgung von Nabelbrüchen?
    Symptomatische Nabelbrüche >1cm
  • Was sind die Ursachen für Nabelhernien?
    • Erhöhter intraabdomineller Druck
    • Schwangerschaft
    • Leberzirrhose mit Aszites
    • Körperliche Belastung
  • Wie wird die Therapie bei Nabelbrüchen und epigastrischen Brüchen bestimmt?
    • Therapie richtet sich nach Bruchpfortendurchmesser:
    • <1 cm: Direktnaht
    • >2 cm: Netzeinlage
  • Was sind die Ursachen einer Rektusdiastase?
    Ursachen:
    • Bindegewebserweichung der Linea alba meist in der Schwangerschaft oder im Alter bei Adiposita
  • Wie wird eine Rektusdiastase behandelt?
    • Asymptomatisch: Keine Therapieindikation
    • Postgravida: 6-12 Monate auf Rückbildung warten, dann Physiotherapie
    • Ausgeprägte Beschwerden ohne zusätzliche Hernien: Raffung der Linea alba
    • Mit Umbelikal-/ Epigastrischer Hernie: Netzbasiertes Bauchwandrepair
  • Was ist die Definition einer Narbenhernie?
    Bruch im Bereich einer OP-Inzision
  • Welche Besonderheiten hat die Anatomie der Bauchwand?
    • Unterschiedliche Zugrichtungen der seitlichen Muskeln
    • Infraumbelikal keine hintere Rektusscheide
    • Kein singuläres Gefäß/Nervenbündel, stattdessen segmentale Versorgung
  • Welche Schnittführungen werden in der Abdominalchirurgie verwendet?
    Medianlaparotomie, quere Oberbauchlaparotomie, Rippenbogenrandschnitt, Wechselschnitt, Pfannenstiels
  • Was sind Risikofaktoren für Narbenhernien?
    • Wundinfektionen postoperativ
    • Hoher BMI (>27kg/m2)
    • Rauchen
    • Immunsuppressiva/Chemotherapeutika
    • Diabetes mellitus mit schlechter Einstellung
    • Männliches Geschlecht
    • Große Inzision
    • Insuffiziente Nahttechnik
  • Wie werden Narbenhernien klassifiziert?
    Einfache und komplexe Narbenhernien
  • Wann ist eine Operation bei Narbenhernien indiziert?
    Bei symptomatischen Brüchen unabhängig von der Größe
  • Welche OP-Strategien gibt es bei Narbenhernien?
    • Wiederherstellung der Mittellinie (Linea alba)
    • Spannungsfreie Re-Approximation
    • Schonung der Bauchdeckennerven
    • Überlappung des Defektes um 5cm
    • Abdeckung sämtlicher Narben
    • Optimale Netzposition: extraperitoneal oder innerhalb der Bauchmuskulatur
  • Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Netzpositionierungen?
    Onlay:
    + Einfache Präparation in der Subcutis
    • Hohe Wundinfektionsrate, hohe Rezidivquote
    Inlay:
    + Ausweichstrategie bei unmöglichem Mittellinienverschluss
    • Keine Approximation der Mittellinie, somit keine effektive Hernienreparatur
    Sublay (Retromuskulär):
    + Beste Platzierung außerhalb der Bauchhöhle und im Kraftvektor der Bauchwand
    • Aufwendige Präparation, Läsion der Bauchwandnerven möglich
    Intraperitoneal (IPOM):
    + Einfache Applikation, bei Laparoskopie wenig Wundinfektion, gut bei Adipositas
    • Adhäsionen des Darmes am Netz, Infektgefährdet bei abdominellen Infektionen
  • Welche Sondersituationen gibt es bei komplexen Narbenhernien?
    • Loss of domain: Mehr als 20% des intraperitonealen Inhaltes liegen im Bruch, technisch schwieriger Mittellinienverschluss, Risiko eines abdominellen Kompartments postoperativ
    • Infizierte Bauchdecke bei enteroatmospharischen Fisteln: Fistelsanierung in Hernienoperation (kontaminierte Wunde), hohes Risiko für Netzinfektion
  • Welche Anforderungen gibt es an das optimale Netz?
    • Keine Fremdkörperreaktion
    • Gute Einheilung
    • Infektresistent bzw. im Infekt einsetzbar
    • Effektiv in der Rezidivverhinderung
    • Angepasst an die Applikationsposition
    • Einfach zu verarbeiten
    • Wenig Seromreaktion
  • Welche Techniken gibt es zur Erweiterung des Operationsrepertoires bei komplexen Narbenhernien?
    • Präkonditionierung: Botoxinjektion 4 Wochen präoperativ
    • Mobilisationstechniken der Bauchwand: Hintere Komponentenseparation, Vordere Komponentenseparation, Relaxationsinzisionen, Peritoneal Flap Techniken, Faszientraktion intraoperativ
    • Netztechniken: Kombination von mehreren Netztypen in unterschiedlichen Positionen
  • Welche minimalinvasiven Operationstechniken gibt es bei Narbenhernien?
    Laparoskopisches IPOM und Total extraperitoneale Plastik (eTEP)
  • Wie wird der Leistenbruch diagnostiziert?
    • eigentlich klinische Diagnose
    • Bildgebung (Sonographie, CT oder MRT) erforderlich