Sitzung 11

Cards (19)

  • Inhaltsanalyse: Qualitativ?
    Probleme:
    Inhaltsanalyse und quantitativ „Quasi-Synonyme“
    Inhalts- vs. Dokumenten- vs. Diskursanalyse
    ▪ Verdacht: alles ist beliebig & Interpretationsspielraum
    Pro qualitativ:
    Auswahl statt Fülle: Zentrale Texte & nicht die Berichterstattung „insgesamt“
    Tiefe statt Breite: Komposition (Platzierung, Bilder), Rhetorik, Kontext
    Zusammenhänge statt Fragmente: Argumentationsketten
    (Frames, Metaphern)
    —> Kontexte
  • Inhaltsanalyse als Diskursanalyse
    Diskursanalyse = alle sozialwissenschaftlichen Methoden der
    Untersuchung mehr oder weniger öffentlicher, geplanter und organisierter Kommunikation als Diskurse
    Inhaltsanalyse als Variante der Diskursanalyse
    → Vielfalt an heterogenen sozialwissenschaftlichen methodologischen und methodischen Rezeptionsweisen, ohne konsistente Grundbegriffe (u.a. wissenschaftssoziologische, kritische Diskursanalyse)
  • Diskursanalysen untersuchen das jeweils Sagbare (was kann an einem bestimmten Ort sanktionsfrei gesagt werden und was erscheint an diesem Ort folglich nicht) sowie Strategien dahinter, die das Sagbare erweitern oder einengen sollen.
  • Diskursanalyse
    Vier Entwicklungslinien
    1. Linguistische Diskursanalyse im Kontext der Ethnomethodologie →Konversation, gesprochene Sprache
    2. Öffentlichkeitstheoretische Diskursanalyse (Habermas) →Diskursethik
    3. Hegemonietheoretische & kritische Diskursanalyse (Foucault) →Macht
    4. Kulturalistische Diskursanalyse (hermeneutisch-interpretativ) →kollektiv hergestellte symbolische Ordnungen

    5. →Einheitlicher Diskursbegriff fehlt!
  • Wissenssoziologische Diskursanalyse:
    Diskurse werden als „tatsächliche, manifeste, beobachtbare und beschreibbare soziale Praxis bestimmt, die ihren Niederschlag in unterschiedlichsten natürlichen Dokumenten, im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch findet“
    Methodische Prinzipien:
    1. Aussagen als Manifestationen gesellschaftlich verhandelter Wissensvorräte
    2. Textübergreifende Verweisungszusammenhänge .
    3. Diskursfragmente als Teil eines Korpus
    4. Typisierbare Strukturelemente
  • Wissenssoziologische Diskursanalyse:
    Analyseebenen
    1. Phänomene (was?): Problem, Ursache, Zuständigkeiten bei der Lösung, Wertimplikationen, moralische oder ästhetische Wertungen sowie Folgen und Handlungsmöglichkeiten
    2. Deutungsmuster (wie?): Frames, Sequenzanalyse, Hypothesen, in der Gruppe aufgestellt
    3. Narrationen (wer?): Akteure, Erzählung (Plots, roter Faden)
  • Kritische Diskursanalyse:
    „diskursives Gewimmel“ → sechs analytische Kategorien:
    Diskursstrang (Thema)
    Diskursfragment (ein Element des Stranges, z.B. ein Leitartikel)
    Diskursstrang-Verschränkungen
    Diskursives Ereignis (Anlass, löst ggf. ein Diskursfragment aus)
    Diskursebene (Kontext)
    Diskursposition (Ort, wo wird der Diskurs verhandelt?, ideologischer Standort)
  • Qualitative Inhaltsanalyse ist …
    „… eine Methode zur systematischen, theoriegeleiteten Analyse von Materialien, die in Form von (verschriftlichter) Sprache oder (Bewegt-)Bild vorliegen“
  • Inhaltsanalyse: Ziele & Schwerpunkte
    Ziele:
    Selbstverständnis von Kommunikator*innen
    Gesellschaftliche Auseinandersetzung
    Intendierte Medienwirkungen
    Analysegegenstände:
    journalistische Kompositionen, Rhetorik & latente Deutungen
    Argumentationsketten
    Schlüsseltexte einer Debatte
    Analyse sprachlicher Mittel & rhetorischer Figuren
    Frames!
  • Inhaltsanalyse: Auf der Suche nach dem „Frame“
    Frames:
    Interpretationen (auch Assoziationen) & Bewertungen, „Rahmen“
    Problemdefinition, Ursache, Bewertung, Handlungsempfehlung
  • Eine Frameanalyse untersucht Realitätsdeutungen. Sie erlaubt, Positionen, Stereotype, Bewertungen oder Einstellungen sowohl einzelner Akteure als auch akteursübergreifend (als Deutungsmuster) zu beschreiben. Frame ist eine theoretische Perspektive für die Methode Inhaltsanalyse.
  • Problemdefinition suchen (welches Problem wird definiert)
    —>
    Bewertung, Ursachen, Lösungen suchen
    —>
    Frame benennen
  • Sprachliche Mittel & rhetorische Figuren
    Metaphern:
    ▪ Bedeutungsträger; Kommunikation über abstrakte Konzepte (unbewusste Sprachpraxis)
    Frage:
    ▪ Wie steuern Medien den gesellschaftlichen
    Meinungs- & Willensbildungsprozess?
    Idee:
    Frames und/oder Metaphern werden von Medien-Kommunikator*innen gesetzt
    ▪ bestimmen, wie die Gesellschaft Informationen, Themen & Ereignisse wahrnimmt & verarbeitet
  • Qualitative Inhaltsanalyse: Arbeitsschritte
    1. Forschungsproblem; theoretische Fundierung, Kategoriensystem
    2. Festlegung des Untersuchungszeitraums
    3. (theoretische) Auswahl des Untersuchungsmaterials (Ressourcen!)
    Mediengattung(en): Tagespresse, Zeitschriften, TV, Radio, Online
    Medienangebote: welche Zeitungen, welche Webseiten etc.?
    Konkrete Beiträge
    4. Kategorienbildung: induktiv (Material) + deduktiv (Theorie)
    5. Erhebung/ Auswertung: (dichte) Beschreibung
    6. Niederschrift der Ergebnisse
  • Schritt 2 & 3: Untersuchungszeitraum und -material
    !Forschungsfrage & Ressourcen entscheiden!
    →Theoriegeleitete Fallauswahl!
    ▪ Achtung: Je länger die Zeit, desto schwieriger die Auswahl!
    ▪ Ziel: Berichterstattung in der ganzen Breite erfassen!
    ▪ Begrenzungen: Zeitraum, Mediengattungen,
    Medienangebot
    ▪ Möglichkeiten zur Auswahl einzelner Beiträge: Ereignisse, Thema, Person des Autors
  • Schritt 2 & 3: Untersuchungszeitraum und -material
    Materialauswahl: Goldene Regeln
    ▪ Konzentration auf Leitmedien (Reichweite)!
    Meinungsspektrum möglichst breit abdecken!
    ▪ Konzentration auf wenige zentrale (lange, gut platzierte) Beiträge!
    ▪ Konzentration auf markante Ereignisse!
  • Schritt 4: Kategoriensystem
    1.Formale Kategorien
    Platzierung & Umfang: Rubrik, wo auf der Seite
    Darstellungsform: Nachricht, Bericht, Kommentar, Reportage, Interview
    Leseanreiz: Bebilderung, Überschriften, sonstige Gestaltung
    2. Inhaltliche Kategorien
    AkteurInnen: AutorInnen, InterviewpartnerInnen, erwähnte Personen
    Frames: Problem, Bewertung, Ziele, Lösungen
    Rhetorische Mittel: Metaphern, Bilder
  • Schritt 5: Auswertung
    Intensiv in den Untersuchungsgegenstand einarbeiten!
    Über das Untersuchungsmaterial hinaus lesen!
    Frame-Bestandteile stehen nicht immer nebeneinander & müssen auch nicht explizit ausformuliert worden sein!
    ▪ Sich vom Material überraschen lassen! Nicht nur die Frames oder Metaphern „finden“, die man schon vorher kannte!
    Kreativität ist erlaubt! Frame- und Metaphern Bezeichnungen mit Ankerbeispielen aus dem Material legitimieren!
  • Schritt 5: Auswertung
    Publikationskontext nicht vergessen!
    Frames nutzen, um Unterschiede (Zeitverlauf, Medienangebot) zu verdeutlichen!
    ▪ Bei sehr viel Material: Struktur- & Feinanalyse unterscheiden!
    Quantifizierungen (Aussagen über Verteilungen): Warum nicht?