Journalismus

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  • Was ist Journalismus, was sind Journalist:innen?
    ▪ „Journalistin/Journalist ist, wer nach folgenden Kriterien hauptberuflich an der Erarbeitung bzw. Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombinationen dieser Darstellungsmittel beteiligt ist:
  • Was ist Journalismus?
    1. Journalistinnen und Journalisten sind fest angestellt oder freiberuflich tätig für Printmedien(…), Rundfunksender (…), digitale Medien, soweit sie an publizistischen Ansprüchen orientierte Angebote und Dienstleistungen schaffen, Nachrichtenagenturen, Pressedienste, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Wirtschaft, Verwaltung und Organisationen sowie in der medienbezogenen Bildungsarbeit und Beratung.
  • Was ist Jounalismus?
    2. Zu journalistischen Leistungen gehören vornehmlich die Erarbeitung von Wort- und Bildinformationen durch Recherchieren (Sammeln und Prüfen) sowie Auswählen und Bearbeiten der Informationsinhalte, deren eigenschöpferische medienspezifische Aufbereitung (Berichterstattung und Kommentierung), Gestaltung und Vermittlung, ferner
    disponierende Tätigkeiten im Bereich von Organisation, Technik und Personal.
  • Was ist Journalismus?
    3. Journalistinnen und Journalisten üben ihren Beruf aus als freiberuflich Tätige oder als Angestellte eines Medienunternehmens bzw. im Bereich der Presse und Öffentlichkeitsarbeit eines Wirtschaftsunternehmens, einer Verwaltung oder einer
    Organisation.“
  • „Journalismus ist (1) eine berufliche Tätigkeit, die sich in (2) organisationalen Strukturen vollzieht. Darüber hinaus ist Journalismus (3) ein ‚Dienst an der Gesellschaft‘ bzw. am Publikum, stellt (4) aktuelle und relevante Informationen bereit, orientiert sich (5) hauptsächlich an Fakten und erfordert (6) ein Mindestmaß an intellektueller Unabhängigkeit und Autonomie (...).“
  • „Journalismus recherchiert, selektiert und präsentiert Themen, die neu, faktisch und relevant sind. Er stellt Öffentlichkeit her, indem er die Gesellschaft beobachtet, diese Beobachtung über periodische Medien einem Massenpublikum zur Verfügung stellt und dadurch eine gemeinsame Wirklichkeit konstruiert. Diese konstruierte Wirklichkeit bietet Orientierung in einer komplexen Welt.“
    —> Hilfe Umfeld zu beobachten
  • Entwicklung des Berufsbildes (in Deutschland)

    ▪ Heute in den meisten westlichen Demokratien freier Zugang zum
    Journalismus, an keine Bedingungen gebunden
    • Art. 5 GG: Journalismus = ein Jedermannsrecht
    • Journalismus als „offener“ und „freier“ Beruf
    • Kein einheitliches/offizielles Berufsbild
    • Berufsbezeichnung nicht gesetzlich geschützt
    • Damit einher geht: Keine Zugangsbeschränkung
  • Wer sind Journalist:innen (in Deutschland)?
    • Sinkende Zahl Journalist:innen: von 54.000 (1993) auf 41.250 (2015)
    • Sinkender Anteil Freiberufler:innen: von 18.000/33% (1993) auf 9.600/23% (2015)
    • Leicht steigender Anteil Frauen: von 37% (2005) auf 40% (2015), dabei aber anhaltend hoher Anteil von 70% an Männern in Leitungsebene (2015)
    • Verstärkte Akademisierung (mit Studienabschluss): von 69% (2005) auf 76% (2015)
    • Großer Anteil für mehr als eine Redaktion (23%) oder mehr als ein Medienangebot (54%) tätig →Prekarisierung oder Flexibilisierung?
  • Wer sind Journalist:innen (in Deutschland)?
    Schwierig zu messen
    • JourID 1/1993 + 2/2005
    • WoJ 1/2007-11, 2/2012-16, 3/2021-23
    ▪ Messung über Proxies
    • DJV-Mitgliederzahlen: 13.000 Zeitungs-, 9.000 Zeitschriften-, je 7.000 öff.-rechtl./priv. beschäftige Journalist:innen
  • Wie treffen Journalist:innen Publikationsentscheidungen?
    ▪ Warum überhaupt Publikationsentscheidungen treffen?
    • Unüberschaubare Menge von Geschehnissen
    • Begrenzter redaktioneller Platz
    • Begrenzte Arbeitsressourcen
    • Begrenzte Aufnahmefähigkeit des Publikums
  • Wie treffen Journalist:innen Publikationsentscheidungen?
    Worauf sich dabei beziehen?
    Veröffentlichung bestimmter Themen/Ereignissen/Akteure/Quellen/…
    selektives Gatekeeping
    Art der Aufbereitung durch Darstellung/Gestaltung/Visualisierung/…
    qualitatives Gatekeeping
    Umfang der Berichterstattung insgesamt
    quantitatives Gatekeeping
    Umfang der Berichterstattung in der Bewertung
    evaluatives Gatekeeping
  • Wie treffen Journalist:innen Publikationsentscheidungen?
    ▪ Verschiedene Erklärungen
    • Generelle Einflüsse auf journalistisches Handeln
    • Einflüsse von Ereignismerkmalen
    • Einflüsse von Akteuren bzw. Quellen
    ▪ Auswahl wichtiger Forschungstraditionen
    • Gatekeeper-Forschung
    • Nachrichtenwert-Theorie
    • News-Bias-Forschung
    • Komplexere und integrative(re) Modelle
    + Über Einflussebenen (z.B. Shoemaker & Reese 2014)
    + Über Nachrichtenauswahl (Kepplinger 1989)
    + Über Nachrichtenselektion (Kepplinger 1998)
  • Wie treffen Journalist:innen Publikationsentscheidungen?
  • Welchen Einflüssen unterliegen Journalist:innen?
    ▪ Pionierstudie
    • White (1950): The Gate-Keeper. A case study in the selection of news.
    ▪ Weiterentwicklung der Methoden
    • Von individualistischen zu institutionellen Betrachtungsweisen
    • Beobachtungen, Befragungen, Input-Output-Analysen, Experimente
  • ▪ Weiterentwicklung zu theoretischen Einflussmodellen
    • Vier-Sphären-Modell (Donsbach 1987) versch. Sphären
    • Zwiebelmodell (Weischenberg 1992)
    —> Schichten/Hiraschien, die einander beeinflussen
    • Hierarchy-of-Influences-Model (Shoemaker & Reese 1996)
    ▪ Weiterentwicklung zu Vergleichsstudien über Länder/Medien/…
  • Welchen Einflüssen unterliegen Ereignisse?
    ▪ Pionierstudien
    • Lippmann (1922): Public Opinion.
    • Östgaard (1965): Factors influencing the flow of news.
    • Galtung & Ruge (1965): The structure of foreign news.
  • Welchen Einflüssen unterliegen Ereignisse?
    ▪ Weiterentwicklung der zentralen Idee
    • Nachrichtenfaktoren (Ereignismerkmale)
    NachrichtenwertPublikationswürdigkeitUmfang und Platzierung
    Kataloge von Nachrichtenfaktoren (Ereignismerkmale)
    Kausal- vs. Finalmodell (Kepplinger, Staab)
    ▪ Integrierte Modelle unter Berücksichtigung medienexterner Akteure
  • Welchen Einflüssen unterliegen Ereignisse?
    ▪ Weiterentwicklung der Methoden
    • Von individualistischen zu institutionellen Betrachtungsweisen
    • Inhaltsanalysen, Intra-Extra-Medien-Vergleiche, Experimente
  • Nachrichtenfaktoren
  • Nachrichtenfaktoren
    F2: Schwellenfaktor (absolute Intensität, Intensitätszunahme)
    Es gibt einen bestimmten Schwellenwert der Auffälligkeit, den ein Ereignis überschreiten muss, damit es registriert wird.
    F4: Bedeutsamkeit (kulturelle Nähe, Betroffenheit, Relevanz)
    Je größer die Tragweite eines Ereignisses, je mehr es persönliche Betroffenheit auslöst, desto eher wird es zur Nachricht.
    F7: Kontinuität
    Ein Ereignis, das bereits als Nachricht definiert ist, hat eine hohe Chance, von den Medien auch weiterhin beachtet zu werden.
  • Nachrichtenfaktor
    F9: Bezug auf Elite-Nation
    Ereignisse, die Elite-Nationen betreffen (wirtschaftlich oder militärisch mächtige Nationen) haben einen überproportional hohen Nachrichtenwert.
    F10: Bezug auf Elite-Personen
    Entsprechendes gilt für Elite-Personen, d.h. Prominente und/oder mächtige, einflussreiche Personen.
    F12: Negativität
    Je ‚negativer‘ ein Ereignis, je mehr es auf Konflikt, Kontroverse, Aggression, Zerstörung oder Tod bezogen ist, desto stärker wird es von den Medien beachtet.
  • Nachrichtenfaktoren
    ▪ Grundannahmen
    • Nachrichtenfaktoren als „objektive“ Ereignismerkmale
    • Summe aus Nachrichtenfaktoren ergibt Nachrichtenwert eines Ereignisses
    • Nachrichtenwert determiniert Publikationsentscheidungen
  • Nachrichtenfaktoren
    ▪ Theoretische Weiterentwicklung
    • Journalist:nnen müssen Ereignismerkmale wahrnehmen und Bedeutung zuweisen
    → Erst aus dieser Zuweisung entsteht Publikationschance (Konstruktivismus)
    • Publikationsentscheidungen sind immer konstruiert, da sie auf Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozessen beruhen
    • Realität und Medienrealität divergieren daher zwangläufig
    → Achtung: Bedeutet nicht, dass es unmöglich wäre zu überprüfen, wie und warum Realität und Medienrealität voneinander abweichen
  • Welchen Einflüssen unterliegen Ereignisse?
    Integriertes Modell der Nachrichtenauswahl
    → Unterscheidung in genuine (medienunabhängig), mediatisierte (für Medien aufbereitet), inszenierte (nur für Medien herbeigeführt) Ereignisse