Sitzung 12

Cards (19)

  • Auswertung
    ▪ Was: Dokumente sind Quellen
    • von Menschen hergestellte Objekte
    • Berichte, Gesetzestexte, Protokolle, Briefe, Tagebücher, Bücher, Zeitungen, Gebäude, Zeichnungen, Organigramme und vieles mehr
    ▪ Warum? Ziele I:
    • Strukturen & Prozesse in Organisationen
    • Absichten & Deutungsmuster
    • Normen & Werte
    • historische Fragestellungen &/oder schwer befragbare Zielgruppe
    ▪ Warum? Ziele II:
    • Verallgemeinerungen über den Einzelfall hinaus
    • Muster (Praxis: Redaktion, Interaktionen, Mediennutzung …)
    • Einflussfaktoren (Typologie)
    • Keine Verdoppelung des Materials!
  • Strategien
    Ziel: Intersubjektive Nachvollziehbarkeit
    Theoriegeleitetes Vorgehen (Kategoriensystem)
    Dokumentation des Materials (Zugänglichkeit für andere Forschende)
    Dokumentation des eigenen Vorgehens (Was wird warum gemacht, mit Beispielen illustrieren)
    Auswertung in der Gruppe („Konsensuelles Codieren“)
    Ergebnisteil: (kontextualisierte) Zitate aus dem Material
    Anker und Illustration der Argumentation
    Illustration und Konkretisierung über Fallbeispiele (Typologie)
    Gütekriterien: Transparenz, Vielfalt & Vergleich
  • Arbeitsschritte
    Materialsicherung
    • Befragung: Tapes, Transkripte, Dokumente, Protokolle
    • Beobachtung: Bögen, Tagebücher, Protokolle, Dokumente
    Kategorienbildung (deduktiv und/oder induktiv): Rückbesinnung auf die theoretischen Vorannahmen
    Close Reading, Paraphrasieren: Verdichtung des Materials & Konkretisierung & Differenzierung des Kategoriensystems
    Neues Element oder Wiederholung des bereits Bekannten?
  • Arbeitsschritte:
    ▪ Über den Fall hinaus:
    • Thematische Strukturierung; Kontextualisierung; Vergleich
    • Ergebnis 1: Handlungsmuster & Strukturen (Gruppenporträt!)
    • Ergebnis 2: Typologie (Typen und Einflussfaktoren)
  • Ergebnis I: Handlungsmuster und Strukturen
    Kategoriensystem
    → im Material das suchen, was zu den Kategorien gehört
    Kategorien mit Leben füllen, Ziel:
    a.Porträt des Einzelnen
    b.Porträt der Gruppe
    ▪ Oft: Textstellen mehrdeutigmehreren Kategorien zuzuordnen
    ▪ !Offenheit! → im Material neues entdecken & nicht nur nach
    Bestätigungen suchen
    → ggf. muss das Kategoriensystem angepasst werden
  • Auswertung – aber wie?
    Variante A: Papierform
    Markieren
    Notizen
    Exzerpieren
    Verschriftlichen (Excel, Word)
    • Nachteil: den Überblick behalten, Gruppenarbeit
  • Variante B: elektronisch
    MAXQDA, Atlas.ti
    Markieren (farbig)
    Kategorien zuordnen
    ▪ Vorteil: Ausgabe nach Kategorien, Ankerzitate zuordnen
    ▪ Nachteil: Gruppenarbeit
  • Ergebnis II: Typologie
    Typ: Gruppen von Menschen, die bestimmte Merkmale
    (= Typologisierungskriterien) gemeinsam haben
    Ziel von Typologien
    Suche nach Gruppen (Typen), die Gemeinsamkeiten hinsichtlich eines oder mehrerer Merkmale aufweisen
    Untersuchung menschlichen Verhaltens und dabei Erklärung für systematische Unterschiede finden
    ▪ Versuch, über die Zuschreibung von bestimmten Merkmalen zu einzelnen Elementen Ordnung in einen Bereich bringen
  • Ergebnis II: Typologie
    Kriterien/Merkmale für Klassifikationen: eindeutig, ausschließlich, vollständig
    ▪ Problem von Typologien: Vorwurf der Willkür bei der Merkmalsauswahl
    → Wichtigster Schritt: Ableitung und Benennung von Typologisierungskriterien!
    Aber Vorteil von Typologien:
    1. Strukturierungsfunktion: Ordnung im Chaos, Unterschiede verdeutlichen
    2. Heuristische Funktion: Analyse vom Chaos, Einflussfaktoren
    3. Prognosefunktion: Zeigen Unterschiede zwischen Elementen auf & erlauben Vorhersagen
  • Typologie: Arbeitsschritte
    Strategie 1 (deduktiv aus der Theorie)
    • (theoretisch abgeleitete) Typologisierungskriterien mit Ausprägungen
    • Konstruktion eines Merkmalsraums
    • Zuordnung der Befragten; Typenbeschreibung, Namensgebung
    • Einflussfaktoren: Merkmale jenseits der Typologisierungskriterien
    Strategie 2 (induktiv aus dem Material)
    • Vergleich der Porträts: Welche Befragte sind sich ähnlich („Töpfe“)?
    • Empirische Ableitung von Typologisierungskriterien & Ausprägungen (ideal: 1 bis 2)
    • weiter wie bei Strategie 1
  • Typologie: Kriterien & Einflussfaktoren
    Anforderungen an Typologisierungskriterien
    ▪ sollten etwas mit dem Forschungsinteresse zu tun haben
    ▪ sie sollten erlauben, die Untersuchungsteilnehmer
    tatsächlich „aufteilen“ zu können
    ▪ Müssen definiert werden, am besten mit Beispielen aus dem Material!
    ein oder zwei Kriterien finden
    Einflussfaktoren
    ▪ sind Merkmale, die die Angehörigen eines Typs über die
    Typologisierungskriterien hinaus gemeinsam haben
    ▪ stecken im „Material“
  • Typologie: Typenbenennung
    Bestandteile Typenbeschreibung
    Ausprägungen der Typologisierungskriterien,
    ▪ die Abgrenzung von benachbarten Typen und
    ▪ andere gemeinsame Merkmale (mögliche Einflussfaktoren)
    Typennamen
    nicht negativ & abwerten (z.B. „Die Inkompetenten“),
    Grenzfall: die Abhängigen (Internet im Alltag)
    ▪ Namen, unter denen sich auch der Laie etwas vorstellen
    kann & die sich voneinander abgrenzen lassen
    Verzicht auf Adjektive
  • Beispiel Typologie
  • Fragen & Antworten zu Typologien
    1.Was gehört alles in eine Typenbeschreibung?
    Mindestens die Ausprägungen der Typologisierungskriterien, die Abgrenzung von benachbarten Typen & andere gemeinsame Merkmale (mögliche Einflussfaktoren).
  • Fragen & Antworten zu Typologien
    2. Wie viele Untersuchungsteilnehmer benötigt man mindestens, um typologisieren zu können?
    Drei bis vier, um überhaupt Typen unterscheiden zu können. Besser: acht bis zehn.
  • Fragen & Antworten zu Typologien
    3. Kann man von einem Typ sprechen, wenn nur ein Befragter die entsprechenden Ausprägungen der Typologisierungskriterien aufweist?
    Natürlich. Je mehr Personen aber zu einem Typ gehören, desto besser lassen sich Einflussfaktoren ermitteln. Deshalb sollte nach Typologisierungskriterien und Ausprägungen gesucht werden, die verhindern, dass acht von zehn Befragten zu
    einem Typ gehören und die anderen beiden zwei Extra-Typen bilden
  • Fragen & Antworten zu Typologien
    4. Was macht man, wenn sich die Befragten überhaupt nicht unterscheiden und sich folglich nicht typologisieren lassen?
    Erste Antwort: die Kriterien ändern. Wenn das
    nichts bringt, muss man auf die Typologisierung verzichten.
  • Auswertung: Goldene Regeln
    1.Lesen, lesen, lesenMaterial + Literatur!
    2. Dichte Beschreibungen liefern!
    Gruppenporträts
    Alltagsstrukturen, Sinnzuschreibungen
    (Motive, Kompetenzen, DDR-Bild)
    3. Forschungsfrage beantworten!
    4. Nicht auf Deutungen & Interpretationen verzichten!
    5. (Vorsichtige) Verallgemeinerungen!
    6. (Weitgehender) Verzicht auf Größenordnungen!
  • Typologie: Goldene Regeln
    1. Nicht mehr als ein oder zwei Kriterien! Kriterien definieren!
    2. Auch Typologien mit nur einem Kriterium sind möglich!
    3. Kriterien wählen, die mit dem Forschungsziel zu tun haben!
    4. Kriterien wählen, die eine Aufteilung des Materials erlauben!
    5. Ein Typ kann auch von nur einem Befragten besetzt sein!
    6. Namen wählen, die sich am gleichen Kriterium orientieren!
    7. Möglichst einfache Namen (keine Adjektive)!