2. Grundlagen und Kriterien der Diagnostik

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  • Rahmenbedingungen für Pädagogisch-Psychologische Diagnostik:
    • Rechtlich: Lehrkräfte sind berechtigt, Schülerleistungen mittels Noten zu bewerten
    • I-Test: Spezialpädagogen, Beratungslehrer, Psychologen
    • Persönlichkeitstests: Psychologen
    • Ethisch: Werkzeuge nur anwenden, wenn eigene diagnostische Kompetenz ausreicht
    • Methodisch: Verfügbarkeit diagnostischer Erhebungs-/Auswahlverfahren
    • Individueller & gesellschaftlicher Nutzen: vergleichbar mit Notengebung
  • Aspekte diagnostischen Handelns nach Ingenkamp 2005:
    • Vergleich: Beschreibung eines Verhaltens
    • Analyse: Gründe für ein Verhalten finden
    • Prognose: Vorhersagen eines zukünftigen Verhaltens
    • Interpretation: Ordnen, Bewerten und Gewichten der diagnostischen Informationen
    • Mitteilung und Wirkungskontrolle: Rückmeldung soll zukünftiges Verhalten beeinflussen (z.B. Zeugnis)
  • Der diagnostische Prozess:
    • Ziel: Beantwortung von spezifischen Fragestellungen
    • Phasen nach Lukesch 1998:
    • Problem
    • Fragestellung
    • Hypothesenbildung
    • Methodenauswahl
    • Hypothesenüberprüfung
    • Diagnostisches Urteil
    • Phasen nach Ziegler & Bühner 2012:
    • Planungsphase
    • Durchführungsphase
    • Integrationsphase
  • Prozessmodell pädagogisch-psychologischen Handelns nach Krapp 1979:
    • Vorbereitungsphase (Treatment-vorbereitende Diagnostik)
    • Realisierungsphase (Treatment-begleitende und abschließende Diagnostik)
  • Diagnostische Strategien nach Pawlik 1982:
    • Ablauf von Maßnahmen, um eine Fragestellung zu beantworten
    • Fragestellung muss präzise, ethisch vertretbar und psychodiagnostisch beantwortbar sein
    • Abstrakte Pläne zur Erreichung bestimmter Ziele
  • Statusdiagnostik:
    • Ziel: Zustandsbeschreibung bezüglich eines relevanten Merkmals
    • Annahme der relativen Stabilität des Zustands einer Person
    • Beispiel: Entwicklungsstörung wie LRS
  • Prozessdiagnostik:
    • Ziel: Erfassung von Veränderungen
    • Beispiel: Erfassung von Schulleistungen über festgelegten Zeitraum
    • Eng mit Modifikationsdiagnostik verbunden
  • Normorientierte Diagnostik
  • Normorientierte Diagnostik:
    • Ausprägung eines Merkmals in Bezug zu einer Vergleichsgruppe
    • Zentral: sozialer Bezugsnorm (Vergleich mit statistischen Bezugswerten)
    • Beispiel: IQ-Werte (normierte Werte, da Vergleich von Testwerten mit Vergleichsgruppe)
    • Bedingungsmodifikation = an äußeren Bedingungen ansetzen
  • Diagnostische Ziele:
    Selektionsdiagnostik:
    • Ziel: Auswahl von Personen oder Bedingungen
    • Personenselektion = Schulart
    • Bedingungsselektion = Aufgabenauswahl
    Modifikationsdiagnostik:
    • Ziel: Einholen von Informationen über notwendige Veränderungen
    • Modifikation von Verhalten:
    • Zum Beispiel: Gebrauch ungeeigneter Lernstrategien (diese Info wurde durch Modifikationsdiagnostik eingeholt)
    • Veränderung von Bedingungen:
    • Zum Beispiel: Lehrmethode für SuS nicht geeignet
    • Modifikationsdiagnostik bildet Grundlage für Bedingungsselektion
    • Verhaltensmodifikation = an Person ansetzen
  • Kriteriumsorientierte Diagnostik:
    • Ausprägung eines Merkmals wird in Bezug zu einem Kriterium gesetzt
    • Zentral: sachliche oder kriteriale Bezugsnorm (Kriterium wird in der Sache selbst begründet)
    • Beispiel: PISA (Kriterien: Kompetenzen zum Anwenden von Wissen und Lösen von Problemen in Mathe, Naturwissenschaften und Lesen); Erreichen bestimmter Punktzahl notwendig
  • Arten von Diagnostik:
    Individual- vs. Umweltdiagnostik
    Individualdiagnostik: einzelne Personen; Selbst-/Fremddiagnostik
    Umweltdiagnostik: soziales Verhalten, Gruppe; z.B. Schule – Eltern-/Lehrerinterviews, Lehrerberichte, Unterrichtsbeobachtungen, Arbeitsplatzanalysen, Einbezug anderer BPs/Experten etc.
    Standardisierte vs. Nicht-standardisierte Diagnostik
    Standardisierte Diagnostik: Diagnoseverfahren auf alle Personen einer ausgewählten, genau beschriebenen Stichprobe in gleicher Weise und unter vergleichbaren Bedingungen angewendet (hohe Objektivität)
  • Nicht-standardisierte Diagnostik: Personen werden subjektiv bewertet (z.B. mdl. Prüfung); keine große Gruppe, keinen gleichen Bedingungen, nicht in gleicher Weise
  • Modelle der Diagnostik:
    Eigenschaftsdiagnostik: Annahme, dass sich Menschen durch Eigenschaften charakterisieren lassen, die in unterschiedlichen Situationen zu ähnlichem Erleben/Verhalten führen
    Verhaltensdiagnostik: vergangenes Verhalten als Grundlage zur Vorhersage zukünftigen Verhaltens
  • Bezugsnormen:
    • Kriteriale (sachliche): genügt Messwert von SuS einem vorher bestimmten inhaltlichen Kriterium
    • Soziale: ist Messwert im Vergleich zu einer Bezugsgruppe verortet
    • Individuelle: hat Messwert sich im Vergleich zu früheren Messungen verändert
  • Niveauebenen des Messens:
    Skalenniveau
    • Nominal
    • Ordinal
    • Intervallskala
    • Verhältnisskala
  • Gütekriterien diagnostischer Verfahren:
    Forderungen an Gütekriterien
    • Testdurchführung: Transparenz, Zumutbarkeit, Störanfälligkeit, Verfälschbarkeit
    • Testauswertung: Auswertungsobjektivität, Reliabilität, Validität, Bandbreite, Änderungssensitivität, Informationsausschöpfung
    • Testevaluation: Ökonomie, Fairness, Akzeptanz, Vergleichbarkeit, Bewährung
    • Güte eines Verfahrens am höchsten, wenn es hohe Hauptgütekriterien aufweist!
  • Definition Diagnostik (Zimbardo 1988)
    Teilbereich der Psychologie, der sich mit der Theorie, der Konstruktion und der Analyse von Diagnoseverfahren befasst. Diagnose ist dabei die Fragestellung des Vorhandenseins oder der Ausprägung von psychologischen Merkmalen.