Napoleon Bonaparte und seine Revolutionsarmee hatten die politische Landkarte Europas umgestaltet
Nach der Niederlage Frankreichs war es an den übrigen Ländern, das hinterlassene Chaos auf dem Kontinent neu zu ordnen
Um über die Zukunft Europas nach Napoleon zu beratschlagen, wurde 1814 der "Wiener Kongress" einberufen
Wiener Kongress
Ein Friedenskongress der europäischen Herrscher, bei dem über die Zukunft Europas nach dem Ende der napoleonischen Vorherrschaft entschieden wurde
Zeitraum des Wiener Kongresses
18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815
Teilnehmer des Wiener Kongresses
Vertreter von rund 200 europäischen Staaten
Großbritannien: Außenminister Robert Stewart Viscount Castlereagh
Preußen: Außenminister Fürst Karl August von Hardenberg
Russland: Zar Alexander I.
Österreich: Außenminister Fürst Klemens Wenzel Lothar von Metternich
Frankreich: Diplomat Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
Fürst Klemens von Metternich
Entscheidend an allen wichtigen Beschlüssen des Wiener Kongresses beteiligt
Seine politischen Ansichten waren definierend bei den Verhandlungsprozessen und bei den getroffenen Entscheidungen
Setzte sich nach dem Wiener Kongress entschieden für die Sicherung der neu geschaffenen politischen Ordnung Europas ein
Nur die Siegermächte und/oder Großmächte Europas (Österreich, Großbritannien, Preußen, Russland, Frankreich) hatten wirklichen Einfluss auf die Zukunft Europas, die anderen Staaten hatten nur ein begrenztes Mitspracherecht
Ziele des Wiener Kongresses
Territoriale Neuordnung Europas
Rückkehr zur "alten Ordnung" (Absolutismus und Fürstenherrschaft)
Wiederherstellung des Mächtegleichgewichts
Friedenssicherung
Leitprinzipien des Wiener Kongresses
Restauration
Legitimität
Solidarität
Mächtegleichgewicht
Kompensation
Friedenssicherung
Maßnahmen zur langfristigen Friedenssicherung in Europa
Verhandlungen auf dem Wiener Kongress
1. Einigung auf fünf Leitprinzipien
2. Alle folgenden Entscheidungen wurden auf Grundlage dieser Prinzipien getroffen
Restauration
Wiederherstellung der alten Verhältnisse auf dem Kontinent von vor der Französischen Revolution 1789
Legitimität
Rechtfertigung der Restauration, da die Fürstenherrschaft durch Gottes Gnaden gerechtfertigt war
Solidarität
Gegenseitige Unterstützung der europäischen Fürsten, sollte es erneut zu revolutionären Ausschreitungen in einem Land kommen
Mächtegleichgewicht
Schaffung eines Gleichgewichts der europäischen Großmächte, um die erneute Vormachtstellung eines einzelnen Staates zu verhindern
Kompensation
Entschädigung der Fürsten, die unter Napoleon und seinen Eroberungen gelitten hatten
Die meisten Prinzipien wurden zugunsten des Adels verfasst, da sämtliche Teilnehmer des Kongresses dem Adel entstammten
Die Entscheidungsgewalt lag wieder in den Händen der Fürsten, die den Absolutismus, die Vormachtstellung des Adels und die adeligen Privilegien stärken und für die Zukunft absichern wollten
Der Wiener Kongress war sehr langwierig, da jede Nation ihre eigenen Interessen durchsetzen wollte
Am 9. Juni 1815 wurde die "Wiener Kongressakte" verabschiedet
Beschlüsse des Wiener Kongresses
1. Restauration
2. Territoriale Neuordnung Europas
3. Schaffung der Pentarchie zur Sicherung des Kräftegleichgewichts
Die Restauration konnte den vorrevolutionären Status quo nicht 1zu1 wiederherstellen, da Napoleon teils drastische territoriale Änderungen bewirkt hatte
Behandlung der "deutschen Frage" auf dem Wiener Kongress
1. Auflösung des Rheinbunds
2. Gründung des Deutschen Bundes als Staatenbündnis
Die Gründung eines gesamtdeutschen Nationalstaates wurde ignoriert, da die deutschen Fürsten ihre Souveränität behalten und das Kräftegleichgewicht in Europa nicht erschüttert werden wollte
Maßnahmen zur Friedenssicherung
1. Gründung der Heiligen Allianz
2. Verbündung von Österreich, Preußen und Russland gegen revolutionäre Bestrebungen in den Staaten
Die Beschlüsse des Wiener Kongresses wurden allein zugunsten der Fürsten getroffen, die Interessen des Volkes wurden übergangen
damals von einem üppigen Unterhaltungsprogramm aus Tanzbällen und Banketten begleitet
Während sich also die Großmächte um die Verhandlungen kümmerten und die Entscheidungen trafen, amüsierten sich die Vertreter der restlichen Staaten eigentlich die meiste Zeit
Und genau deshalb hieß es "der Kongress tanzt"
Die Veranstaltungen, die im Zeitraum des Wiener Kongresses stattfanden, kosteten umgerechnet über 800.000 €
Die Beschlüsse des Wiener Kongresses wurden allein zugunsten der Fürsten getroffen – der Absolutismus wurde wieder hergestellt, viele der alten Herrscher wurden wieder eingesetzt und die Adeligen erhielten ihre Privilegien zurück
Die Interessen des Volkes wurden schlicht übergangen
Während also die Aristokraten auf das System Metternich und die Restaurationspolitik anstießen, empfanden viele der nach (politischer) Freiheit strebenden Bürgerinnen und Bürger die Beschlüsse des Kongresses als unzureichend und rückschrittlich
So kam es im Anschluss an die Verabschiedung der Wiener Kongressakte zu zahlreichen Aufständen und Protesten in weiten Teilen Europas
Das liberale und nationalistische Gedankengut, das sich die europäischen Völker im Kampf gegen Napoleons Vorherrschaft angeeignet hatten, wurde in den Folgejahren immer wieder zu einer Herausforderung für die Fürsten und das metternichsche System
Im Deutschen Bund beispielsweise florierten liberalen und nationalistischen Bewegungen vorwiegend imBildungsbürgertum
Diese Bewegungen sprachen sich für einen deutschen Nationalstaat und eine liberale Verfassung und gegen die Restauration aus
Durch politische Massenkundgebungen wie dem Wartburgfest 1817 (organisiert durch Studentenverbindungen) oder dem Hambacher Fest 1832 verbreitete sich das revolutionäre Gedankengut dann von den akademischen Kreisen aus in alle Schichten der deutschen Bevölkerung
Die politische Opposition gegen die deutschen Fürsten gipfelte schließlich 1848/49 in der sogenannten Märzrevolution