Vorlesung 2 - Phasen der Mediennutzung

Cards (26)

  • Präkommunikative Phase: Medienauswahl. Darunter versteht man Motive, Bedürfnisse, Gewohnheiten, die der selektiven Nutzung von Medieninhalten zugrunde liegen.
  • Kommunikative Phase: Medienrezeption. Emotionale und kognitive Prozesse bei der Verarbeitung und Interpretation von Medieninhalten.
  • Postkommunikative Phase: Medienwirkung. Integration von Medieninhalten in den Alltag und das Weltbild der Nutzer, Anschlusskommunikation.
  • Dispositionen der Nutzer werden durch Persönlichkeitsvariablen und Gewohnheiten bestimmt.
  • Konsistenztheorie - Balance Theorie:
    Menschen streben nach Konsistenz in Einstellungen, Verhalten und sozialer Konstellation. Sprich, eigene Einstellungen im Einklang mit anderen Personen.
  • Konsistenztheorie - Theorie der kognitiven Dissonanz:
    • Fokus auf eine Person und deren Einstellungen und Verhalten in ihr selbst
    • Annahme: Sich widersprechende Einstellungen und Verhalten lösen Dissonanz aus (= will vermieden werden)
  • Konsistenztheorie - Balance Theorie:
    Gibt es Unterschied/Diskrepanz, entsteht Spannung/Ungleichgewicht. Konsistenzen sind stabil.
  • Konsistenztheorie - Balance Theorie:
    Inkonsistenzen erfordern eine Veränderung einer Beziehung
    • Umbewertung der Beziehung zur anderen Person
    • Umbewertung der Beziehung zum Umweltobjekt
  • Konsistenztheorie - Theorie der kognitiven Dissonanz:
    • Quellen der Dissonanz:
    • Logische Inkonsistenz
    • Kulturelle Normen
    • Konflikt hierarchischer Kognitionen
    • Eine neue Erfahrung widerspricht vergangener Erfahrung
  • Konsistenztheorie - Theorie der kognitiven Dissonanz:
    Lösungsstrategien zur Dissonanzreduktion
    • Ideale Lösung
    • Einstellung ändern
    • Verhalten ändern
    • Problem: Beides häufig nicht möglich
  • Konsistenztheorie - Theorie der kognitiven Dissonanz:
    Lösungsstrategien zur Dissonanzreduktion
    • Alternative „Lösung“:
    • Konsonante Einstellung/Kognition hinnehmen
    • Umdeutung: Dissonanz in Frage stellen
    • Vermeidung: Dissonante Kognition ignorieren
    • Andere Lösung: Nicht an Logik orientieren, sondern an Umfeld
  • Konsistenztheorie: Theorie der kognitiven Dissonanz + Medienkonsum
    • Dissonanz durch Medienkonsum: Aufnahme von Medienbotschaften, obwohl sie unseren Kognitionen/Handlungen widersprechen
    • Vermeidung der Aufnahme dissonanter Medienbotschaften
  • Konsistenztheorie: Theorie der kognitiven Dissonanz + Medienkonsum
    Dissonante Medienbotschaften werden nur aufgenommen:
    • Versehentlich (Accidential exposure)
    • Die Zuwendung erfolgte aus ganz anderem Grund (Exposure on an irrelevant basis)
    • Durch Zwang (Forced exposure)
    • Durch soziale Interaktion (Interaction with other people)
  • Konsistenztheorie: Theorie der kognitiven Dissonanz + Medienkonsum
    Aus den Annahmen der Theorie kognitiver Dissonanz folgt:
    • Vermeidung dissonanzsteigernder Medienbotschaften
    • Gezielte Zuwendung zu konsonanzsteigernden Medienbotschaften
  • Phasen der Selektion
    • Präkommunikative Phase: Selektive Zuwendung (selective exposure)
    • Kommunikative Phase: Selektive Wahrnehmung (selective perception)
    • Postkommunikative Phase: Selektive Erinnerung (selective retention)
  • Zusammenfassung der Forschung zu Medienselektion und kognitiver Dissonanz
    • Kognitive Dissonanztheorie beschreibt viele Situationen gut, ist ein wertvoller Ausgangspunkt
    • Vor allem die Strategien zur Lösung der Dissonanz erklären menschliches Verhalten
    • Meistens ist die Situation aber komplizierter
    • Menschen halten auch viele widersprüchliche Einstellungen aufrecht
  • Der Uses-and-Gratifications-Ansatz erklärt auch die selektive Zuwendung zu Medienangeboten. Aber:
    • Er erklärt ein größeres Spektrum an Mediennutzung
    • Er erklärt ein größeres Spektrum an Zuwendungsgründen
    • Er möchte jede denkbare (bewusste) Motivation für die Zuwendung zu jeglicher Art von Medienangebot konzeptionell erfassen
  • Uses-and-Gratifications-Ansatz (UGA)
    Grundkonzept:
    • Menschen haben Bedürfnisse
    • Diese Bedürfnisse sind ihnen bewusst
    • Menschen sind aktiv und handeln zielgerichtet (bedürfnisorientiert)
    • Menschen können über ihre Bedürfnisse und Handlungen Auskunft geben
    • UGA ist ein handlungstheoretischer Ansatz
  • Uses-and Gratifications-Ansatz (UGA)
    Kategorisierung von Nutzungsmotiven:
    • Versuch, die vielfältigen Gründe der Medienzuwendung zu verdichten
    • Diese Motive können sich beziehen auf:
    • Medieninhalt selbst
    • Akt der Mediennutzung
    • Sozialen Kontext der Mediennutzung
  • Uses-and-Gratifications-Ansatz (UGA)
    Grundkonzept:
    • Menschen wählen aus dem großen Angebot an Medieninhalten einige wenige aus (oder aber gar keine)
    • Sie wählen diese aus, weil sie ganz bestimmte Erwartungen daran haben, wie diese Medieninhalte ihnen nützen werden
    • Dadurch moderieren sie, welchen Medienwirkungen sie ausgesetzt sind
    • Hierbei gibt es deutliche interpersonale Unterschiede
  • Uses-and-Gratifications-Ansatz (UGA)
    Motivkategorien
    • Unterhaltung
    • Emotionale Motive: Realitätsflucht, Entspannung, ästhetischer Genuss, Zeit füllen, Ausleben von Emotionen, sexuelle Stimulation
    • Soziale Beziehungen
    • Soziale Motive: soziale Perspektivübernahme, Zugehörigkeitsgefühl, Gesprächsstoff, Geselligkeitsersatz, Rollenhilfe, Kontakterleichterung
  • Uses-and-Gratifications-Ansatz (UGA)
    Motivkategorien
    • Identität
    • Identitätsmotive: Bestätigung persönlicher Werte, Rollenvorbilder, Identifikation mit Anderen, Selbstreflexion, Selbstfindung
    • Information
    • Kognitive Motive: Orientierung in der Umwelt, Ratsuche, Neugier, Lernen, Gefühl der Sicherheit durch Wissen
  • Uses-and-Gratifications-Ansatz (UGA)
    Motivkategorien
    • Information
    • Unterhaltung
    • Entspannung
    • Zeitvertreib
    • Status
    • Eskapismus
  • Wiederholung: Prämissen des U&G-Ansatzes:
    • Das Publikum ist aktiv und nutzt Medien zielgerichtet, aufgrund seiner Erwartungen, Bedürfnisse und Motive
    • Potentielle Medienwirkungen werden durch die Selbstbestimmung der Rezipienten begrenzt, da dieser über die Nutzung entscheidet
    • Medien konkurrieren untereinander und mit anderen funktionalen Alternativen der Bedürfnisbefriedigung
    • Menschen sind sich ihrer Bedürfnisse und Motive hinreichend bewusst, um Auskunft darüber geben zu können
  • Kritik am U&G-Ansatz
    • Annahme der Bewusstheit und Artikulationsfähigkeit von Rezipient:innen in Bezug auf ihre Bedürfnisse: Motive für menschliches Verhalten sind nicht immer bewusst
    • Annahme des aktiven Publikums: Mediennutzung verläuft häufig habitualisiert (d.h. ohne bewusste Entscheidungsprozesse) und Verhalten nicht immer rational
    • Zirkularität: Von der Mediennutzung wird auf Bedürfnisse geschlossen, ohne zu berücksichtigen, dass Medien neue Bedürfnisse schaffen können
    • (Theorielosigkeit: keine Fundierung durch Motivations-Theorie)
  • Kritik an handlungstheoretischen Konzepten der Medienauswahl (UGA) insgesamt
    • Willentliche Kontrolle des Medienkonsums?
    • Medienauswahl ist eher das Resultat unbewusster sozialer Lernprozesse
    • Unterschiedliche Bedürfnisstrukturen sind durch Soziodemographie bedingt
    • Mediennutzung als Niedrigkostensituation
    • Intuitive/gewohnheitsmäßige Auswahl
    • Nicht-Befriedigung von Bedürfnissen bleibt ohne Konsequenzen