Vorlesung 3 - Mediennutzung

Cards (36)

  • Definition von Medienrezeption
    • Beschreibt den konkreten, situativen Vorgang der Mediennutzung
    • Empfindungen während der Nutzung
    • Haltungen während der Nutzung
    • Bedingungen, die den Nutzungsvorgang beeinflussen
    • Nicht: Vorbedingungen oder mittel- und langfristige Konsequenzen
  • Reaktionen während der Mediennutzung
    • Kognitive Reaktionen (Informationsverarbeitung)
    • Affekte Reaktionen (Emotionen)
    • Physiologische Reaktionen (Körperlich)
  • Aufmerksamkeit
    • Beschreibt die Intensität der Zuwendung zu einem Medium
    • Mögliche Operationalisierungen
    • Dauer der Nutzung
    • Intensität und Konzentration
    • Psychophysiologische Aktivität (Herzrate, Hautleitfähigkeit)
    • Verhaltensdaten wie Blickbewegungen oder Körpersprache
  • Komplexität von Medieninhalten: Bottom-up-Perspektive
    • Medieninhalte haben unterschiedliche Komplexität
    • Komplexität eines Textes bspw. abhängig von:
    • Wortgebräuchlichkeit
    • Sprache
    • Wortlänge
    • Satzlänge
    • Satzkomplexität
  • Komplexität von Medieninhalten: Top-down-Perspektive
    • Je mehr Vorwissen Personen haben, umso mehr werden verschiedene Informationen zu Chunks zusammengefasst
    • Ermöglicht, komplexere Aufgaben zu bewältigen
  • Ausgangslage von Aufmerksamkeit
    • Menschen haben beschränkte Aufnahmekapazität
    • Ähnlich einem Computer gibt es eine Art Arbeitsspeicher
    • Hier werden Informationen simultan gehalten und verarbeitet
    • Auslastung wird gemessen über Cognitive Load
  • Implikationen für Medien
    • Mediengestaltung
    • Reduktion unnötiger Information
    • Fokussierung auf das Wesentliche
    • Aber: Zusatzinfo kann Fokus erleichtern
  • Bei „Gefahr“: Schnelles, automatisches Reiz-Reaktionsmuster
  • Informationsverarbeitung:
    Assoziative Schemata
    • Kognitive Struktur, die unterschiedliche Konzepte (Begriffe) und ihre Verknüpfungen umfassen
    • = Bündelung von Wissen und hinzukommenden Informationen (in „Schubladen“)
    • Sind untereinander durch ein Assoziationsnetzwerk miteinander verbunden
  • Informationsverarbeitung
    Skripte
    • Spezifisches Schema: Typische Ereignisabfolge in spezifischen Situationen
  • Assoziative Schemata und Skripte: Funktionen
    • Entlastung
    • Strukturierung
    • Ergänzung
  • Assoziative Schemata und Skripte: Prozesse
    • Verstehensprozesse: Neue Informationen werden passenden Schemata zugeordnet
    • Reduktionsprozesse: Zusammenfassung von Einzelinformationen und -beobachtungen zu übergeordneten Strukturen
    • Aufmerksamkeitsprozesse: Selektion von Informationen/Beobachtungen anhand ihrer Zentralität im Schema
  • Aufmerksamkeit
    • Genaue Messung von Aufmerksamkeit schwierig
    • Analyse der reinen Nutzungszeit nicht alleinentscheidend (Stichwort: Screentime)
    • Selbstbericht häufig notwendig
  • Kognitive Prozesse: Automatische Verarbeitung
    Grundlage sind angeborene und erlernte Reiz-Reaktions-Muster, assoziative Schemata und Skripts. Diese kognitiven Strukturen ermöglichen schnelle, spontane und unreflektierte Situationseinschätzungen und Reaktionen.
  • Kognitive Prozesse: Kontrollierte Verarbeitung
    Ergebnisse der assoziativen Verarbeitung können nachträglich reflektiert und überprüft werden. Dies erfordert Aufmerksamkeit, Fähigkeit und Motivation und nimmt mehr Zeit in Anspruch.
  • Kognitive Prozesse:
    Automatische Verarbeitung findet immer statt, kontrollierte Verarbeitung nur bei entsprechender Motivation.
  • Ausgangslage von Aufmerksamkeit
    • Medienformate wiederum haben unterschiedliche Komplexität
    • Je mehr und vielgestaltigere Informationen, umso komplexer
  • Ausgangslage von Aufmerksamkeit
    • Je höher Komplexität, umso höher Cognitive Load
    • Wenn Cognitive Load die Kapazität überschreitet, entsteht Überforderung
  • Implikationen für Medien
    • Vorträge
    • Ton- und Bildspur synchron halten
    • Mehrere Inhalte auf verschiedene Seiten aufteilen
  • Implikationen für Medien
    • Medienrezeption
    • Einlesen, Repetition und Wissen erleichtern Aufnahme
  • Persuasion
    • Changing a person’s mind: Aktiver, in der Regel bewusster Versuch der Einstellungsänderung
    • Intentionalität des Kommunikators: Nicht einfach zu erfassen, daher werden häufig auch nicht-intentionale einstellungsbezogene Wirkungen berücksichtigt
    • Muss nicht zwangsläufig eine Person sein, gilt für sämtliche Botschaften: Filme, Artikel, Bücher, etc.
  • Zu Bedenken: Was ist „Einstellungsänderung“ ?
    • Verschiedene Aspekte können eine „Veränderung“ ausdrücken
    • Verstärkung
    • Konversion
    • Aktivierung
    • Deaktivierung
  • Informationsverarbeitung und persuasive KommunikationElaboration Likelihood-Modell (ELM)
    • Gehört zu den Zwei-Prozess-Modellen
    • Sieht zwei Modi der Informationsverarbeitung vor:
    • Zentrale Verarbeitung (eher explizit, eher bewusst)
    • z.B.: Orientierung an Argumenten, Passung zu eigenen Wissensstrukturen
    • Periphere Verarbeitung (eher implizit, eher unbewusst)
    • z.B.: Orientierung an Quellenglaubwürdigkeit, Gestaltung der Botschaft
  • Informationsverarbeitung und persuasive Kommunikation
    Elaboration Likelihood-Modell (ELM)
    • Verarbeitungsmodus bestimmt durch Motivation und Fähigkeit
    • Hohe Motivation und Fähigkeit → Es werden ausreichend kognitive Ressourcen bereitgestellt → Zentrale Verarbeitung
    • Niedrige Motivation und Fähigkeit → keine ausreichenden kognitiven Ressourcen (cognitive overload) → Periphere Verarbeitung
  • Informationsverarbeitung und persuasive Kommunikation
    Elaboration Likelihood-Modell (ELM)
    • „Involvement bezieht sich auf die kognitive und emotionale Verbundenheit eines Individuums mit dem gegenwärtig rezipierten Medieninhalt.“ (situative Interaktion zwischen Rezipient:in und Inhalt)
    • Kognitives Involvement: Interesse und Motivation, einen Medieninhalt aufmerksam aufzunehmen und aktiv darüber nachzudenken
  • Kognitive Prozesse: Zentrale Route
    • Auseinandersetzung: Intensiv
    • Abwägung: Vor- und Nachteile
    • Entscheidungsfindung: Kognitiv (Abwägung)
    • Argumente der Persuasion: Qualität entscheidend
    • Aussehen, Sympathie, Macht, Status & Expertise d. Kommunikator: Geringer Einfluss
  • Kognitive Prozesse: Periphere Route
    • Auseinandersetzung: Oberflächlich
    • Abwägung: Entweder Vorteile oder Nachteile
    • Entscheidungsfindung: Affektiv (Bauchgefühl)
    • Argumente der Persuasion: Quantität entscheidend
    • Aussehen, Sympathie, Macht, Status & Expertise d. Kommunikator: Großer Einfluss
  • Wann wird die zentrale Route gewählt?
    • Hohes Involvement, persönliche Betroffenheit
    • Wissensbedürfnis (Need for Cognition)
    • Intelligenz
    • Moderate Wiederholung
  • Wann wird die periphere Route gewählt?
    • Ablenkung
    • Gehobene Stimmung
    • Hohe Komplexität
  • Affektive Prozesse: Emotionen
    • Emotionen sind Resultat von Appraisal (Bewertung, also einem kognitiven Prozess)
    • Menschen haben die Tendenz, Ereignisse in unserer Umwelt kontinuierlich auf ihre Relevanz für ihre Ziele und Bedürfnisse hin zu prüfen, bspw.:
    • Valenz (gut oder schlecht für Verwirklichung unserer Ziele/Bedürfnisse)
    • Kontrollierbarkeit (können wir beeinflussen, was passiert?)
    • Kompatibilität mit Normen
  • Affektive Prozesse: Emotionen
    • Die neurophysiologische Erregung als Grundlage von Emotion mag per Reiz-Reaktions Schema ohne Beitrag des kognitiven Apparates entstehen
    • Die spezifische Emotion selbst entsteht aber erst auf Basis kognitiver Bewertungsprozesse
  • Kognitives Involvement (Aktive Auseinandersetzung):
    Interesse und Motivation, einen Medieninhalt aufmerksam aufzunehmen und aktiv darüber nachzudenken
    → macht zentrale Verarbeitung wahrscheinlicher
  • Affektives Involvement (Emotionale Verwicklung)
    Emotionale Erregtheit bzw. Ergriffenheit
    → erhöht die Aufmerksamkeit; ob auch Bereitschaft zur zentralen Verarbeitung steigt, hängt von der Art der Emotionen und Inhalte ab
  • Transportation
    • Bezeichnet die nahezu vollständige Absorption von Aufmerksamkeit durch einen Narrativ (eine Erzählung)
    • “We conceptualized transportation into a narrative world as a distinct mental process, an integrative melding of attention, imagery, and feelings.”
    • Erschwert Reflektion über Medienbotschaften
    • Erleichtert Persuasionseffekte
  • Fazit: Informationsverarbeitung
    • Ob und wie Medieninhalte beim Rezipienten/ bei der Rezipientin „ankommen“ hängt nicht nur vom Kontakt mit dem Medium ab, sondern auch von der Art der kognitiven und emotionalen Verarbeitung
    • Zwei-Prozess-Modelle der kognitiven Verarbeitung unterscheiden zwischen automatischer (bzw. peripherer, heuristischer) Verarbeitung und kontrollierter (bzw. zentraler, systematischer) Verarbeitung
  • Fazit: Informationsverarbeitung
    • Entscheidend für die Art der Verarbeitung ist das Involvement des Rezipienten/der Rezipientin
    • Zu unterscheiden sind kognitives und emotionales Involvement. Emotionales Involvement kann die Informationsverarbeitung fördern oder auch hemmen