Fokus auf Kommunikation zwischen wenigen Menschen, entweder unter Anwesenden oder mittels Nicht-Massenmedien
Entweder bilateral (zwei Personen) oder multilateral (mehrere Personen)
"The People's Choice": Erie-County Studie
Zentrale Erkenntnisse:
Medienauswahl richtet sich an Voreinstellungen aus: SelektiveMedienauswahl / SelectiveExposure
Mehrheit behält ursprüngliche Meinung
Massenkommunikation folgt einem zweistufigen Verlauf: Two-Step-Flow of MassCommunication
Im unmittelbaren sozialen Umfeld der Rezipient:innen gibt es Menschen, die einflussreicher für die Einstellungsbildung sind als die Massenmedien:
→ Meinungsführerkonzept/OpinionLeaders
"The People's Choice": Erie-Count Studie
Annahmen, warum Medieneffekte gering sind
Stabilität der Einstellungen aufgrund eines Schutzschildes: Wähler:innen setzen sich nur solcher „Propaganda“ aus, der sie zustimmen (siehe auch Konsistenztheorien)
Durch Stabilität der Einstellungen können Wähler:innen Konflikte und Uneinigkeiten in sozialer Umgebung besser vermeiden
Zugleich verstärken die Kontakte mit Gruppenmitgliedern geteilte Einstellungen
Änderungen nur dort, wo Wähler:innen entgegengesetzten Kräften ausgesetzt sind
"The People's Choice": Erie-County Studie
Two-Step-Flow of Mass Communication
Die meisten Menschen nutzen selbst keine politischen Medieninhalte
Politische Medienbotschaften erreichen nur weniger Rezipienten direkt
Die meisten Menschen kommen nur im Gespräch mit anderen Menschen (die selbst politische Medieninhalte nutzen) in Kontakt mit politischen Medienbotschaften
Dadurch werden die Botschaften durch den Gesprächspartner gefiltert und wertend eingeordnet
"The People's Choice": Erie-County Studie
Meinungsführerkonzept
Menschen, die politische Medieninhalte selbst nutzen, unterscheiden sich systematisch von denjenigen, die dies nicht tun
Höherer Bildungsstand, höherer sozio-ökonomischer Status
Höheres politisches Interesse
„Persönlichkeitsstärke“ (Noelle, 2001)
Meinungsführer
"The People's Choice": Erie-County Studie
Charakteristika Meinungsführerschaft
Höheres politisches Interesse
Kosmopolitische Orientierung
Höhere Mediennutzung
Höhere Aufmerksamkeit für die Gruppe
Kommen in allen sozialen Schichten vor
Kombination persönlicher und sozialer Merkmale
"The People's Choice": Erie-County Studie
Diskussion
Einteilung in Meinungsführer:innen und Gefolgsleute zu einfach
Gibt auch „Austauscher“ und „Isolierte“
Meinungsführerschaft nicht genau gemessen
Flow nicht nur in eine Richtung; Meinungsführer:innen werden ebenso beeinflusst
Methodisch etwas unsauber, zentrale Behauptungen nicht empirisch belegt
Historischer Kontext kaum beachtet
Früher wenig Wechselwähler:innen, dafür stabile Parteibindung
Framing der Studie hin auf „minimal effects“; Strohmann?
Dennoch: Betonung sozialer Prozesse wichtig und richtig
Weiterentwicklung des Two-Step-Flow-Konzepts
Modifizierter Two-Step-Flow
Tatsächlich erreichen politische Medienbotschaften und Informationen die meisten Rezipient:innen direkt
Medieninhalte sind aber trotzdem häufig Anlass für Gespräche
Hier kann eine Ergänzung und Umbewertung der Medienbotschaften erfolgen
Gesprächspartner sind also nicht so sehr für die Weitergabe von Botschaften und Informationen relevant, wohl aber für ihre Einordnung und Bewertung
Wer keine Gespräche führt, bei dem sind direkte Medieneffekte denkbar
Weitere Entwicklungen
Centrals und Marginals
ThemenspezifischeMeinungsführerschaft
Opinionsharing
Theorie der Schweigespirale
Annahme:
Menschen sind soziale Menschen
Isolationsfurcht
Ausschluss von der Gruppe bedrohlich
Möchten nicht ausgeschlossen werden
Es entsteht Konformitätsdruck
Gesellschaft hier primär als eine kohärente soziale Gruppe verstanden
Theorie der Schweigespirale
Annahme:
2. Menschen machen sich Bild über öffentliche Meinung
Menschen verhalten sich selbst wie kleine Umfrageinstitute
Welche Meinung herrscht aktuell vor?
Was ist eine Randposition?
Theorie der Schweigespirale
Annahme:
3. Spirale der Meinungsäußerung
Verstärkereffekt vs.Selbstzensur
Wer sich in Mehrheit fühlt oder glaubt, dass Popularität eigener Meinung steigt, äußert sich eher
Wer sich in Minderheit fühlt oder wer glaubt, dass Popularität eigener Meinung abnimmt, schweigt eher
Ergebnis: In der Gesellschaft gibt es
Laute Mehrheit / Silent Majority
Schweigende Minderheit / Laute Minderheit
→ Schweigespirale
Theorie der Schweigespirale
Annahme:
4. Starker Einfluss der Medien
Massenmedien bestimmen die Wahrnehmung der öffentlichen Meinung
Berichte der Massenmedien werden als öffentliche Meinung (fehl-) interpretiert („doppeltes Meinungsklima“)
Medien sind stark, da
Kumulation von Information
Konsonanz in Leitmedien (weitestgehend; Annahme der „Mainzer Schule“: eher links)
Menschen können sich dem schwer entziehen
Theorie der Schweigespirale
Annahme:
5. Voraussetzung: Muss sich um normative Positionen handeln
Es geht weniger darum, ob etwas logisch oder faktisch korrekt oder inkorrekt ist
Es geht darum, ob etwas moralisch besser oder verwerflich bzw. politisch wünschenswert oder nicht wünschenswert ist
Weitere Einflussfaktoren: Aktualität der Debatte, Kontroverse (bipolare, unversöhnliche Meinungslager)
Theorie der Schweigespirale
Diskussion
Eine der bekanntesten und bedeutsamsten Theorien der Kommunikationswissenschaft
Empirische Überprüfung unvollständig: Einfluss von Drittvariablen wurde nicht erfasst, meist nur bivariat untersucht; Operationalisierungen schwierig
Siehe aber neuere Studien (auch zur Anwendung in digitalen Medienumgebungen)
Kulturabhängig: Schweigespirale in kollektivistischen Kulturen stärker als in individualistischen
Theorie der Schweigespirale
Kritik
Anthropologische Annahme der Isolationsfurcht zu allgemein, widersprechende Befunde zur Redebereitschaft: geringer Prozentsatz von „Anpassern“, andererseits auch „Missionare“, die bewusst ihre Minderheitsmeinungen vertreten (vocal minority)
Unterkomplexes Gesellschaftsbild: homogene Masse, öffentliche Meinung als reines Aggregat?
Der Hostile-Media-Effekt
Der Hostile-Media-Effekt besagt, dass Anhänger:innen einer bestimmten Position dazu tendieren, die Berichterstattung zu dem betreffenden Thema als verzerrt/einseitig/unfair wahrzunehmen, obwohl sie eigentlich neutral ist
Er tritt insbesondere bei kontroversen Inhalten und polarisierenden Anhängerschaften auf
Er ist stärker, wenn bei den Rezipierenden ein Interesse für das Thema vorhanden ist und sie über Vorwissen verfügen
Die Richtung der Verzerrung ist abhängig von der jeweiligen Voreinstellung
Der Third-Person-Effect
Menschen überschätzen den Einfluss medialer Berichterstattung auf andere, nehmen für sich selbst allerdings nur geringe Effekte an
Der Third-Person-Effekt tritt vor allem bei unerwünschten oder negativen Medieninhalten auf, z.B. bei Gewaltdarstellungen
Bei positiven, gewünschten Medieninhalten ist ein First-Person-Effect beobachtbar: Menschen gehen davon aus, dass der Inhalt auf sie selbst einen größeren Einfluss haben kann, als auf andere
Lernen
Lernen kann im Medienumfeld vielfältig stattfinden: z.B. in klassischen Wissensangeboten oder Lernapplikationen, aber auch in Unterhaltungsmedien
Deklaratives Wissen
= FaktischeKenntnisse über Sachverhalte (Fachliteratur)
Prozedurales Wissen
= Verständnis von psychomotorischen Fähigkeiten (Learning by doing)
Lernen: Definition
Kognitionspsychologische Sicht: Lernen wird als Aufbau und Veränderung von Wissensrepräsentationen und damit als ein bereichsspezifischer, komplexer und mehrstufiger Prozess des Verstehens, Speicherns und Abrufens betrachtet
Wissenskluft-Hypothese
Medien wirken als Trendverstärker von Wissensunterschieden zwischen den Bildungsschichten, da Höhergebildete:
Häufiger Printmedien nutzen
Schneller lernen
Über mehr themenspezifischesVorwissen verfügen
Über mehr Medienkompetenz verfügen
Stärker an politischenInformationen interessiert sind
Inhalte durch interpersonaleAnschlusskommunikation vertiefen
Wissenskluft-Hypothese
Annahme: Wissen nimmt im Laufe der Zeit mit Berichterstattung zu
Personen aller Bildungsniveaus lernen hinzu
Anfangs schneller, später langsamer
Aber: Personen mit hohem Ausgangsniveau lernen verhältnismäßig mehr dazu
Matthäus-Effekt oder Rich-get-richer-Effekt
Wissenskluft-Hypothese
Ergebnisse, Weiterentwicklungen:
Bildungsabhängige Unterschiede in der Wissensaneignung
Geringe Wissenskluft bei konflikthaften, polarisierenden Themen und bei Rezipient:innen mit hohem Involvement
„Deckeneffekte“ bei Informationskampagnen (Wissenssättigung)
„Digital Divide“ neue Wissensklüfte aufgrund unterschiedlicher Medienkompetenz bei der Internet-Nutzung
Wissenskluft-Hypothese
Kritik
Wissensbegriff ist oft auf Schulbuchwissen fokussiert, das vor allem für Personen mit Mittelschicht-Hintergrund relevant ist
Fehlende Differenzierung zwischen Fähigkeit und Motivation zur Wissensaneignung
Fehlende Differenzierung zwischen Medienauswahl (Kontakt mit dem Medium), Medienrezeption (Involvement) und Medienaneignung (Anschlusskommunikation)
Wissenskluft-Hypothese
Fazit
„Privilegierte“ Schichten eignen sich Wissen und Informationen aus den Massenmedien schneller an als weniger „privilegierte“
Privilegiert heißt v.a.: höhereBildung
Massenmedien heißt v.a.: Printmedien
Dadurch fördern Massenmedien die Kluft in Wissen und Informationsstand zwischen unterschiedlichen Bevölkerungssegmenten
Wissenskluft-Hypothese
Ergebnisse, Weiterentwicklungen:
Weitere positiv moderierende Faktoren
Vorwissen
Medienkompetenz
Art der Rezeption
Vielfalt der Medien und Anteil an Printmedien
Intelligenz & Kapazität
SozialerAustausch
Lernen
Lernen kann im Medienumfeld vielfältig stattfinden: z.B. in klassischen Wissensangeboten oder Lernapplikationen, aber auch in Unterhaltungsmedien
Deklaratives Wissen
= Faktische Kenntnisse über Sachverhalte
Prozedurales Wissen
= Verständnis von pyschomotorische Fähigkeiten
Lernen: Definition
2. Konstruktivistische Sicht: Lernen ist ein aktiver Konstruktionsprozess, der Wissensstrukturen aufbaut, aktiviert, elaboriert und organisiert
Lernen: Definition
3. Behavioristische Sicht: Unter Lernen versteht man die Veränderung des Verhaltens oder von Verhaltensintentionen, die sich aus wiederholtenbeobachteten Erfahrungen in einer bestimmten Situation erschließen