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  • Mündliche Kompetenzen im Deutschunterricht - Sprechen und Zuhören als Bildungsaufgabe
  • Ulrike Behrens
  • Reihe Praxis Deutsch, herausgegeben von Jürgen Baurmann und Clemens Kammler
  • 1. Auflage 2022
  • Überzeugungen
    Affektiv aufgeladene, eine Bewertungskomponente beinhaltende Vorstellungen über das Wesen und die Natur von Lehr-Lernprozessen, Lerninhalten, die Identität und Rolle von Lernenden und Lehrenden (sich selbst) sowie den institutionellen und gesellschaftlichen Kontext von Bildung und Erziehung, welche für wahr oder wertvoll gehalten werden und ihrem berufsbezogenen Denken und Handeln Struktur, Halt, Sicherheit und Orientierung geben
  • Überzeugungen können individueller oder kollektiver Natur, explizit oder eher implizit (intuitiv), fragmentarisch und sogar widersprüchlich sein oder sich zu personalisierten praktischen (subjektiven) Theorien bzw. zu mehr oder weniger kohärenten, theorieförmigen Handlungs- und Aussagesystemen verbinden
  • Überzeugungen geben Orientierung für das Handeln als Lehrende und haben oft die Form von tief verankerten, stabilen und mit Emotionen verbundenen Intuitionen und subjektiven Theorien
  • Überzeugungen sind zumindest teilweise unzugänglich, daher werden sie mit ausführlichen Interviews erforscht
  • Verbreitete Überzeugungen zu mündlichen Sprachfähigkeiten
    • Wenn Kinder in die Schule kommen, können sie schon sprechen und zuhören
    • Die Förderung von schriftlichen Fähigkeiten ist wichtiger als die der mündlichen
    • Mündliches Erzählen ist eine gute Vorbereitung für schriftliche Erzählungen
    • Gutes Deutsch ist gutes Deutsch, egal, ob man spricht oder schreibt
    • Bei gezielter Förderung von Mündlichkeit geht es vor allem um das Sprechen
    • Mündliche Leistungen lassen sich kaum systematisch bewerten
  • Lehrkräfte schätzen ihren eigenen Einfluss auf die Sprechfähigkeiten der Schüler als nicht besonders groß ein und halten individuelle Faktoren und außerschulische, familiäre Einflüsse für deutlich wirksamer
  • BICS
    Grundlegende Sprachfertigkeiten, die die alltägliche Kommunikation bestimmen und tief in eine zeitlich, räumlich und sozial bestimmte konkrete Situation eingebettet sind
  • CALP
    Sprachliche Kompetenzen, die eng mit schulischem Erfolg und akademischer Leistung in Verbindung stehen und es ermöglichen, über Gegenstände zu verhandeln, die sich außerhalb eines gegebenen sozialen Kontextes befinden
  • Kinder und Jugendliche bringen aus ihrem familiären und sonstigen außerschulischen Umfeld eher BICS als CALP mit
  • In der Schule müssen sich die Schüler zunehmend auch zu typisch unterrichtlichen Zwecken einer akademischeren, bildungssprachlichen Art der Sprachverwendung bedienen
  • CALP (Cognitive Academic Language Proficiency)

    Eine akademischere, bildungssprachliche Art der Sprachverwendung, die Schüler im Unterricht als Sprechende und Zuhörende beherrschen müssen
  • CALP ist nicht gleichzusetzen mit Schriftsprache, sondern kommt auch im Mündlichen vor
  • In Kapitel 4.4 wird die Abgrenzung zwischen medialer und konzeptioneller Mündlichkeit/Schriftlichkeit anhand des Modells von Peter Koch und Wulf Oesterreicher (1985) genauer betrachtet
  • In der Schule kommen verstärkt Gesprächsgattungen vor, die im Alltag eine geringere Rolle spielen, insbesondere das Erklären, aber auch zunehmend komplexe Darstellungen und Argumentationen zu Sachfragen
  • Gerade bei typisch schulischen Gesprächsbeiträgen wie Erklärungen und Argumentationen zeigen sich teils große Unterschiede in den Fähigkeiten der Schüler
  • Schüler sollen ein Repertoire erwerben, mit dem sie nicht nur im engeren sozialen Kreis, sondern auch in weiteren sozialen Kontexten erfolgreich kommunizieren können
  • Die Erweiterung der sprachlichen Repertoires, die Jugendliche flexibel nutzen können, ist eine wichtige Bildungsaufgabe
  • Die Schule hat die Aufgabe, das Nachdenken über den eigenen alltäglichen Sprachgebrauch (und den von anderen) anzuleiten
  • Schüler der Sekundarstufe II sollen auch Verfahren zur Untersuchung von mündlicher Sprache kennenlernen
  • Die Förderung von mündlichem Sprachgebrauch ist ein wichtiger Teil des Curriculums im Deutschunterricht in allen Schulstufen
  • Oft stehen die schriftlichen Fähigkeiten von Schülern im Fokus der Sprachförderung in der Schule
  • Lehrpersonen halten die Förderung schriftlicher Fähigkeiten im Vergleich zu mündlichen Fähigkeiten oft für wichtiger
  • Laut Studien gibt es keinen eindeutigen Beleg für einen Verlust an schriftsprachlichen Fähigkeiten, sondern eher eine Verschiebung von (Schreib-)Fähigkeiten
  • Die Kommunikative Wende in den 1970er Jahren führte dazu, dass die Förderung der mündlichen Kommunikationsfähigkeit zu einem zentralen Lernziel wurde
  • Mündliche Kommunikation wurde neben der schriftlichen Kommunikation, dem Umgang mit Texten und der Reflexion über Sprache zur vierten Säule des Deutschunterrichts
  • Mündlichkeit konkurriert nach wie vor mit der Schriftlichkeit um Aufmerksamkeit, Wertschätzung sowie Unterrichts- und Lernzeit
  • Eine ausgebaute Gesprächskompetenz ist ein vielfältiges Bildungsziel und eine ernstzunehmende didaktische Aufgabe
  • Obwohl die Mündlichkeit an Bedeutung gewinnt, konkurriert sie nach wie vor mit der Schriftlichkeit um Aufmerksamkeit, Wertschätzung sowie ganz konkret um Unterrichts- und Lernzeit
  • In den beiden Interviewauszügen der Lehrpersonen 1 und 7 spiegelt sich die Annahme wider, dass geschriebene Sprache im Vergleich zur Mündlichkeit gesellschaftlich als wichtiger anzusehen ist, ihre Beherrschung anspruchsvoller und ihre Vermittlung aufwändiger und langwieriger
  • Eine ausgebaute Gesprächskompetenz ist ein äußerst vielfältiges Bildungsziel, und eine gezielte Förderung auch der Mündlichkeit ist eine ernstzunehmende didaktische Aufgabe
  • Vorstellung Nr. 3
    Mündliches Erzählen (Argumentieren, Berichten, Beschreiben oder Erklären) ist eine gute Vorbereitung für schriftliche Erzählungen (Argumentationen, Berichte, Beschreibungen oder Erklärungen)
  • Lehrperson 8: '„Und ich denke, also für mich ist das Mündliche wie die Grundlage auch für das Schriftliche. Also wer nicht eine Geschichte erzählen kann, dem wird's wahrscheinlich auch nicht gelingen, eine Geschichte zu schreiben."'
  • Dem mündlichen Erzählen wird eine „dienende Funktion für die Schriftlichkeit" zugeschrieben - es stellt keinen grundständigen Lerngegenstand dar
  • Lehrperson 1: '„Also ich denke, es hängt einfach auch zusammen, wenn ein Kind Sätze schreiben kann, das Verständnis hat, kann es dann auch sprechen, eher. Also ich fördere die Schriftlichkeit mehr. Das sicher. Und ich denke, das hängt eben zusammen."'
  • Mündliche Sprachkompetenz wird als Nebenprodukt des Schreibens aufgefasst, das beiläufig miterworben wird
  • Das Erzählen wird als Lieblingsstextsorte nicht nur der Kinder in der Schule, sondern auch der Schreibentwicklungsforschung bezeichnet