Perspektiven

Cards (17)

  • Vergleich der Perspektiven
  • Cultural Studies
    Hochkultur versus Populärkultur
    Medienpädagogik und Erwachsenenbildung
    zerfallende Arbeiterklasse, Nachwirkung des
    Kolonialismus, Geschlechterungleichheit
    ▪ Interesse an Vorherrschaft von Ideologien
    ▪ Interesse am Vergnügen an der Medienrezeption
  • Encoding/decoding (Hall, 1980)
    Vorannahmen
    Deutung von Medieninhalten weder durch diese determiniert, noch beliebig
    herrschende Ideologien nicht einfach Ideologien der Herrschenden oder aus Gesellschaftsstruktur ableitbar
    ▪ bestimmte Ideologien haben in Deutungskämpfe Hegemonie erlangt
    ▪ Menschen nutzen Medieninhalte mit vermeintlich nicht zu ihrer Lage passenden Ideologien
  • Encoding/decoding
    • Encoding: bevorzugte und herrschende Lesart wird bei der Produktion in den Text eingeschrieben
    • Decoding: Text wird bei der Rezeption auf bevorzugte oder andere Weise gedeutet
  • Encoding/decoding
    bevorzugte Lesart (preferred reading): im Text
    niedergelegte dominante Ideologien werden aus
    diesem wieder herausgelesen und akzeptiert
    ausgehandelte Lesart (negotiated reading): die im Text
    niedergelegten dominanten Ideologien werden zwar
    prinzipiell akzeptiert, aber vermittelnd auf die eigene
    Situation und eigene Sinnvorräte bezogen, z.B. indem
    Ausnahmen eingeräumt oder Widersprüche
    hingenommen werden
    oppositionelle Lesart (oppositional reading): die
    bevorzugte Lesart wird direkt abgelehnt und eine dazu
    konträre, kritische etabliert
  • Encoding/decoding
    Kritik und Weiterentwicklung
    kritische Lesarten entwickeln nicht unbedingt eine
    ideologische Gegenposition; Rezipient:innen können
    einen Text auch einfach unverständlich oder nichtssagend finden
    ▪ Texte präsentieren häufiger auch (in Ansätzen) kritische
    Perspektiven – Kritik eines Textes ist nicht notwendigerweise Kritik herrschender Ideologien
  • Patriarchat und Vergnügen
    Rezeption von weiblich konnotierten Genres zwischen Stigma, Sexismus und Lust
    ▪ klassische Studie „WatchingDallas“ („Das Gefühl Dallas“) (Ang, 1982): Analyse von 42 Zuschriften von (Nicht-)Seher:innen der Seifenoper „Dallas“ in den Niederlanden
    ▪ Kernfragen: Wie deuten Seher:innen die Serie, welchen Lustgewinnen ziehen sie daraus, insbesondere im Lichte möglicher feministischer und anderer Kritik der Serie?
  • Watching Dallas
    „Ideologie der Massenkultur“ wertet Genres wie Soaps ab (in unheiliger Allianz mit feministischen Strömungen); Seher:innen glauben oft, sich für ihre Nutzung rechtfertigen zu müssen
    Fiktion wird weder als völlig realistisch angesehen, noch als
    rein wirklichkeitsfremd, sondern enthält aus Sicht von Teilen
    des Publikums prinzipiell zutreffende Darstellungen der
    (sozialen) Welt, der Psyche und tragischer Gefühle
    (emotionaler, nicht kognitiver Realismus)
  • Watching Dallas:
    Vergnügen an patriarchalischen Erzählungen als Ausleben von Leiden an der eigenen Position und/oder stellvertretende
    Freude und Selbstfürsorge und/oder Utopie
    ▪ teils wird das Genre aber auch mit kritischer oder ironischer
    Haltung gesehen
  • Was bedeutet Mediennutzung eigentlich?
    „das“ Publikum als kommerziell nützliches
    Konstrukt für die Werbevermarktung
    Mediennutzung und -aneignung sehr vielfältig: konzentriertes Hören/Zusehen/Lesen, Gesprächsanlass,
    Hintergrundgeräusch
    ▪ Nutzung oft aus sozialen, nicht inhaltlichen
    Gründen (Gespräche, Gemeinsamkeit, körperliche Nähe…), beim linearen Fernsehen mit oft klaren Machtverhältnissen, und abhängig von Gelegenheiten
    individualistische Betrachtung von Mediennutzung entlang von persönlichen Einstellungen, Motiven und Verarbeitungsweisen deshalb problematisch
  • Themen der Medienaneignungsforschung
    Mediennutzung und Geschlecht, Migration,
    Kindheit/Jugend
    stigmatisierte Genres wie Soap, Talkshow, Reality
    TV, Boulevard-/Lifestylejournalismus etc.
    Grenzbereiche/Überschneidungen von
    Information und Unterhaltung, Öffentlichem/Politischem und Privatem; Bedeutung von Medien für alltägliche
    Lebensführung
    Identität, Fantum, Körperbilder, Affekt
    Aneignung neuer Medien
    ▪ methodisch oft qualitative Interviews, seltener
    Beobachtungen („ethnografische Medienforschung“), oft ergänzt durch qualitative Analyse von Medienangeboten
  • Information versus Unterhaltung?
    Unterhaltung oft als Gegensatz zur Information, als
    weniger wertvoll gesehen, von der Forschung vernachlässigt
    Unterhaltungsorientierung von Frauen als Artefakt der
    Erhebungsweise ?
    „Unterhaltungs“angebote dienen auch der Orientierung in
    der Welt (z.B. soziale Probleme in Seifenopern)
    Nachrichten nutzen oft erzählende Formen, die aus
    fiktionalen Angeboten bekannt sind, Unterhaltungserleben kann Informationsaufnahme erleichtern
    ▪ Einteilung in Information und Unterhaltung reproduziert
    geschlechts- und schichtspezifische Machtverteilungen
  • Medien und Alltag
    Mediennutzung ist in vielfältige Alltagshandlungen
    eingebettet und Medien bilden zugleich neben dem
    Außergewöhnlichen auch das Alltägliche ab, z.B. in Reality-
    Formaten und Familienserien
    ▪ Perspektive auf Medien ist also nicht auf Angebote,
    Institutionen oder die individuelle Psyche zentriert, sondern
    auf den (sozialen, räumlichen, zeitlichen) Kontext und eine
    Perspektive „von unten“
    ▪ Medienangebote strukturieren den Alltag, geben Sinn und
    Orientierung, stabilisieren Verhältnisse (z.B.
    Geschlechterverhältnisse), haben aber auch
    Veränderungspotential
  • Medientechnologie Aneignung
    -von Domestizierung des Internets zu Mediatisierung aller Lebensbereiche
    ▪ neue Medien werden „domestiziert“, d.h. alltäglicher Teil des Zuhauses und der alltäglichen Handlungen und Beziehungen – auch räumlich
    Mediatisierung als Durchdringung und Formung von Lebensbereichen durch Medientechnologien
    Datafizierungund „deep mediatization“ machen (algorithmische) Medientechnologien konstitutiver für Formen, Inhalte, Bedeutungen von Kommunikation
    digitale „Doubles“ mit unterschiedlicher Handlungsfähigkeit gemanagt/vermieden, euphorisch/pragmatisch genutzt
  • Medien und Geschlecht
    geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Zuschreibung von Sphären, Medienpräferenzen und Nutzungspraktiken:
    • Heim für Frauen oft stärker Ort der Freizeit und der Arbeit
    • Assoziation von Weiblichkeit mit Privatheit, „trivialen“ Genres
    • Mediennutzung für Frauen oft als gelegenheitsbezogene Auszeit oder Nebenbeitätigkeit im fragmentierten Alltag mit schlechtem Gewissen („guilty pleasure“)
  • Medien und Geschlecht
    Geschlecht nicht als starre Struktur, sondern Aushandlung
    und „doing gender“, z.B. bei Nutzung von Frauenzeitschriften
    oder des Fernsehens durch Frauen:
    • Abgrenzung der eigenen von fremden Bedürfnissen
    • Orientierung in rollenkonformen und -fremden praktischen Belangen und bezüglich der eigenen Identität, aber auch Erleben fremder Perspektiven und Lebensformen
    • selbstbewusstes Erleben der eigenen Person in traditionellen und/oder modernen Rollen
    • Imagination alternativen Lebens- und Beziehungsformen bei der Medienrezeption
  • Medien und Gemeinschaft
    ▪ in der Medienaneignung werden Zugehörigkeiten
    (Geschlecht, Ethnie, Fansein) und Ab-/Ausgrenzungen erlebt
    und verhandelt
    ▪ Mediennutzung als Ritual
    Vergemeinschaft verläuft dabei nicht nur kognitiv, sondern
    auch affektiv (emotional, körperlich): gemeinsames Mitfiebern, Trauern, Lästern, Sich-Schämen…