Literatur in der Weimarer Republik

Cards (28)

  • Weimarer Republik
    Zeitraum zwischen militärischem, politischem Zusammenbruch des Kaiserreichs und NS-Machtübernahme (1919-1933)
  • Weimarer Republik
    • Neue demokratische Herrschaftsform ohne Konsens der Bevölkerung und radikaler Bruch mit der Vergangenheit unmöglich
    • Wirtschaftlich belastet durch Reparationen, Inflation und Weltwirtschaftskrise 1929
    • Politisch instabil mit Putschen, Versplitterung der linken Seite und zunehmender Faschisierung
  • Literatur in der Weimarer Republik
    Widerspruchsvolle Zeit mit politischem Zusammenbruch und allgemeiner Orientierungsschwierigkeit, was zum Zusammenbruch traditioneller Techniken und Themen führte
  • Literarische Richtungen in der Weimarer Republik

    • Totale Absage der Kunst an die Politik
    • Politisches Engagement
    • Traditionalismus
    • Individualismus
    • Subjektivismus
    • Innerlichkeit
  • Literatur als Ware
    Autoren abhängig von Produktions- und Distributionsapparat; der Autor als Lieferant für den bürgerlichen Kulturbetrieb; ästhetische Qualität >< wirtschaftlicher Wert; Nivellierung zwischen 'hoher' Literatur und Trivialliteratur; ABER auch abweichende Stimmen
  • Neue Frau
    Aufbruchsbewegung der Frauen durch politische, soziale und ökonomische Veränderungen im Zuge des verlorenen Kriegs (Wahlrecht, Universitäten, Erwerbsarbeit); Neuentdeckung oder Wiederentdeckung von Autorinnen
  • Vielvalt der Prosa 

    • Politisierung vs. Eskapismus
    • Krisenbewusstsein -> neue Form (innerer Monolog, Montageprinzip, Reportageformen)
  • Gottfried Benn
    Historisch unwirksam, praktisch folgenlos
  • Krisenbewusstsein in der Weimarer Republik
    Führte zu neuen Formen wie innerer Monolog, Montageprinzip, Reportageformen
  • Heinrich Mann: Der Untertan
    Offensiv-satirische Darstellung der Autorität auf individuellem und staatlichem Niveau
  • Thomas Mann: Der Zauberberg

    Verhalten-ironische Betrachtung des inneren Bildes der Zeitepoche
  • Thomas Mann: Betrachtungen eines Unpolitischen

    Tradition des deutschen Geistes im Gegensatz zur französischen 'Zivilisation'
  • Thomas Mann: Mario und der Zauberer

    Kritik am Faschismus
  • Hermann Broch: Die Schlafwandler
    Reflexion über den Verfall der bürgerlichen Gesellschaft
  • Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften
    Satirisches Bild der österreichischen Gesellschaft vor dem 1. Weltkrieg, Darstellung des gesellschaftlichen Orientierungsverlusts und der Identitätskrise
  • Franz Kafka

    Konflikte mit Macht und Autorität, sowohl innerhalb der Kleinfamilie als auch in der anonymen Gesellschaft, präziser Erzählstil, der eine chiffrierte Welt darstellt
  • Elias Canetti
    verspätete Rezeption; sephardische Abstammung => Österreich; hellsichtiger Analytiker des aufkommenden Faschismus; Vera Canetti; 'Die Blendung' (1935)
  • Hermann Hesse
    'Siddharta', 'der Steppenwolf' oder 'Narziss und Goldmund': Darstellung der Zerrissenheit des Menschen zwischen triebhaft-animalischer Natur und Geist, Streben nach einer Balance zwischen Innen und Außen
  • Alfred Döblin
    Wurzelt im Expressionismus, aber geht darüber hinaus, engagierter Sozialist, Darstellung der Entfremdung in der 'Unterschicht'; 'Berlin Alexanderplatz' (1929)
  • Die Verwandlung (Franz Kafka)

    Krise des modernen Ichs und des abendländischen Denkens auf der Ebene des Gesetzes, der Familienbeziehungen und der Arbeitsverhältnisse, Darstellung der Entfremdung
  • 'Berlin Alexanderplatz' (1929)
    Großstadterfahrung und Entfremdung ~ Erzählweise: Montagetechnik, Simultaneität zur Präsentation der Totalität und Komplexität
  • Die Verwandlung (Franz Kafka, 1912)
  • Franz Kafka (1883-1924)
    • Ein Klassiker der Moderne
    • Krise des modernen Ichs/ des abendländischen Denkens: auf der Ebene des Gesetzes, der Familienbeziehungen, der Arbeitsverhältnisse
    • Entfremdung
  • Die Struktur von Die Verwandlung
    1. Erster Teil: Beschreibung des Zimmers, Entdeckung der Verwandlung, Besuch des Prokuristen
    2. Zweiter Teil: Die Schwester als Gregors Betreuerin, Der Vater greift die Chance, seine Machtposition in der Familie wieder zu erobern, Steigerung des Vater-Sohn-Konflikts
    3. Dritter Teil: Gregor verliert die Schwester als Partnerin in der Familie, Zimmer wird aufgeräumt; Gregor wird in die Position des Ungeziefers zurückgedrängt, Die familiäre Ordnung wiederhergestellt
  • Expressionistische Züge
    • Aufhebung der Grenze zwischen Traum & Realität/ Alltag; zwischen Psychischem und Realem (ohne Legitimierung, ohne Erklärung)
    • Rationalität und Logik werden problematisiert; die Gesetze der Realität scheinen nicht mehr zu gelten
    • Literarische Tradition der Metamorphose: Märchen, Mythos, Metamorphosen (Ovid)
    • Die Verwandlung in ein Ungeziefer>< Einbruch der Transzendenz
    • Destruktion des Ichs/ des Selbstbewusstseins/ der Kompetenz der Welt zu deuten
  • Gregor Samsa
    • Auf professioneller Ebene: Ein Reisender, ein Angestellter & Untergestellter wie eine (Geld)Maschine, Keine günstige Position, Verdinglichung der Welt
    • Innerhalb der Familie: Beziehungen die mit wirtschaftlichen Beziehungen zusammenhangen (lieblos), Schulden seines Vaters abzahlen, Eine gewisse Machtposition als 'Geldmachine' --> Dies wird sich ändern
    • Im Laufe der Erzählung: Der Vater bekommt die Macht und seine Anziehungskraft zurück, Gregors Zimmer > Abstellraum, Gregor: von den anderen zum Ding gemacht wie Abfall abgeräumt, Die Schwester, Gregors Betreuerin, zu der er eine fast erotische Beziehung hat, gibt ihn symbolisch den letzten Schlag
    • Gregors Rationalitätsdenken: Versucht sehr lange seine neue Position zu rationalisieren, zu verstehen, Verlangen, die Welt zu kontrollieren; seine Position wieder zu gewinnen, Festhalten an Logik, Nüchterheit, Objektivität
  • Stil
    • Erinnert sehr stark an expressionistische Filme und expressionistisches Theater, Fokus auf Körpersprache (den Mund, die Lippen, die Augen); Ausdruck von Emotionen, Pathos (übertrieben, lächerlich) fast symbolisch und tragikomisch, Aber auch Nüchterheit/ Objektivität in der Beschreibung des ganz Verrückten verhindert das Mitgefühl, Theatralisierung des Raums (Türenmotiv)
  • Thematik
    • Die AutoritätsproblematikVater-Sohn- Konflikt
    • Die Geschlechterproblematik: Die Beziehung zwischen Gregor und seiner Schwester, Die Beziehung zwishen dem Vater und der Mutter/ der Tochter, Bestimmte Weiblichkeitsbilder werden aufgeführt
    • Die Zivilisationskritik: Gesellschaft der Rationalisierung/ Ökonomisierung/ Sublimierung, Sublimierung der verdrängten Lust (femme fatale, Beziehung zur Schwester)