Literatur nach 1945

Cards (53)

  • Deutschland in Schutt und Asche nach Kriegsende
  • Wolfgang Borchert 'Das Brot' (1947)
  • Kurzgeschichte 'Das Brot'
    • Beklemmende, bedrückende Atmosphäre
    • Trockener, nüchterner Stil
    • Beschreibung der materiellen und existenziellen Lage der Deutschen
  • Ankunft zu neuen Ufern

    Thematisch und stilistisch exemplarisch für die Sehnsucht nach einem Neuanfang
  • Hoffnung auf einen generationellen Neubeginn: Wolfgang Borchert, „Ankunft zu neuen Ufern"
  • Zusammenbruch des Nationalsozialismus: politisch-kulturelles Vakuum, Orientierungslosigkeit, Zerstörung (z.B. Dresden) und Kriegstote = Schock
  • Generationen nach 1945
    • Die Generation der Eltern
    • Die „enttäuschte und verratene Generation"
  • Hoffnung auf gründliche Auseinandersetzung mit Vergangenheit, radikale Umgestaltung, Tabula rasa und Neubeginn><patriarchalische Gesellschaftsstrukturen, überkommene Besitzverhältnisse, das Privateigentum an Produktionsmitteln
  • Problem: Trauma der Deutschen und die politische Realität (Besatzung der Alliierten) => der ersehnte Umbruch bleibt aus, stattdessen Wiederaufbau und Kontinuität
  • Antifaschistisch-demokratische Ordnung
    In Realität: Sozialismus / stalinistische Machtpolitik und Aufbau Diktatur: SED
  • Rückkehr von (kommunistisch/sozialistisch orientierten) Exilanten
  • Nationalisierung von Industrie, Bodenreform
  • Aufbau des Sozialismus mit Hilfe exilierter Autoren
  • Kritische Auseinandersetzung mit Nazi-Vergangenheit
  • „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" (J.R. Becher): „Vernichtung der Naziideologie auf allen Lebens- und Wissensgebieten"; ein öffentliches Forum für verschiedene antifaschistische / humanistische Positionen, erst später kommunistisch
  • Aufbau (Verlag und Zeitschrift): Kulturpolitik unter stalinistischer Prägung
  • Marshall-Plan, Währungsreform (Reichsmark -> deutsche Mark)
  • Kapitalismus, Industrialisierung, überkommene Besitzverhältnisse
  • Idee der Kollektivschuld: national-militaristischer Volkscharakter
  • Kampagne zur nationalen Umerziehung der Deutschen nach amerikanischem Muster („re-education"): u.a. die Nürnberger Prozesse
  • Propagierung liberaler, demokratischer, humanistischer Werte, zunehmend anti-kommunistisch und auch konservativ (vs. sozialistisch gesinnte „junge Generation")
  • Überwachung der Kultur, Zensur (vs. die kritische, junge Generation: Der Ruf)
  • Eine korrektive Bewegung: Verbot von nationalsozialistischen Schriften
  • Eine konstruktive Bewegung: ins Deutsche übersetzte Literatur, die den Umerziehungszielen entsprach
  • Der Ruf
    • Politisch-kulturelle Zeitschrift, hrsg. v. Alfred Andersch & Hans Werner Richter (1946)
    • Unabhängig: kritische Position, auch zur Politik der Siegermächte
    • Ablehnung der Kollektivschuldthese und Betonung des deutschen Leidens
    • Hoffnung auf gesellschaftlichen Wandel und tiefgreifende Veränderung
    • Verbot bis Redaktionswechsel
  • Gruppe 47
    • Privatinitiative Hans Werner Richter
    • 29 Tagungen (bis 1967): Autorenlesungen von unveröffentlichten Manuskripten: Werkstattcharakter
    • Literaturpreise: Wegweiser der neuen Literatur
    • Blütezeit in den 1950er/frühen 1960er Jahren
    • Später: Kommerzialisierung, Ritualisierung und Überzahl von Establishment-Literaturvermittlern (bzw. von wichtigen Verlegern, Kritikern, Lektoren)
    • Entpolitisierung => Scheitern in den „politischen" 60er Jahren
    • Wichtigste Schriftstellergruppe der Nachkriegszeit, aber stark mystifiziert und überschätzt
  • Literatur der Stunde Null, Literatur des Kahlschlags: Abkehr von poetischer Tradition und Konservatismus
  • Trümmerliteratur // die tastbare Realität der Ruinenlandschaft (materiell und geistig/spirituell)
  • Traumatische Erfahrungen ließen sich nicht einfach abstreifen
  • Neigung zur Verdrängung der Trümmerwirklichkeit
  • Sprache durch NS missbraucht (Rhetorik, Pathos…) => beschmutzt, verdächtig
  • Fortwirken konservativer poetischer Traditionen aus dem Dritten Reich (innere Emigranten) und Traditionen der 20er/30er Jahre (Exil)
  • Kontinuität: Formtraditionalismus, Verdrängung; Naturlyrik; Flucht in zeit- und weltferne Idyllen; z.B. Gottfried Benn, Statische Gedichte (1948)
  • Versuch zur neuen poetischen Sprache, Bilderwelt, Metaphorik => Lyrik, die in „Sprache, Substanz und Konzeption […] von vorn anfängt, ganz von vorn" (Wolfgang Weyrauch: „Tausend Gramm", 1949)
  • Gedicht 'Inventur'
    • Unterstrukturierung (keine komplizierten formalen Merkmale) / das Prinzip von Wiederholung & Variation
    • 7 kurze Strophen, die jeweils 4 Verse enthalten, kein festes Metrum, kein Reimschema
    • Kurze, parataktische Kernsätze, Parallelismus, Ellipse
    • Schlicht, primäres Wortregister ~ Kindersprache, Sprache eines Anfängers
  • Isotopien in 'Inventur'
    • Primäre Gebrauchsgegenstände: was man zum Überleben braucht
    • Schreibgerät/Schrift: Nagel, Bleistiftmine, Verse, Notizbuch
    • "einiges, was ich niemand verrate"
    • schreiben = überleben
  • Diskursive Struktur in 'Inventur'
    • Zeigen (dies)
    • Zueignen (mein) = auch eine Verteidigungsgebärde: Besitzaneignung (schützen vor „begehrlichen Augen")
    • Benennen (Name und oft auch Funktion des Objektes)
  • Günter Eich: '„Ich schreibe Gedichte, um mich in der Wirklichkeit zu orientieren. Ich betrachte sie als trigonometrische Punkte oder als Bojen, die in einer unbekannten Fläche den Kurs markieren. Erst durch das Schreiben erlangen für mich die Dinge Wirklichkeit. Sie ist nicht meine Voraussetzung, sondern mein Ziel. Ich muß sie erst herstellen."'
  • Innerhalb einer total zerstörten Umwelt steckt das Ich sich wieder einen eigenen minimalen Existenzraum ab
  • Der Dichter ‚rezykliert' Abfall, aber auch die Sprache -> Intertextualität (das Gedicht „Jean Baptiste Chardin" von Richard Weiner)