Definition Selektion: Wie wählen Rezipierende den Inhalt und wie entscheiden sie sich für ein bestimmtes Angebot?
Definition Rezeption: Wie werden die ausgewählten Inhalte aufgenommen und verarbeitet?
Welche dieser Möglichkeiten sind anwendbar auf mehrere Mediengattungen und damit unabhängig von konkreten Inhalten und Präsentations- und Nutzungseigenschaften?
Selektionsphase:
Evaluationstyp:
Direkt (zunächst Überblick verschaffen) vs. Indirekt (Zusatzinformationen durch TV-Zeitschriften)
Evaluationszeitpunkt:
Vor der Rezeption (Präkommunikative Zusatzinformationen) vs. während der Rezeption
Evaluationsreihenfolge:
Angebots- (z.B. oben nach unten) vs. Nutzergesteuert (gezielt bestimmter Startpunkt)
Selektionsphase:
Entscheidungsqualität:
Gründliche Prüfung der Alternativen vs. Schnell und spontan
Systematisch, vollständig vs. Heuristisch
Selektionshäufigkeit:
Wie häufig wechselt man zwischen den einzelnen konkreten Angeboten?
Werbevermeidung / - interesse:
Wie häufig wird bei Werbung genauer hingesehen vs. weggeschalten / weggeglickt?
Transmediale Nutzungsstile: Methode und empirische Befunde
Methode:
Face-to-Face
Stichproben: Alter, Geschlecht, Bildung
Mediengattungen: Fernsehen, Tageszeitung, Zeitschrift und Web
Transmediale Nutzungsstile: Methode und empirische Befunde
Befunde:
Indirekte Evaluation durch Dritte: Tipps und Anregungen für alle Mediengattungen
Nutzergesteuerte Evaluationsreihenfolge: Mit Lieblingssender anfangen, lesen auch Zeitschriften in Reihenfolge
Geringe Evaluationsqualität: Spontane Entscheidungen bei TV = Spontan bei anderen Medien
Selektionshäufigkeit: Bei Fernsehen umschalten = Auf Links tippen
Transmediale Nutzungsstile: Kritik und Relevanz
Nutzungsstildimensionen nicht erschöpft abgefragt
Ausschluss von Radio bei den Mediengattungen
Ausdifferenzierung des medialen Stimulus nach Inhalt und Form notwendig für Rezeptionsprozess
Rezeptionsmodalitäten: Herleitung und Annahmen
Grundannahmen:
Rezeptionsmodalitäten und deren Abruf werden in Lern- und Sozialisationsprozessen erworben und durch wiederholte Anwendung angeeignet und angepasst.
Dominant gebrauchte Rezeptionsmodalitäten haben eine gewisse zeitliche Stabilität und sind Teil eines zirkulärenProzesses zwischen Auswahlentscheidung und Rezeption
Rezeptionsmodalitäten: Herleitung und Annahmen
Grundannahmen:
Der Rezeptionsprozess beinhaltet ein variablesHin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Modalitäten.
Der konkrete Rezeptionsprozess einer Person hängt von den Merkmalen des Medienangebots ab, wobei ein Wechsel der Modalitäten dort stattfindet, wo spezifische Merkmale des Angebots für den Rezipierenden wirkungsrelevant werden.
4 Rezeptionsmodalitäten:
Identitätsarbeit: Vergleich der eigenen Person mit Figuren im Film (Socio-Involvement) und des eigenen Lebenskontextes mit Filminhalten (Ego-Involvement).
In-Emotion: Zusammengesetzt aus diegetischem Involvement (Bereitschaft, sich auf den Film einzulassen) und emotionalemInvolvement (Einbringen und Ausleben von Emotionen in der Rezeptionssituation).
Imagination: Vorstellung alternativerHandlungsstränge durch die Zuschauer.
Produktion: Gedanken über die Entstehungsbedingungen eines Films (distanzierte Rezeptionsmodalität, negativ korreliert mit In-Emotion).
Rezeptionsmodalitäten: Kritik und Relevanz
Häufige Verwechslung zwischen Typologien und Modalitäten
Empirische Untersuchung herausfordernd durch die Transaktionalität und Dynamik des Ansatzes
Beschränkung nur auf Film
Relevanz wie Menschen fiktionale Filmeverarbeiten, auch relevant für Filmemacher und ihr Handwerk.
Erfahrungshafte Rezeption:
WIE der Medienrezeption aus der Perspektive der narrativer Form
Narrativen Beiträgen wird eine besonders gute Verständlichkeit und nachhaltige Wissensvermittlung attestiert→ können metaphorisch als „Quasi-Erfahrung“ beschrieben werden
Narrationsforschung breit gestreut innerhalb der Forschungsfelder der Kommunikationswissenschaft
Dimensionen der erfahrungshaften Rezeptionsmodalität: Frey
ProzeduraleSchemata: Ermöglichen routinierte Aufgaben mühelos und automatisch durchzuführen.
Wahrnehmung und Erfahrung: Sinneswahrnehmungen bauen ein inneres Bild der Situation auf.
Informationsverarbeitung: Neue Informationen werden mit Vorwissen kombiniert.
Erwartungen: Gehirn erstellt Vorhersagen basierend auf Erfahrungen.
Dimensionen der erfahrungshaften Rezeptionsmodalität: Frey
Automatischer Prozess: Viele Wahrnehmungsprozesse laufen unbewusst und automatisch ab.
Integration: Kognitive, emotionale und motorische Systeme arbeiten zusammen, um die Wahrnehmung zu steuern.
Speicherung: Erlebtes wird im Gedächtnis wie echte Erlebnisse gespeichert.
Dimensionen der erfahrungshaften Rezeptionsmodalität: Frey
Erleben: Wir fühlen uns, als ob wir wirklich in der Situation sind, auch wenn sie nur medial vermittelt wird.
SubjektivesErleben: Wahrnehmung fühlt sich mühelos und fließend an.
Präsenzgefühl: Wir empfinden eine starke Präsenz von Objekten oder Personen.
Realität: Wir nehmen mediale Inhalte oft als real und faktisch wahr.
Grundmodus: Diese Wahrnehmung ist tief in uns verankert und wird leicht aktiviert
Dimensionen der Mediennutzungsstrategien nach Krämer
Verhalten und Haltung: Anpassung an Situation und Inhalt während der Mediennutzung, basierend auf impliziten Beurteilungskriterien.
ZielgerichteteMediennutzung: Strategisch und praktisch, abgeleitet aus Lebensumständen und persönlichenPräferenzen, ohne festen Plan.
ErlerntesWissen und Fähigkeiten: Mediennutzung basiert auf erlerntem Wissen, psychischer Selbstregulierung, Anpassung an soziale Situationen, Management von Alltagsabläufen und räumlicher Anordnung.
Dimensionen der Mediennutzungsstrategien nach Krämer
SituationsspezifischeStrategien: Entwicklung und Anpassung von Strategien durch Kombination passender Elemente aus verschiedenen Dimensionen.
Handlungsschemata: Strategien basieren auf erlernten Schemata aus früherer Mediennutzung und Mediensozialisation, die bei Bedarf angepasst werden.
Ressourcennutzung: Strategien nutzen bewusst und unbewusst verschiedene Ressourcen wie Zeit, Fremdsprachenkenntnisse oder kulturelles Wissen, was langfristige Vorteile bringen kann.
Dimensionen der Mediennutzungsstrategien nach Krämer
SozialePosition: Wahl der Mediennutzungsstrategien hängt von sozialen Faktoren wie Klasse, Geschlecht und Generation ab, basierend auf ungleicher Ressourcenverteilung und Sozialisation.
Dimensionen: Entwicklung von 10 Dimensionen der Mediennutzungsstrategien.
Dimensionen von Mediennutzungsstrategien
Einsätze: Ressourcen, die (unbewusst) bei der Mediennutzung zum Einsatz kommen
Profite: Langfristig positive Effekte der Mediennutzung → Kapitalarten
Kosten: Aufzuwendende Ressourcen, die bewusst in die Abwägung über die Mediennutzung einfließen
Gratifikationen: Bewusst und implizit gesuchter Nutzen bzw. positive Konsequenz
Repertoire: Vorhandene Assoziationsstrukturen über bekannte Angebote, die in der Nutzungssituation in Betracht gezogen werden
Dimensionen von Mediennutzungsstrategien
Arrangement: Schemata, wie Gegenstände, man selbst und andere innerhalb der Umgebung (physisch) angeordnet sind und zueinander in Verbindung gebracht werden
Stil: Arten des Handelns und Entscheidens sowie der Verarbeitung, die sich als wiederkehrende Muster mit der Umwelt und der Verarbeitung medialer Erfahrungen zeigen
Modalität: Ontologischer Status; Wahrnehmung der medial präsentierten Welt
Haltung: Beziehung des Bewusstseins zum Präsentierteten und das Maß der Kontrolle
Fokus: Schwerpunkt der Aufmerksamkeit während der Rezeption
Mediennutzungsstrategien – aktuelle Forschung
Anwendung der Dimensionen der formalen Muster (Arrangement, Stil, Repertoire) und inneren Dispositionen (Modalität, Haltung, Fokus) auf den Kontext der Social Media-Nutzungsstrategien
Teilnehmende sollten retrospektiv über explizit passive Nutzungssituationen auf Instagram berichten
Mediennutzungsstrategien – aktuelle Forschung
Befunde zeigen:
Soziale Medien werden als einfache und automatische Methode zur Zeitvertreibung in verschiedenen Situationen und physischen Zuständen genutzt → etwa das klassische Nachrichten-Checken in der Früh im Bett liegend (Arrangement)
Sie dienen als Inspirationsquelle im weitesten Sinne, von alltäglichen Aktivitäten bis hin zu einem bedeutungsvollen Leben.
Rezipierende navigieren (Stil) und erleben ästhetische und authentische Welten (Modalität) auf verschiedene Weise (Haltung): distanziert oder emotional, kritisch oder selbstkritisch etc.
Mediennutzungsstrategien – aktuelle Forschung
Weitere empirische Ansätze (im Rahmen eines DFG-Projektes): U.a. Untersuchung der inneren Haltung bei der Medienrezeption verschiedener sozialer Klassen anhand qualitativer Interviews (unter der Leitung von Laura Aleman); Untersuchung der Nutzungsstile bei der Rezeption audiovisueller algorithmengestützter Plattformen (unter der Leitung von Max Lechner)