Mediennutzung

Cards (30)

  • Konstrukte und Theorien zum WIE der Mediennutzung:
    • Erfahrungshafte Rezeption (Frey, 2017)
    • Mediennutzungsstrategien (Krämer, 2013, 2020)
    • Transmediale Nutzungsstile (Schweiger 2005)
    • Rezeptionsmodalitäten (Suckfüll, 2004)
  • Annahmen und Herleitung:
    Aus kognitionspsychologischer Sicht werden Muster und Gewohnheiten für wiederkehrende Situationen gebildet, um einzelne (Selektions-)Entscheidungen durch Automatisierungen zu erleichtern/ersparen.
  • Annahmen und Herleitung
    • Verschiedene Studien zu Muster und Gewohnheiten der Mediennutzung, konnten wiederkehrende bzw. „dominante“ (Suckfüll) Muster, Gewohnheiten („media habits“, vgl. Weibull 1985, S. 142) und Routinen aufdecken, die einen transsituationalen Mediennutzungsstil bilden, obwohl jede Nutzungssituation anders ist.
    • --> Beispielsweise konnten Genrepräferenzen als langfristige Prädikatoren für situative TV-Programmauswahl nachgewiesen werden (Klövekorn, 2002). 
    • Diese Gewohnheiten nehmen mit Zunahme von Angebotsmenge und – Komplexität an Bedeutung zu (Schweiger & Wirth, 1999) 
  • Transmediale Nutzungsstile:
    Annahme: 
    Wenn es also situationsübergreifende Mediennutzungsstile gibt… „Verfügen Menschen über – bewusste oder unbewusste – Muster, Stile oder Strategien, die sie nicht nur bei einer bestimmten Mediengattung einsetzen, unabhängig vom Medium?“ 
    (Schweiger, 2005, S.174)
  • Transmediale Nutzungsstile
  • Transmediale Mediennutzungsstile sind … 
    unabhängig der Mediengattung
    ... situationsübergreifend (obwohl jede Medienepisode anders ist, mit anderen Stimmungen, Bedürfnissen); 
    tiefsitzende Schemata, die über die Persönlichkeit und (Medien-)Sozialisation angeeignet wurden (z.B. Jemand der viel im TV zappt, liest auch sprunghafter die Zeitung)
  • Transmediale Nutzungsstile:
    Wie lassen sich Nutzungsstile transmedial beschreiben?
    • Definition Selektion: Wie wählen Rezipierende den Inhalt (Können sich am Angebot orientieren, auf technische oder soziale Empfehlung handeln, verfügbare Alternativen sichten) und wie entscheiden sie sich für ein bestimmtes Angebot? 
    • Definition Rezeption: Wie werden die ausgewählten Inhalte aufgenommen und verarbeitet?
    • Welche dieser Möglichkeiten sind anwendbar auf mehrere Mediengattungen und damit unabhängig von konkreten Inhalten und Präsentations- und Nutzungseigenschaften?
  • Befunde: signifikante transmediale Übereinstimmungen für einige der untersuchten Nutzungsstildimensionen:
    • Indirekte Evaluation durch Dritte: Wer sich Anregungen von Dritten holt, holt sie sich für alle getesteten Mediengattungen 
    • Nutzergesteuerte Evaluationsreihenfolge: Wer mit Lieblingssendern anfängt, liest auch Zeitschriften in eigener Reihenfolge
    • Geringe Evaluationsqualität: bei TV spontan entscheidende, entscheiden auch bei anderen Mediengattungen spontan 
    • Selektionshäufigkeit: Wenn eine Person beim Fernsehen häufig umschaltet, ist sie Wahrscheinlichkeit auch ein „Lesezapper“
  • Transmediale Nutzungsstile: Kritik und Relevanz
    • Nutzungsstildimensionen nicht erschöpfend abgefragt
    • Ausschluss von Radio bei den Mediengattungen
    • Ausdifferenzierung des medialen Stimulus nach Inhalt und Form notwendig, um Rezeptionsprozess besser beschreiben zu können 
  • Rezeptionsmodalitäten: Herleitung und Annahmen
    • Die Theorieder Rezeptionsmodalitätbetrachtetdas WIE der Mediennutzungausder Perspektivekognitiverund emotionalerVorgänge(Informationsverarbeitungsprozesse) der Rezipierendenin der kommunikativenPhase
    • Forschungslücke: Einige Forschungsarbeiten berühren implizit die Frage nach den kognitiven und emotionalen Vorgängen während der Rezeption → aus dieser Vorlesung bekannte Modelle: Involvement; Parasoziale Interaktion; Presence 
  • Rezeptionsmodalitäten
    Grundannahmen (Suckfüll)
    • Rezeptionsmodalitäten und der Abruf dessen wurden in Lern- und Sozialisationsprozessen erworben und über wiederholte Anwendung werden unt. Strategien im Umgang mit Medienangeboten eingeübt, modifiziert und angepasst.
    • In einem zirkulären Prozess zwischen Auswahlentscheidung und Rezeption: Damit haben dominant gebrauchte Rezeptionsmodalitäten eine gewisse zeitliche Stabilität.
    • Der Prozess während der Rezeption ist ein variables Hin- und Herwechseln zwischen versch. Modalitäten.
  • Rezeptionsmodalitäten
    Grundannahmen (Suckfüll)
    • Wie sich der Rezeptionsprozess einer bestimmten Person konkret gestaltet, hängt von den Merkmalen des Medienangebots ab. Ausgehend von einer wechselseitigen dynamischen Beziehung zwischen Medienangebot und Rezipierenden lautet die Annahme, dass sich ein Modalitätenwechsel an den Stellen eines Medienangebots vollzieht, an denen ein spezifisches Merkmal des Medienangebots für den jeweiligen Rezipierenden wirkungsrelevant wird. 
  • Die 4 Rezeptionsmodalitäten:
    Identitätsarbeit: Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Lebensfragen, durch den Vergleich eigener Person mit Figuren im Film (Socio-Involvement) und/oder dem Vergleich des eigenen Lebenskontextes mit Filminhalten (Ego-Involvement)
    In-Emotion: setzt sich zusammen aus dem „diegetischen Involvement” – Bereitschaft sich auf Film einzulassen und „emotionalem Involvement” (dass Zuschauende Emotionen in die Rezeptionssituation einbringen, die durch das Filmangebot angesprochen, aktualisiert und ausgelebt werden). 
  • Die 4 Rezeptionsmodalitäten:
    Imagination: Die Zuschauerin/der Zuschauer stellt sich alternative Handlungsstränge vor. 
    Produktion: Die Zuschauer/der Zuschauer macht sich Gedanken über Entstehungsbedingungen eines Films (eher distanzierte Rezeptionsmodalität – korreliert negative mit In-Emotion). 
    -> Zwischen diesen 4 Modalitäten (für fiktionale Filme) wechseln Rezipierende in Abhängigkeit von den Merkmalen des jeweiligen Medienangebots flexibel umher. 
  • Rezeptionsmodalitäten: Kritik und Relevanz 
    • Eindeutigkeit der Begrifflichkeit: Häufige Verwechslung zwischen Typologien und Modalitäten
    • Empirische Untersuchung herausfordernd durch die Transaktionalität und Dynamik des Ansatzes
    • Beschränkung nur auf Film (bzw. auch erweitert gefasst auf fiktionale Inhalte)
    • Relevanz auf der einen Seite im Hinblick auf das Verständnis, wie Menschen fiktionale Filme verarbeiten und wie bestimmte Merkmale eines Films zu Veränderungen der kognitiven und emotionalen Prozesse führen. Auf der anderen Seite auch relevant für Filmemacher und ihr Handwerk. 
  • Erfahrungshafte Rezeption (Frey)
    • Betrachtet das WIE der Medienrezeption aus der Perspektive deren narrativer Form
    → A text is a „narrative“ if a reader reads it as a representation of the real-life experience of a human
    • Narrativen Beiträgen wird eine besonders gute Verständlichkeit und nachhaltige Wissensvermittlung attestiert → können metaphorisch als „Quasi-Erfahrung“ beschrieben werden
    • Narrationsforschung breit gestreut innerhalb der Kommunikationswissenschaft (Journalismusforschung, PR-Forschung, Medienpsychologie) → Transportation; Extended Elaboration Likelihood Model
  • Erfahrungshafte Rezeption, Frey 2017
    -> Problemstellung nach Frey: bisherige Konzepte behandeln narrative Rezeptionsprozesse nur ausschnitthaft
    -> Sein Ansatz daher: Möglichst ganzheitliche Untersuchung der Erfahrungshaftigkeit von Medienrezeption auf Verarbeitungs- und Erlebensebene 
  • Dimensionen der erfahrungshaften Rezeptionsmodalität (Verarbeitung)
    • Prozedurale Schemata: Muster, die es uns ermöglichen, routinierte Aufgaben mühelos und automatisch durchzuführen.
    • Wahrnehmung und Erfahrung: Wir nehmen die Welt durch unsere Sinne wahr und bauen dabei ein inneres Bild der Situation auf. 
    • Informationsverarbeitung: Neue Informationen werden mit unserem Vorwissen kombiniert, um eine aktuelle Vorstellung der Situation zu schaffen.
  • Dimensionen der erfahrungshaften Rezeptionsmodalität (Verarbeitung)
    Erwartungen: Unser Gehirn erstellt automatisch Vorhersagen basierend auf Erfahrungen.
    Automatischer Prozess: Viele Wahrnehmungsprozesse laufen unbewusst und automatisch ab.
    Integration: Verschiedene Systeme (kognitiv, emotional, motorisch) arbeiten zusammen, um die Wahrnehmung zu steuern.
    Speicherung: Erlebtes wird im Gedächtnis wie echte Erlebnisse gespeichert.
  • Dimensionen der erfahrungshaften Rezeptionsmodalität (Rezeptionserleben)
    • Erleben: Wir fühlen uns, als ob wir wirklich in der Situation sind, auch wenn sie nur medial vermittelt wird.
    • Subjektives Erleben: Wahrnehmung fühlt sich mühelos und fließend an.
    • Präsenzgefühl: Wir empfinden eine starke Präsenz von Objekten oder Personen.
    • Realität: Wir nehmen mediale Inhalte oft als real und faktisch wahr.
    • Grundmodus: Diese Wahrnehmung ist tief in uns verankert und wird leicht aktiviert.
  • Mediennutzungsstrategien nach Krämer – Grundlegende Annahmen:
    • Rezipierende passen Verhalten und Haltung während der Mediennutzung an Situation und Inhalt an, basierend auf impliziten BeurteilungskriterienMediennutzung ist zielgerichtet und strategisch, folgt jedoch keinem festen Plan, sondern einem "praktischen Sinn", der sich aus Lebensumständen und persönlichen Präferenzen ergibt
  • Mediennutzungsstrategien nach Krämer (2013, 2020) – Grundlegende Annahmen:
    • Mediennutzung als strategische Praxis basiert auf erlerntem Wissen und verkörperten Fähigkeiten, psychischer Selbstregulierung, der Anpassung an soziale Situationen, dem Management von Alltagsabläufen, sowie der räumlichen Anordnung von Körper und Artefakten in Relation zu anderen Menschen und Gegebenheiten
  • Mediennutzungsstrategien nach Krämer (2013, 2020) – Grundlegende Annahmen:
    • Strategien für einzelne Situationen werden entwickelt, indem passende Elemente aus verschiedenen Dimensionen ausgewählt und kombiniert werden → Während der Nutzung können diese Elemente ausgetauscht werden, um die Strategie anzupassen.
    • Strategien basieren auf erlernten Handlungsschemata aus früherer Mediennutzung und Mediensozialisation. Diese Schemata werden bei Bedarf angepasst und modifiziert, sodass Strategien sowohl übertragbar als auch konkret und angepasst sind.
  • Mediennutzungsstrategien nach Krämer (2013, 2020) – Grundlegende Annahmen:
    • Mediennutzungsstrategien nutzen bewusst und unbewusst verschiedene Ressourcen, wie Zeit, Fremdsprachenkenntnisse oder kulturelles Wissen → Diese Ressourcen bringen unterschiedliche Nutzen und Gratifikationen und können zur langfristigen Ansammlung von Ressourcen wie neuen Kompetenzen oder Statusvorteilen beitragen, im Gegensatz zu einer Nutzung, die nur kurzfristigen Nutzen bietet.
  • Mediennutzungsstrategien nach Krämer (2013, 2020) – Grundlegende Annahmen:
    • Die Wahl der Mediennutzungsstrategien hängt von der sozialen Position einer Person ab (z.B. Klasse, Geschlecht, Generation). Dies ist auf die Ungleichheit der Ressourcen, unterschiedliche Sozialisation und die typischen Alltagssituationen zurückzuführen (siehe hierzu auch das Klassenmodell nach Bourdieu, 1985) 
  • Mediennutzungsstrategien nach Krämer (2013, 2020) – Grundlegende Annahmen:
    -> Auf Basis grundlegender Annahmen wurden 10 Dimensionen der Mediennutzungsstrategien entwickelt
  • Dimensionen der Mediennutzungsstrategien nach Krämer (2013, 2020)
  • Dimensionen von Mediennutzungsstrategien
  • Mediennutzungsstrategien – aktuelle Forschung:
    Soziale Medien werden als einfache und automatische Methode zur Zeitvertreibung in verschiedenen Situationen und
    physischen Zuständen genutzt->Nachrichten-Checken in der Früh im Bett liegend (Arrangement)
    • dienen als Inspirationsquelle im weitesten Sinne, von alltäglichen Aktivitäten bis hin zu einem bedeutungsvollen Leben.
    Rezipierende navigieren (Stil) und erleben ästhetische und authentische Welten (Modalität) auf verschiedene Weise (Haltung): distanziert oder emotional, kritisch oder selbstkritisch etc.
  • Mediennutzungsstrategien – aktuelle Forschung
    • Weitere empirische Ansätze (im Rahmen eines DFG-Projektes): U.a. Untersuchung der inneren Haltung bei der
    Medienrezeption verschiedener sozialer Klassen anhand qualitativer Interviews (unter der Leitung von Laura
    Aleman); Untersuchung der Nutzungsstile bei der Rezeption audiovisueller algorithmengestützter Plattformen
    (unter der Leitung von Max Lechner)