4. Pädagogisch-diagnostische Verfahren

Subdecks (6)

Cards (60)

  • Interviews:
    • Definition nach Scheuch 1962: Erhebung von objektiven (Fakten, Angaben zur Person) und subjektiven Daten (Meinung, Einstellung)
    • Explorativer Einsatz möglich, spezifischere Sammlung von Informationen je nach Art des Interviews
    • Alltägliches Verständnis: mündliche Gewinnung diagnostisch relevanter Informationen
    • Unterschiedliche Grade der Standardisierung: völlig standardisiert, halbstandardisiert, problemzentriert, unstandardisiert
    • Einteilung nach Strukturierung und Anzahl der Interviewer
  • Konstruktionshinweise für Interviews:
    • Planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung
    • Leitfaden zentral, Fragen generieren, Techniken der Gesprächsführung
    • Bezug zu konkretem Verhalten, möglichst kurz, nur einen Aspekt ansprechen
    • Maßnahmen zur Optimierung von Befragungsergebnissen
  • Bewusste Lüge:
    • Definition nach Augustinus 1953: Funktionen durchsetzen und Machtausübung
    • Maßnahmen zur Optimierung von Befragungsergebnissen
  • Optimierung von Befragungsergebnissen:
    • Guter Kontakt zwischen Interviewpartnern: Sympathie + Antipathie
    • Angaben mit Objektivität begegnen
    • Weitere Bedingungen für Gesprächsbereitschaft: Geschlecht, Alter, Stimme, Bildungshintergrund
    • Gestaltung einer Gesprächssituation: Vorbereitung, räumliche und zeitliche Umstände, Gesprächseinstieg, Gesprächsführung
  • Verhaltensbeobachtung und -beurteilung:
    • Definition nach Roth 2001 und Greve & Wentura 1978
    • Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher und alltäglicher Beobachtung
    • Beobachtungsstichproben: Time sampling und Event sampling
    • Arten der Verhaltensbeobachtung: Fremdbeobachtung vs. Selbstbeobachtung, freie/ungebundene vs. systematische Beobachtung
    • Technisch vermittelte vs. Nicht-technisch vermittelte Beobachtung
    • Feld- vs. laborähnliche Verhaltensbeobachtung
    • Offene vs. verdeckte Beobachtung
    • Kontinuierliche vs. Nicht-kontinuierliche Beobachtung
  • Methoden für Registrierung und Interpretation:
    • Niedrig-inferente Beobachtungsmethoden: Beobachter zieht nur wenige Schlussfolgerungen
  • Niedrig-inferente Beobachtungsmethoden:
    • Beobachter zieht nur wenig Schlussfolgerungen (Inferenzen)
    • Häufig Zeichen quantifiziert (nur Auftreten oder Nicht-Auftreten; ggf. Dauer) und Kategoriensysteme (Zuordnung zu verschiedenen Kategorien; differenzierteres Erfassen von Verhalten)
    • Quantifizierung in Codes
  • Hoch-inferente Beobachtungsmethoden:
    • Ausmaß an zu ziehenden Schlussfolgerungen sehr hoch
    • Notwendig, wenn schwer zu trennende Verhaltensweisen codiert werden (z.B. sozial erwünschtes Lächeln und authentisches Lächeln)
    • Häufig Ratingskalen
    • Kritik: subjektiver Charakter
  • Unterrichtsbeobachtung/Interaktionsdiagnostik:
    • Definition von Interaktion nach Mertens & Seiler 1978
    • Definition von Interaktionsanalysen nach Lukesch 1998
  • Beobachtungssystem/Interaktions-Analyse-Systeme:
    • Definition von Beobachtungssystem nach Krohne & Hoch 2007
    • Entwicklungsschritte nach Medley & Medley 1963
    • Eigenschaften des Kategoriensystems
    • Beispiel: FIAC (Flanders Interaction Analysis Categorie) nach Flander 1970
  • Alltägliche und wissenschaftliche Versuche, Informationen über zwischenmenschliche Beziehungen zu gewinnen und zu verarbeiten
    • Definition von Beobachtungssystem/Kodierschema
    • Kritik an Beobachtungssystemen
  • Zeichensystem:
    • Eigenschaften des Zeichensystems
    • Beispiel: BASYS (für aggressives Verhalten in schulischen Settings) nach Wettstein 2008
  • Schätzskala:
    • Form von Beurteilungsverfahren
    • Anwendungsbereiche
    • Beispiel: Polaritätenprofil nach Tausch & Tausch 1971
  • Gütekriterien bei Beobachtungsverfahren:
    • Objektivität, Reliabilität, Validität
  • Einsatzmöglichkeiten von Beobachtungsverfahren:
    • Situationen, Sequenzen, Vergleiche, Verläufe
    • Wer: Lehrer, Schüler (Selbst-/Fremdbeurteilung)
    • Wozu: Selbstkontrolle, Bewusstwerdungsprozesse, Einübung neuer Methoden, Konfliktklärung, Effizienzkontrolle
  • Beobachtungsfehler & Beurteilungsfehler:
    • Arten von Fehlern
    • Verminderung der Validität
    • Unterschied zwischen Beobachten und Beurteilen
  • Definition von Beurteilung nach Loicht 2016
    • Unterschied zwischen Fremd- und Selbstbeurteilung
    • Unterteilung von Beurteilungsfehlern nach Loicht 2016/Urhahne, Dresel & Fischer 2019
  • Pygmalion-Effekt:
    • "man wird, wie man gesehen wird"
    • Beispiel: ungepflegte Menschen werden von Lehrkräften als schlechter eingeschätzt
  • Primacy-/Recency-Effekt:
    • Erster/letzter Eindruck hat hohen Effekt auf Beurteilung
  • Kontrastfehler
  • Primacy- / Recency-Effekt:
    • Erster/letzter Eindruck hat besonders hohen Effekt auf Beurteilung
  • Kontrastfehler:
    • Zu beurteilende Person wird gegenteilig der eigenen Person beurteilt
    • Z.B. Ordnungsfanatiker wird als unordentlich eingeschätzt
  • Hierarchieeffekt:
    • Höhere Ebene tendenziell besser, untere tendenziell schlechter beurteilt
    • Einzelne Vorgänge werden stärker wahrgenommen
  • Logische Fehler:
    • Beurteiler tendiert dazu, Merkmale, die er für logisch zusammenhängend sieht, ähnlich zu bewerten
    • Z.B. Wer lügt, der stiehlt auch
  • Referenzrahmeneffekte:
    • Soziale Stereotypen beeinflussen die Beurteilung
    • Annahme zusammengehörigen sozialen Sachverhaltens, z.B. Jungen sind aggressiver als Mädchen
  • Beobachtungsfehler:
    • Beobachterdrift: Zu- oder Abnahme der Beobachtungsgenauigkeit während der Beobachtungsphase
    • Identifizierung mit Akteuren führt zu anderer Betrachtung von Aspekten
    • Zu frühe Wertung, z.B. Kategorisierung, kann ein Fehler sein
  • Beobachtungsbericht als Fehlerquelle:
    • Vermittelt unzutreffendes Bild von beobachteter Person, z.B. durch Verkürzungen
    • Missachtung von Hinweisen bei Beobachtung oder Ausfüllen des Beobachtungsbogens
  • Nicht repräsentative Auswahl der Beobachtungsperiode:
    • Z.B. Zu kurz, in einer außergewöhnlichen U-Situation
  • Reaktivität:
    • Beeinflussung durch teilnehmende Beobachtung, wie bloße Anwesenheit oder unangemessenes Auftreten
  • Bewusstsein für die Fehler entwickeln
    • Manual mit Erläuterungen zum Beobachtungsinstrument und zur Durchführung und Auswertung hilfreich
    • Schulung mit Anwendungsübungen, um dem Primacy- und Recency-Effekt entgegenzuwirken
  • Weitere Urteilsfehler im Unterricht aus Loicht 2016:
    • Fachfremde Beurteilungskriterien: Nur Leistungen bewerten, die für das Fach relevant sind
    • Schulartspezifische Benotung: Tendenz zur strengeren Benotung, je höher die weiterführende Schule
    • Fächerspezifische Benotung: Einzelne Fächer gelten nicht gleich, z.B. Hauptfächer & Nebenfächer
  • Klassengröße:
    • Platzierung in einer kleinen/großen Klasse kann große Bedeutung auf späteres Leben haben
  • Länderspezifische Differenzierung:
    • Unterschiede in den Abinoten in verschiedenen Bundesländern
  • Klasseninterne Bezugssysteme:
    • Versetzungsunterschiede beziehen sich auf die Rangposition des Schülers, in welche er zufällig hineingeraten ist
  • Dokument- / Werkanalyse:
    • Dokumente sind alle Zeugnisse menschlichen Handelns, Denkens und Erlebens, die in natürlichen Situationen entstanden sind und erst nachträglich zur Beantwortung einer Forschungsfrage herangezogen werden
  • Arten von Dokumenten:
    • Institutionelle Dokumente: Urkunden (z.B. Zeugnisse), institutionell veranlasste Dokumentationen (z.B. Mitgliederverzeichnisse), institutionell veranlasste Werke (z.B. Schulaufsatz)
    • Private Dokumente: Verbaldokumente (z.B. Aufsätze), Bilddokumente, Sachdokumente (z.B. Bauten)
    • Verhaltensspuren wie Abfall
  • Fragebogen:
    • Vorteile: wenig Aufwand; objektives & reliables Beobachtungsinstrument, das auch ökonomisch ist
  • Kategorisierung nach Merkmalen:
    • Mündlich vs. Schriftlich
    • Grad der Standardisierung
    • Direkter vs. Indirekter Fragestellung
    • Offene vs. Geschlossene Antworttechnik
    • Individual- vs. Gruppenerhebung
    • Einmalige vs. Mehrfache Anwendung
  • Konstruktion eines Fragebogens:
    • Zielenalyse: Was soll erfragt werden? Welche Indikatoren?
    • Aufgabenstellung: Welche Frageformen? Wie zu antworten?
    • Vorerprobung: Revision der Fragen und Erstellung von Antwortkriterien
    • Studie zur Bestimmung der Reliabilität und Validität
    • Normierung zur Einordnung einer Merkmalsausprägung
  • 10 Regeln der Fragebogenerstellung:
    • Einfache, unzweideutige Begriffe verwenden
    • Lange & komplexe Fragen vermeiden
    • Hypothetische Fragen vermeiden
    • Gleichzeitige Vorgaben von 2 Aspekten in einer Frage & Verneinungen vermeiden
    • Unterstellungen & suggestive Fragen vermeiden
    • Informationsniveau der Befragten nicht überschreiten
    • Fragen mit eindeutigem zeitlichen Bezug verwenden
    • Antwortkriterien verwenden, die eindeutig & disjunkt sind
    • Kontext der Frage sollte sich nicht auf deren Beantwortung auswirken
    • Unklare Begriffe definieren