Das Lebensbewältigungskonzept geht von drei Zonen aus: der individuellen Zone, der Zone des sozialen Umfelds und der sozialpolitischen Zone. In diesen Zonen werden verschiedene Bereiche der menschlichen Lebensbewältigungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit beschrieben.
Die individuelle Zone befasst sich mit der persönlichen Lebensfähigkeit eines Menschen bezogen auf sein individuelles Erleben und Verhalten. Eine hohe Handlungsfähigkeit betrifft beispielsweise eine hohe Selbstkontrolle oder Selbstdisziplin.
Die Zone des sozialen Umfelds ist auf die Beziehungsstrukturen und die Interaktion mit anderen Menschen bezogen. Es wird angenommen, das die Handlungsfähigkeit eines Menschen in verschiedenen Umfelden (zB. Schule, zuhause usw) verändert wird. Ein Beispiel für eine hohe Handlungsfähigkeit sind langstehende, innige Freundschaften.
Die sozialpolitische Zone betrifft die Lebens- und Bewältigungslage eines Menschen in einer Gesellschaft. Dazu gehört beispielsweise der Zugang zu kulturellen Spielräumen, in denen ein Individuum tätig sein kann. Eine hohe Handlungsfähigkeit zeigt sich beispielsweise durch die Partizipation an Kultur und Politik.
Es gilt die Annahme, dass die Zonenmiteinander vernetzt sind. Es gibt Wechselwirkungen innerhalb der Systemen.
In der Zone des sozialen Umfeld wird von Partizipation gesprochen. Unter Partizipation versteht man die Beteiligung, die Mitwirkung und die Einflussnahme an sozialem Geschehen. Menschen erleben in verschiedenen Bereichen Möglichkeiten zur Beteiligung.
Es gibt verschiedene Stufen der Partizipation im sozialen Umfeld.
Vorstufen der Partizipation sind die Informierung, Anhörung und Einbeziehung in das soziale Geschehen.
Das Mitbestimmen und Entscheiden wird als richtige Partizipation am sozialen Leben betrachtet.
Die höchste Stufe der Partizipation ist die Selbstorganisation.
In der sozialpolitischen Zone geht es darum soziale Ungleichheiten innerhalb einer Gesellschaft abzubauen. Dabei geht es auch um die Verteilung von wertvollen Gütern.
In der Schweiz sind wertvolle Güter Bildungsqualifikationen, Einkommen, Vermögen, soziales Ansehen oder Gesundheit ungleich verteilt.
Die Humankapitaltheorie geht davon aus, dass Menschen aufgrund ihrer Leistungen (bzw. ihrem Humankapital) legitimerweise zu unterschiedlich wertvollen Gütern gelangen.
Sozioökonomischer Status und Migrationshintergrund werden als relevante Merkmale von Individuen betrachtet, das hatten soziologische Studien gezeigt.
Der sozioökonomische Status beruht sich darauf, dass verschiedene Personen innerhalb der sozialen Ordnung eine Rangordnung oder Position einnehmen. Diese Position ist vorallem implizit verhanden und beruht sich auf die Statusmerkmale Bildung, Beruf und Einkommen. In Abhängigkeit dieser Merkmale sind in der Gesellschaft auch soziale Schichten vorhanden.
Die Erfassung des Migrationshintergrund stellt in soziologischen Studien eine Herausforderung dar. Eine einfache Messung wäre die Staatsangehörigkeit, das ist jedoch für Forschungsfragestellungen wenig nützlich. Auch eine eingebürgerte Person kann aus einer kulturellen Perspektive Migrationshintergrund haben.
Diskriminierende Merkmale treten nur selten eindimensional, sondern auch vieldimensional auf. Die Sozialarbeit spricht von der Intersektionalität.
In der Schweiz gibt es klar und deutlich: Bildungsungleichheit, Einkommens- und Vermögensungleichheit und Ungleichheit der Gesundheit.
Bildungsungleichheit zeigt sich beispielsweise bei Schulleistungen. In einer Studie mit 15jährigen Schweizer*innen hat sich gezeigt, dass be Schüler*innen mit niedrigem sozialökonomischen Status und Migrationshintergrund Ungleichheit bestand.
Es gibt Einkommensunterschiede im Geschlecht: Männer verdienen für die gleiche Arbeit 12,4% mehr als Frauen.
Schätzungen haben gezeigt, dass das oberste Prozent in der Schweiz über 40% des Gesamtvermögens verfügen.
Auch im Gesundheitssektor ist soziale Ungleichheit ausgeprägt. Menschen mit einem niedrigeren Bildungsniveau haben eine tiefere Lebenserwartung. Diese Ungleichheiten betreffen auch das Verhalten der Bevölkerung, Menschen mit höherem Bildungsstand sind generell aktiver. Personen ohne Migrationshintergrund nehmen eher medizinische Leistungen an als solche mit Migrationshintergrund.