Bisherige (implizite) Annahme: „normale“ Reaktion auf Wechselkursänderungen
Eine Abwertung der eigenen Währung verbessert die Exportchancen und verteuert die Importe, was zu steigenden Exporten, sinkenden Importen und damit zu einer Verbesserung der inländischen Leistungsbilanz führen müsste
. Diese „normale" Reaktion ist wichtig für die Stabilität des Devisenmarktes bei flexiblen Wechselkursen, aber sie ist auch wichtig für die Effizienz der Wechselkurspolitik bei festen Wechselkursen. Diese normale Reaktion ist jedoch nicht immer gewährleistet
Exportwert
Exportmenge multipliziert mit den inländischen Exportpreisen (Annahme der Fakturierung der Exporte in eigener Währung)
Importmenge multipliziert mit den Importpreisen in Auslandswährung multipliziert mit dem Wechselkurs (Annahme der Fakturierung der Importe in Auslandswährung)
besagt, dass eine Währungsabwertung eines Landes zu einer Verbesserung der Handelsbilanz führt, wenn die Summe der Preiselastizitäten der Exporte und Importe größer ist als eins.
Wenn die Preiselastizität größer als eins ist, bedeutet dies, dass eine Preiserhöhung (aufgrund einer Währungsabwertung) zu einer überproportionalen Reduzierung der Nachfrage führt, während eine Preissenkung zu einer überproportionalen Erhöhung der Nachfrage führt.
Die Marshall-Lerner-Bedingung ist wichtig, um die Wechselkurspolitik und die möglichen Auswirkungen einer Währungsabwertung auf die Handelsbilanz zu bewerten.
Um die Marshall-Lerner-Bedingung zu erfüllen, müssen jedoch mehrere Prämissen erfüllt sein.
➢ Erstens müssen die Exporte und Importe ausreichend elastisch sein, um auf Preisänderungen (hohe Preiselastizitäten) zu reagieren.
➢ dürfen die Nachfrageelastizitäten der Exporte und Importe nicht zu ähnlich sein, da sonst keine signifikanten Verschiebungen in der Handelsbilanz auftreten können.
Drittens sollte die Abwertung der Währung nicht zu einer übermäßigen Erhöhung der Importnachfrage führen, da dies den positiven Effekt auf die Handelsbilanz zunichte machen könnte.
Vorteile Marshall Lerner
Korrektur von Handelsungleichgewichten:Durch die Veränderung der relativen Preise von Exporten und Importen wird die Menge der exportierten und importierten Güter beeinflusst, was zu einer Verbesserung der Handelsbilanz führen kann
Vorteile
Wettbewerbsfähigkeit und Exportförderung: • Eine erfolgreiche Anwendung der Marshall-Lerner-Bedingung könnte die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes auf dem internationalen Markt verbessern. Eine Abwertung der Währung macht Exporte günstiger und kann die Exportnachfrage erhöhen.
Vorteile
Anpassungsfähigkeit des Wechselkurses: • Die Marshall-Lerner-Bedingung betont die Rolle der Preiselastizitäten, die die Reaktion der Menge auf Preisänderungen messen. Dies zeigt die Anpassungsfähigkeit des Wechselkurses und wie er auf Veränderungen in der Handelsbilanz reagieren kann.
Nachteile
Nicht immer erfüllt: • In der Realität ist die Marshall-Lerner-Bedingung nicht immer erfüllt. Die Preiselastizitäten der Nachfrage nach Exporten und Importen können variieren und sind oft schwer genau zu messen. Daher ist die Vorhersage der Auswirkungen einer Wechselkursänderung auf die Handelsbilanz schwierig
Nachteile
Zeitverzögerung: • Selbst wenn die Marshall-Lerner-Bedingung erfüllt ist, können die Auswirkungen auf die Handelsbilanz zeitverzögert auftreten. Es dauert oft einige Zeit, bis sich die Mengen der exportierten und importierten Güter an die neuen Preisniveaus angepasst haben.
Nachteile
. Abhängigkeit von anderen Faktoren: • Die Handelsbilanz wird nicht nur durch den Wechselkurs beeinflusst, sondern auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren wie Wirtschaftswachstum, Handelspolitik, Produktqualität und geopolitische Ereignisse. Die Marshall-Lerner-Bedingung berücksichtigt nicht alle diese Faktoren.
Steigt der Wechselkurs (Dollarkurs), werden inländische Güter vergleichsweise billiger und die Exporte steigen. Damit steigt auch der Exportwert (in heimischer Währung gemessen). Auf der Importseite führt ein
Anstieg des Dollarkurses zu einer relativen Verteuerung ausländischer
Güter für inländische Käufer, so dass der Import mengenmäßig sinken
wird. Die verbleibenden Importe müssen jedoch mit einem durch die Dollaraufwertung teureren Preis bezahlt werden.
Damit kann der Importwert (in heimischer Währung gemessen) steigen oder sinken
Konsequenzen für heimische Abwertungspolitik
sie eine Verbilligung der heimischen Exportprodukte für Ausländer, so
dass die Exportmenge, wie auch der Exportwert steigen wird.
Zugleich werden Importprodukte teuer, so dass die Importmenge abnimmt.
In heimischer Währung gemessen, muss jedoch für das einzelne Importprodukt mehr bezahlt werden. Je nachdem, wie „elastisch“ die Importnachfrage auf die Wechselkursänderung reagiert, wird insgesamt der Importwert sinken oder infolge des Werteffektes des Preisanstiegs zunehmen
Nettoeffekt abhängig von der Elastizität der Importnachfrag
Anstieg Dollarkurs Extremfall
(bei sehr unelastischer Importnachfrage) ist
es möglich, dass infolge der Abwertung der heimischen Währung ein solcher Anstieg des Importwertes resultiert, dass dieser den Anstieg des Exportwertes übersteigt, so dass entgegen den bisher betrachteten reinen Mengenreaktionen sogar eine Verschlechterung der Handelsbilanz erfolgt.
Eine solche Reaktion kommt zustande, wenn die Summe der Absolutwerte der Preiselastizitäten von Exportnachfrage (ex) und Importnachfrage (im) kleiner ist als 1.
Wert größer 1
Nachfrage ist elastisch und ändert sich bei Preisänderungen
Wert größer 1
Prozentuale Änderung der Nachfragten Menge größer als prozentuale Änderung des Preises
Preiselastizität von Export- und Importnachfrage
Kurzfristig: eher unelastisch
Langfristig: eher elastisch
J Kurve
kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen einer Währungsabwertung oder - aufwertung auf die Handelsbilanz eines Landes illustriert.
Die Form der JKurve zeigt graphisch an, wie sich die Handelsbilanz im Zeitverlauf nach einer Wechselkursveränderung entwickelt. Die J-Kurve wird als "J" geformt, da sie zuerst eine Verschlechterung der Handelsbilanz (nach unten) und später eine Verbesserung (nach oben) zeigt
Kurzfristige Auswirkungen
Dollarkursanstieg hat keine Auswirkungen auf Exporte (Handelsvertrag vorher festgelegt)
Importwert erhöht sich aber eindeutig, da Importmenge nicht reagiert (Handelsvertrag vorher festgelegt)
- bei kurzfristig vorgegebenem Importvolumen und vertraglich in ausländischer Währung fixierten Importpreisen erhöht sich durch eine Dollaraufwertung der Euro-Betrag, der für die Importe
aufgewendet werden muss
Konsequenz: Leistungsbilanzverschlechterung
Langfristige Auswirkungen
Neue Handelsverträge werden festgelegt; Dollarkursanstieg wird berücksichtigt
Export- und Importmenge reagieren (mit zeitlicher Verzögerung)
Verbesserung der Leistungsbilanz
Langfristige Auswirkungen
Die Exportmengen in die USA werden zunehmen, die Importmengen abnehmen (in Abhängigkeit von der Preiselastizität von Export- und Importnachfrage).
Diese Mengenveränderungen schlagen sich
jedoch in der Leistungsbilanz erst nieder, wenn die Verträge erfüllt werden, d. h. die Waren geliefert und bezahlt werden. Dies kann drei bis
sechs Monate oder auch über ein Jahr dauern. Erst dann spielt sich die
sogenannte „normale" Reaktion der Leistungsbilanz ein: Eine Dollaraufwertung führt dann zu einer Verbesserung der deutschen Leistungsbilanz.
Kurzfristig Preiselastizitäten der Import- und Exportnachfrage gering; Leistungsbilanzverschlechterung
Langfristig Preiselastizitäten der Import- und Exportnachfrage hoch; Leistungsbilanzverbesserung