Chicagoerschool

Cards (42)

  • Soziologische Hauptströmungen

    Frühe amerikanische Soziologie
  • Sabine A. Haring-Mosbacher, Institut für Soziologie, Universität Graz
  • Erste Generation von Soziologen in den USA
    • William Graham Sumner
    • Lester Frank Ward
    • Frankling H. Giddings
    • Albion Small
  • William Graham Sumner
    • Stark von Spencer und Gumplowicz beeinflusst
    • Vertreter des Sozialdarwinismus
    • Menschliche Handlungen sind auf vier Grundmotive zurückzuführen: Hunger, Sexualität, Eitelkeit und Furcht
    • Keine Sozialreformen, soziale Ungleichheit wird natürlich begründet
  • Lester Frank Ward
    • Stark von Comte, Spencer, Gumplowicz und Ratzenhofer beeinflusst
    • Versteht Gesellschaft als Evolutionsprozess, der letztlich auf eine wissenschaftlich-fundierte Zivilisation hinausläuft
    • Zentrale Rolle in diesem Prozess hat die Soziologie; sie sei auch ein Instrument zur Lösung sozialer Probleme
    • Befürwortet eine "Soziokratie" - eine wissenschaftlich basierte Gesellschaft ohne Armut und Ausbeutung
  • Frankling H. Giddings
    • Stark von Spencer und Gumplowicz beeinflusst
    • Baute die Columbia Universität zum zweitwichtigsten soziologischen Zentrum nach Chicago in den USA auf
    • Soziologie ist eine streng empirische Wissenschaft, die es mit Tatsachen, ihrer Beobachtung und Messung zu tun hat
    • Trat entschieden für quantitative empirisch-statistische Methoden ein
  • Albion Small

    • Hat in Berlin und Leipzig studiert
    • Begründer der Chicago School of Sociology: 1892 Department of Sociology gegründet
    • 1894 gründete er das "American Journal of Sociology" mit und trug damit zum frühen Professionalisierungsprozess der amerikanischen Soziologie bei
    • Setzte sich für staatliche Reformpolitik auf wissenschaftlicher Grundlage ein
  • Rasche Verstädterung/Urbanisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • Um 1900: "Zeit der Metropolen"
  • Großstadt
    Konkreter Lebensraum für eine wachsende Bevölkerung, fungiert aber andererseits als Symbol modernen Lebens
  • Großstadt gilt den Zeitgenossen als "Anschauungsobjekt der Moderne", in dem sich gesellschaftliche Veränderungsprozesse verdichten und ihren sichtbarsten Ausdruck finden
  • "Großstädtisch", "fortschrittlich" und "modern" werden oft synonym verwendet
  • Die Großstadt wird zum Faszinosum, bewundert und geliebt, verachtet und gehasst
  • Vor der Industrialisierung
    Stadt symbolisiert das Eine, in sich durchaus durch Pluralität, durch Vielfalt gekennzeichnet, durch eine Stadtmauer aber von der ländlichen Umgebung getrennt
  • Im Laufe der Industrialisierung
    Städte wachsen über die ursprünglichen Mauern hinaus, dem Wachstum und der Vielfalt der Großstadt sind - zumindest dem Prinzip nach - keine Grenzen gesetzt
  • In einer Großstadt kann man "die ganze Welt erleben". Großstädte sind der "Sitz des Kosmopolitismus" (G. Simmel)
  • "Mehr" kann jedoch auch "weniger" bedeuten: Leitmotiv in der Großstadtkritik von Engels bis zu Benjamin und Mumford
  • Kritiker der modernen Großstadt
    • Bemängelten nicht die ungeheure Vielfalt des Großstadtlebens, sondern wiesen darauf hin, dass die Vielheit, Komplexität und Mannigfaltigkeit das menschliche Aufnahme- und Anpassungsvermögen überfordern
  • Lösungsvorschläge der Kritiker
    • Ordnungsschemata, die die Menschen entlasten (Engels: rechts gehen, damit man sich nicht ständig berühre; Simmel: genaues Zeitschema, nach welchem Technik funktioniere; Mumford: Ausdehnung der Großstädte in Grenzen halten, innerhalb der Großstädte: dicht bebaute Flächen durch leere Flächen ohne bestimmte Funktion kompensiert werden; plädiert für eine vielkernige Großstadt)
  • Chicago: 1860 112.000 Einwohner, 1930 3,3 Millionen
  • Probleme der modernen Großstadt
    • Umstellung von einer traditionell ländlichen zu einer modernen städtischen Lebensweise
    • Konflikte zwischen Angehörigen verschiedener Nationalitäten (Einwanderung)
    • Desintegration
    • Kriminalität
    • Verwahrlosung der Jugend
  • Frühe amerikanische Soziologie
    • In der Tradition des amerikanischen Pragmatismus
    • Empirische Erforschung sozialer Einzelphänomene; starkes Interesse am Alltagsleben der Menschen
  • Robert E. Park
    • "The City" (1916): Großstadt als soziales Laboratorium, in dem soziale Prozesse untersucht werden können - Genese komplexer Sozialbeziehungen, die mit Hilfe empirischer Methoden untersucht werden können
  • William I. Thomas und Florian Znaniecky
    • "The Polish Peasant in Europa and Amerika"
    • Thomas-Theorem: "If men define situations as real, they are real in their consequences." - Definition als Erklärungsgrundlage; Menschen handeln aufgrund der Deutung der Situation - Situation als Grundbegriff in die soziologische Analyse eingeführt
  • Standardthemen der frühen amerikanischen Soziologie
    • Sozialisation als sozialer Lernprozess
    • Collective behavior
    • Kleine soziale Gruppen
    • Interaktion als Grundelement des Sozialen
  • Charles H. Cooley
    • Neben Mead Begründer des "Symbolischen Interaktionismus"
    • Betrachtet die Persönlichkeit, ja die menschliche Natur, als sozial generiert
    • Menschliche Natur ist ein Produkt der Kommunikation. Der Mensch wird erst zur menschlichen Person, entwickelt sein Selbst durch die Interaktion mit anderen Menschen
  • "Looking-Glass Self"

    • Selbst erwirbt man sich in der Interaktion mit anderen, es beruht auf der Organisation der wahrgenommenen Vorstellungen im Bewusstsein
    • Vorstellungen, die Menschen voneinander haben, sind die "harten Tatsachen", mit denen die Soziologie zu tun hat
    • Selbst und Gesellschaft sind bei Cooley von dynamischem Charakter, sie sind nicht "Dinge", sondern Prozesse
  • Selbst
    Entsteht, sobald das Kind eine Vorstellung darüber gebildet hat, wie es auf Mitmenschen wirkt, und sobald es auf diese Bewertung durch andere zu reagieren vermag
  • Das Selbst und die Gesellschaft sind bei Cooley von dynamischem Charakter, sie sind nicht „Dinge", sondern Prozesse
  • Bei Cooley gibt es wie bei Mead keine klare Trennung und Gegenüberstellung von Selbst und Gesellschaft. (Sie sind „Zwillinge" und „wie die Seiten einer Medaille".)
  • Beides sind ineinander übergreifende Prozesse, zwei Seiten ein und derselben Sache: der intersubjektiven Konstitution der Wirklichkeit
  • George Herbert Mead
    • Entstammte einem protestantischen Pfarrhaus in Neuengland
    • Auseinandersetzung mit der Darwinschen Evolutionslehre – Nachweis für den mythologischen Charakter der christlichen Schöpfungslehre
    • Zentrale Frage: Wie können die moralischen Werte eines sozial engagierten, amerikanischen-protestantischen Christentums ohne überholte theologische Dogmatik und jenseits der Enge puritanischer Lebensführung bewährt werden
  • George Herbert Mead
    • 1887: Aufnahme des Philosophiestudiums in Harvard; 1888 Studienfachwechsel → (physiologische) Psychologie; 1888-1891 in Deutschland studiert, u.a. bei Wilhelm Wundt, Friedrich Paulsen und Wilhelm Dilthey
    • 1891 Angebot der Universität Michigan Psychologie zu lehren
    • 1894 auf Bitte von John Dewey wechselt Mead an die University von Chicago, wo er bis 1931 blieb
  • George Herbert Mead
    • Bis zum Ersten Weltkrieg: Erarbeitung einer anthropologischen Kommunikationstheorie und einer darauf fußenden Sozialpsychologie
    • Nach dem Ersten Weltkrieg hat Mead sich stärker wissenschaftstheoretischen und naturphilosophischen Themen zugewandt
    • Zu Lebzeiten hat Mead kein einziges Buch veröffentlicht, er war über den Kreis seiner Kollegen und Studierenden kaum bekannt
  • Gebärde/Geste
    Ein „synkopierter Akt" (Anfangsphase einer Handlung, die zur Regelung der Sozialbeziehungen verwendet werden könne: Frühphase der Handlung könne zum Zeichen für die Gesamthandlung werden)
  • Sozialbehaviorismus
    Meads Theorie im Hinblick auf Watson; durchbricht jedoch das behavioristische Reiz-Reaktionsschema
  • Entwicklung des Kindes als soziales Wesen

    1. Imitieren der Handlungen der umgebenden Personen
    2. Spiel: Übernehmen der Rolle des anderen
    3. Entwicklung eines Selbst-Bewusstseins
    4. Erfassen des „verallgemeinerten Anderen", der allgemeinen Werte und Normen der Kultur
  • Game
    Organisierte Spiele, in denen Kinder die Spielregeln und die Idee der Fairness den anderen Spielern gegenüber verstehen müssen
  • Beispiel Baseball
    • Bevor ein Kind einen bestimmten Wurf macht, muss es wissen, wie die anderen Teilnehmer auf seine Handlung reagieren werden. Dies wird erst möglich, wenn es sich in die verschiedenen Rollen (z.B. des Fängers und des Werfers) hineinversetzt
  • I
    Prinzip von Kreativität/ Spontanität, Triebausstattung, unbestimmte, ungreifbare, unberechenbare Dimension des Selbst