Max Weber

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  • Max Weber (1864-1920) – Biografische Notizen
  • geboren 1864 in Erfurt als Sohn des nationalliberalen Landtags- und Reichtagsabgeordneten Max Weber und Helene Weber, geborene Fallenstein; erstes von acht Kindern; Familie zählte zu einer der reichsten deutsch-englischen Kaufmannseliten des 19. Jahrhunderts
  • Milieu, in dem er aufwuchs und lebte: Berliner Großbürgertum, für das selbstverständlich waren: lutherisch gefärbter Glaube an die staatliche Autorität der preußisch dominierten Monarchie, ungezwungener gesellschaftlicher Austausch mit dem jüdischen Besitz- und Bildungsbürgertum, Glaube an die Bestimmung der Rechtspflege als zentraler Aufgabe des Staates, der Staat soll gemeinsam mit dem Protestantismus Sittlichkeit und Sicherheit garantieren
  • besuchte eine Charlottenburger Privatschule und machte dort am Königlichen Kaiserin-Auguste Gymnasium seine Matura
  • Studium der Jurisprudenz, Nationalökonomie, Agrargeschichte, Philosophie und Theologie in Heidelberg, Berlin und Göttingen
  • Examen als Jurist
  • Mitglied der studentischen Burschenschaft Allemania zu Heidelberg
  • freiwillige Ausbildung zum Reserveoffizier
  • 1889 Dissertation „Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter"
  • 1891 Habilitation „Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Steuerrecht"
  • 1893 wurde ihm der Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft in Freiburg angeboten, den er 1894 annahm
  • berühmte Antrittsrede, in welcher er die Nationalökonomie in den Dienst des nationalen Machtstaates stellte (wird immer dann zitiert, um Webers Naheverhältnis zu nationalen und imperialistischen Ideen zu „beweisen")
  • sympathisierte jedoch auch mit dem Liberalismus und hatte großes Interesse für die sozialen Probleme seiner Zeit – dieses Engagement verband ihn mit den Lehren der „Kathedersozialisten" (Adolf Wagner, Gustav Schmoller, Lujo Brentano) und mit dem von ihnen gegründeten Verein für Sozialpolitik
  • sehr engagierter politischer Mensch, aber eher Staatspolitiker als Parteipolitiker
  • 1897 Berufung an die Universität Heidelberg
  • bald erkrankt Weber; er leidet an Depressionen, Schlaflosigkeit, nervösen Störungen
  • er lässt sich vom Lehrstuhl beurlauben und scheidet später ganz aus; lebt dann als Privatgelehrter und Erbschaften: für fast fünf Jahre bindet ihn die Krankheit; erste 1902 beginnt er wieder zu „arbeiten"
  • Zentrale Frage
    Warum war gerade im Okzident (europäisch-nordamerikanischen Raum) der moderne Kapitalismus als ein historisch einmaliges Phänomen entstanden?
  • Fokus
    Kulturbedeutung des Kapitalismus als Alltagspraxis, als methodisch-rationale Lebensführung
  • Protestantische Ethik (1904/1905)
  • in den modernen Sektoren der Wirtschaft und den dazugehörigen Bildungsinstitutionen gibt es einen höheren Anteil an Protestanten als Katholiken
  • insbesondere die calvinistischen Regionen waren wirtschaftlich besonders erfolgreich
  • in den USA und in England existiert eine große Anzahl calvinistischer Sekten
  • in D: waren pietistische oder calvinistische Regionen wirtschaftlich besonders erfolgreich (z.B. Bergische Land)
  • Max Weber (1864-1920): '„Die Sozialwissenschaft, die wir treiben wollen, ist eine Wirklichkeitswissenschaft. Wir wollen die uns umgebende Wirklichkeit des Lebens, in welches wir hineingestellt sind, in ihrer Eigenart verstehen – den Zusammenhang und die Kulturbedeutung ihrer einzelnen Erscheinungen in ihrer heutigen Gestaltung einerseits, die Gründe ihres geschichtlichen So–und-nicht-anders-Gewordenseins andererseits."'
  • Max Weber (1864-1920): '„Denn wo immer die kausale Erklärung einer ‚Kulturerscheinung' - eines ‚historischen Individuums', wie wir im Anschluß an einen in der Methodologie unserer Disziplin schon gelegentlich gebrauchten und jetzt in der Logik in präziser Formulierung üblich werdenden Ausdruck sagen wollen - in Betracht kommt, da kann die Kenntnis von Gesetzen der Verursachung nicht Zweck, sondern nur Mittel der Untersuchung sein".'
  • Komplexes Erklärungsschema der Genese und Ausbreitung des modernen Kapitalismus
    • Protestantische Ethik (als „sozial-psychologischen Faktor), Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Technologische Veränderungen, Entwicklung einer rationalen Buchführung, Politisch-institutionelle Strukturen, Gesellschaftliche Wandlungsprozesse, geschichtlich-zufällige Bedingungen und akzidentelle Umstände
  • Protestantische Ethik (1904/1905)

    betont die Kulturbedeutung der Religion für das ökonomische Handeln und die ökonomische Entwicklung, protestantische Askese als ein Motor für die okzidentale ökonomische Rationalisierung, Protestantische Ethik (Norm- und Wertvorstellungen) beeinflusst das wirtschaftliche Handeln der Akteur*innen, Handeln der Akteur*innen schafft wiederum eine bestimmte institutionelle Ordnung (Kapitalismus)
  • Luther
    Beruf ist eine von Gott gestellte Aufgabe
  • Calvinistische Strömungen
    asketische Lebensführung und die Prädestinationslehre
  • Protestantische Ethik (1904/1905)
    am Calvinismus, aber auch an den „sekundären Erscheinungen" des Pietismus und Methodismus sowie bei den Baptisten, Mennoniten und Quäkern zeigt sich nach Weber die enge Verbindung zwischen einer bestimmten Geisteshaltung sowie Ethik und dem ökonomischen Wandel im Okzident
  • Asketische Lebensführung
    innerweltliche Askese (nicht hinter Klostermauern); Verzicht auf Vergnügungen, hohes Maß an Arbeit, wenig Konsum, hohe Kapitalbildung
  • Prädestinationslehre
    „Wer ist dazu bestimmt, Gottes Gnade zu erlangen?", wirtschaftlicher Erfolg als Zeichen der Auserwähltheit (gegen die ursprüngliche Argumentation Calvins), des Gnadenstandes
  • zunehmende Rationalisierung führe zur „Entzauberung der Welt", zu zunehmender Individualisierung, Bürokratisierung und Versachlichung der Beziehungen zwischen den Menschen
  • Max Weber (1864-1920): '„Der Puritaner wollte Berufsmensch sein, wir müssen es sein. Denn indem die Askese aus den Mönchszellen heraus in das Berufsleben übertragen wurde und die innerweltliche Sittlichkeit zu beherrschen begann, half sie mit daran, jenen mächtigen Kosmos der modernen, an die technischen und ökonomischen Voraussetzungen gebundenen, Wirtschaftsordnung zu erbauen, der heute den Lebensstil aller Einzelnen, die in dieses Triebwerk hineingeboren werden, mit überwältigendem Zwang bestimmt und vielleicht bestimmen wird, bis der letzte Zentner fossilen Brennstoffs verglüht ist."'
  • Rationalisierung
    Systematische Lebensführung nach rigorosem Zeitprinzip, Orientierung nach optimalem Kosten-Nutzen-Verhältnis zwischen Ressourcen und Ertrag, Normen und Wissensurteile werden auf Vernunftprinzipien umgeste
  • Rationalisierung
    • Systematische Lebensführung nach rigorosem Zeitprinzip
    • Orientierung nach optimalem Kosten-Nutzen-Verhältnis zwischen Ressourcen und Ertrag
    • Normen und Wissensurteile werden auf Vernunftprinzipien umgestellt: es wird empirisch überprüft; „Verwissenschaftlichung"
  • Zweckrationales Handeln
    • Überwiegt gegenüber traditionalem und affektuellem Handeln
    • Mittel und Ziele werden so gewählt, dass sie maximalen Erfolg versprechen
  • Typen sozialen Handelns
    • Wertrational
    • Affektuell
    • Traditional
  • Säkularisierung
    • Die „religiöse Wurzel" der protestantischen Ethik stirbt ab, das Wettbewerbsprinzip verselbständigt sich
    • Religion wird nach und nach in die Irrationalität gedrängt
    • Entzauberung der Welt
    • Vergesellschaftenden Charakter gegenüber Gemeinschaft