Von der Renaissance bis zur Aufklärung

Cards (36)

  • Entstehung der Disziplin Soziologie
    • Sozio-ökonomische Rahmenbedingungen: Industrialisierung, Aufstieg des Proletariats
    • Geistes- und ideengeschichtliche Rahmenbedingungen: Aufklärung, Liberalismus, Rationalismus
    • Politische Rahmenbedingungen: Französische Revolution; Revolutionen von 1830 und 1848; Demokratisierung
  • Moderne
    • Unterschiedliche Definitionen von „modern", „Moderne" und „Modernisierung"
    • Moderne als Epoche, beginnt z.B. mit der Aufklärung und/oder der „Doppelrevolution"
    • Neuzeitliche Moderne, beginnt mit Humanismus und Renaissance
    • Fachspezifischer Gebrauch des Begriffs – in Soziologie, Philosophie, Kunstgeschichte, Musik
  • Merkmale der Genese des modernen Denkens
    • Säkularisierung
    • Demokratisierung
    • Industrialisierung
    • Fortschrittsglaube
    • Rationalisierung
    • Individualisierung
  • Nach Jürgen Osterhammel wurden die intellektuellen Grundlagen der Moderne bereits während der Frühen Neuzeit in Europa gelegt, frühestens im Zeitalter Montaignes, spätestens in der Aufklärung
  • Stephen Toulmin - Kosmopolis

    • Beginnt sein Nachdenken über die Moderne mit den Humanisten, mit Michel de Montaigne, N. Machiavelli und W. Shakespeare
    • Versteht die wissenschaftliche und philosophische Epoche eines Descartes oder Newton als „defensive Gegenrevolution" oder als „Gegenrenaissance"
    • Entwicklung von der praktischen zur theoretischen Philosophie vollzieht sich auf vier Ebenen: vom Mündlichen zum Schriftlichen, vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Lokalen zum Globalen, vom Zeitgebundenen zum Zeitlosen
  • Bedeutung der Renaissance für die „Moderne"
    • Verändertes Lebensgefühl großer Teile der kulturellen Eliten
    • Renaissancehumanisten als „Intellektuelle neuen Typs", als „Vorboten eines neuen Zeitalters"
    • Bewusste Hinwendung zur Welt und zum Menschen
    • Höhere Bewertung des Individuellen (moderner Individualismus)
    • Prinzip der individuellen Verantwortung
  • Pico della Mirandola
    Uomo universale
  • Neue Menschenbilder der Renaissance
    • Uomo universale
    • Homo faber
    • Der weltmännisch gewandte Hofmann (und die Dame vom Hof)
    • Der vorbildliche Fürst (uomo virtuoso)
    • „Durchschnittsmensch" bei Machiavelli
  • Aus der dynamischen Kultur Italiens zur Zeit der Renaissance entwickelte sich ein neuer westlicher Persönlichkeitstypus, der sich auszeichnete durch Individualismus, Weltlichkeit, Willensstärke, vielfältige Interessen und Beweggründe, schöpferische Innovation und die Bereitschaft, sich über traditionelle Grenzen menschlichen Handels hinwegzusetzen
  • Der „Siegeszug" der (Natur-)Wissenschaften in der Frühen Neuzeit
    • Wissenschaft diente zunächst der Suche nach der göttlichen Ordnung in der Natur
    • Allmähliche Veränderung des Verhältnisses von Wissenschaft und Religion, jedoch kein linearer Prozess
    • Im Laufe des 16. und frühen 17. Jahrhunderts wurden aber zunächst religiöser Zwang und religiöse Intoleranz stärker
    • Gottesfrage rückt allmählich in den Hintergrund
    • Francis Bacon sah in der Trennung zwischen Wissenschaft und Religion den Garanten für bessere Entfaltungsmöglichkeiten und Erkenntnisgewinne
    • Der Nutzen der Wissenschaft läge in ihrem Nutzen für den Menschen
    • Wissenschaften wurden zu „Brennpunkten des gesellschaftlichen Interesses" und kamen in „Mode und gewannen eine Stellung, die sich von ihrer früheren erheblich unterschied"
    • Späte 17. Jahrhundert charakteristische Typus des wissenschaftlichen Amateurs: Robert Boyle, Gründer der „Royal Society"
  • Rationalismus
    • Zentraler Begriff: die „Vernunft"
    • Als oberstes Ordnungsprinzip der Welt (metaphysischer Rationalismus)
    • Als Grundlage des Erkennens (erkenntnistheoretischer Rationalismus)
    • Existenz von angeborenen Begriffen (Kausalität, Substanz)
    • Möglichkeit systematische, erfahrungsunabhängige Aussagen aus reinen Verstandesbegriffen (apriori) zu machen
    • Methodisch an der Mathematik orientiert (Deduktion)
    • Ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts konzentrierte sich die moderne Philosophie in Westeuropa auf die formale Analyse schriftlicher Aussagenketten
  • Empirismus
    • Francis Bacon versprach sich von der beobachtenden, experimentellen Methode die grundlegende Erneuerung aller Wissenschaften
    • Empirismus und Rationalismus wurden kanonisiert, sozusagen seliggesprochen
    • Fortschritt der Wissenschaft auf der Basis direkten Experimentierens zu erlangen (Bacon) – induktive Ableitungen vom einzelnen
  • Skeptizismus
    Ein Begriff zur Bezeichnung der philosophischen Richtungen, die das systematische Hinterfragen zum Prinzip des Denkens erheben
  • a priori
    Ideen, die sich dem Verstand als klar, deutlich und frei von inneren Widersprüchen präsentieren
  • Descartes' Methode
    • Methodisch an der Mathematik (Geometrie und Arithmetik) orientiert
    • Reduktion alles Klassifikation in res extensa und res cogitans
    • Einordnung in eine formale Theorie
    • Baum als Metapher für die Positionierung unterschiedlicher Wissenschaften
    • Methodischer Zweifel als notwendige Voraussetzung für das Erreichen unbedingter Gewissheit
  • Empirismus
    Philosophische Richtungen, die das systematische Hinterfragen zum Prinzip des Denkens erheben und die Möglichkeit einer Erkenntnis von Wirklichkeit und Wahrheit in Frage stellen oder prinzipiell ausschließen
  • Francis Bacon versprach sich von der beobachtenden, experimentellen Methode die grundlegende Erneuerung aller Wissenschaften
  • Empirismus und Rationalismus wurden kanonisiert, sozusagen seliggesprochen (Merton)
  • Fortschritt der Wissenschaft auf der Basis direkten Experimentierens zu erlangen (Bacon) – induktive Ableitungen vom einzelnen
  • Säkularisierung
    Prozess der Verweltlichung; Prozess des Bedeutungsverlustes von Religion
  • Säkularisierung
    1. Teile der „Bildungselite" (wissenschaftlich Tätige und gebildete Kreise der Bevölkerung) stellten das christliche Weltbild durch eine Fülle neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ansätze zunehmend in Frage
    2. Säkulare Denkweisen wurden zunächst in kleinen Zirkeln entwickelt und diffundierten dann ins gebildete Bürgertum und in den Adel und schließlich in weitere Bevölkerungsschichten
    3. Jahrhunderte langer Prozess
  • Das Zeitalter der konfessionellen Spaltung und der religiösen Bürgerkriege hatte jeden kirchlichen Absolutheitsanspruch unwiederbringlich zerstört
  • Die Pluralität der Religionen konnte keine Basis mehr für eine für alle Menschen gültige Gewissheit bieten
  • Es galt also, das Wissen auf eine 'säkulare' Grundlage zu stellen, die von den umstrittenen religiösen Wahrheitsfragen unbelastet war
  • Seit der Renaissance existierte die Vorstellung eines immer vollkommener werdenden Menschen, von dem viele Aufklärer schließlich fordern sollten, die Fesseln der Religion abzustreifen und mit Hilfe seiner Vernunft seine 'wahre' Bestimmung zu finden
  • Aufklärung
    Kulturelle und soziale Bewegung, in deren Verlauf sich bereits die im 17. Jahrhundert entwickelten Methoden und Themen von einer stetig wachsenden Gruppe von Gebildeten diskutiert, systematisch verbreitet und in die Praxis umzusetzen versucht wurden
  • Bereits für das Jahr 1700 lässt sich ein Zäsur-Bewusstsein nachweisen: Prominente Zeitgenossen waren der Meinung, in einem Jahrhundert der Aufklärung zu leben
  • Im 18. Jahrhundert wurde der Begriff „Aufklärung" zu einem Modewort, mit welchem man in der Regel Folgendes beschreiben wollte: Licht in das Dunkel der Unvernunft bringen, den Nebel des Aberglaubens, der Vorurteile und der geistigen Bevormundung vertreiben, eigene, klare überprüfbare Begriffe von allen Gegenständen entwickeln
  • Charakteristisch für das Zeitalter der Aufklärung war der Optimismus, dass die allen gemeinsame Vernunft die Menschen prinzipiell dazu befähige, Vorurteile, Aberglauben und angemaßte Autorität zu durchschauen und die menschlichen Verhältnisse in vernunftgemäßer Weise neu zu ordnen
  • Alle Lebensbereiche sollten planmäßig vervollkommnet werden. Dem menschlichen Handeln schien sich ein bisher ungeahnter Gestaltungsspielraum zu öffnen, indem es sich auf die Zukunft und das Diesseits richtete und sich nicht mehr ausschließlich an einer idealen Vergangenheit oder am Jenseits orientierte
  • Kommunikation wurde von den Zeitgenossen als unerlässlich für Aufklärung und Fortschritt angesehen
  • Die "Wahrheit" erschien nicht länger als gesicherter Besitz, etwa in Form von göttlichen Ideen, sondern als etwas, das es durch Wahrnehmungen, Empfindungen, Forschungen und wechselseitigen Austausch erst zu erwerben galt
  • Der Mensch wurde als geselliges Wesen, als animal sociale, verstanden
  • Das Individuum verwirkliche sich erst durch die Gesellschaft. Insofern sei die Gesellschaft in einer bestimmten Art und Weise für das Wohl des Individuums verantwortlich
  • Die vita contemplativa galt nicht länger als die ideale menschliche Lebensform, sondern die vita activa, das weltzugewandte, gesellige, praktische Handeln, rückte an ihre Stelle
  • Es entstand allmählich das, was Jürgen Habermas als "bürgerliche Öffentlichkeit" bezeichnete: nämlich sowohl eine neue Sphäre der Kommunikation als auch eine neue Gemeinschaft der Menschen, die daran teilnahmen